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Heidelberg in der badischen Zeit

Ende der Kurpfalz | Heidelberger Romantik | Vormärz und Badische Revolution | Tourismus und Universität | Stadtexpansion in der Gründerzeit | Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Ende der Kurpfalz

In den Koalitionskriegen nach der Revolution von 1789 annektierte Frankreich die linksrheinischen Teile der Pfalz und konnte sich im geheimen Frieden von Basel 1795 diese Gewinne sichern. Damit war die Teilung der Kurpfalz vollzogen, ihre Geschichte endete mit dem Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 endgültig. Die rechtsrheinischen Gebiete und somit auch Heidelberg wurden dem bald darauf zum Großherzogtum erhobenen Baden zugeschlagen. Im Wiener Kongress von 1815 erhielt das Königreich Bayern die linksrheinische Pfalz (schon seit 1777 war die Kurpfalz in Personalunion von München aus regiert worden), während die badischen Gebietsgewinne bestätigt wurden.

Der badische Großherzog Karl Friedrich (1771-1811) war ein Anhänger der Aufklärung und Förderer der Wissenschaften. Ihm verdankte auch die Universität Heidelberg ihren Wiederaufstieg zu einer renommierten Bildungsstätte. Karl Friedrich reorganisierte die Universität und machte sie zur staatlich finanzierten Lehranstalt. Die Universität Heidelberg erhielt einen neuen Namen, der neben dem Gründer Ruprecht I. auch an den Reformer Karl Friedrich erinnert: seitdem ist sie als "Ruprecht-Karls-Universität" oder unter der lateinischen Namensform "Ruperto Carola" bekannt. Im 19. Jahrhundert lehrten in Heidelberg illustre Namen wie der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Historiker Heinrich von Treitschke, der Chemiker Robert Wilhelm Bunsen sowie die Physiker Hermann von Helmholtz und Gustav Kirchhoff. Das Renommee der Professoren verschaffte der Universität wiederum einen erheblichen Zulauf von Studenten. [nach oben]

Heidelberger Romantik

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Heidelberg zu einem der wichtigsten Orte der deutschen Romantik. Schon 1798 hatte Friedrich Hölderlin in seiner Ode Heidelberg der Stadt ein Denkmal gesetzt. In der Folge war es neben den landschaftlichen Reizen der Neckarstadt vor allem die Schlossruine, die für Literaten wie Maler der Romantik besonders anziehend wirkte. Nachdem Jena das Zentrum der deutschen Frühromantik gewesen war, formierte sich ab 1804 in Heidelberg eine Gruppe um den Dichter Ludwig Achim von Arnim und den Schriftsteller Clemens von Brentano, deren Wirken als "Heidelberger Romantik" bekannt ist. Im Bereich der Malerei der Romantik entstand in Heidelberg inspiriert von der Sammlung Boisserée ein Künstlerzirkel um Carl Philipp Fohr, Karl Rottmann und Ernst Fries.

Arnim und Brentano veröffentlichten zwischen 1806 und 1808 in Heidelberg unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn eine Sammlung deutscher Volkslieder. Ein weiterer Dichterzirkel entstand um Joseph von Eichendorff, der von 1807 bis 1808 in Heidelberg studierte. An der Heidelberger Universität standen einflussreiche Professoren wie der Rektor Anton Friedrich Justus Thibaut, der Dozent Joseph Görres und der Philologe Friedrich Creuzer der Romantik nahe. Die Auseinandersetzung mit dem Heidelberger Philologen Johann Heinrich Voß, welcher der Romantik ablehnend gegenüberstand und nicht zuletzt Des Knaben Wunderhorn ob der unwissenschaftlichen Methoden der Herausgeber kritisierte, führte aber letzten Endes dazu, dass sich an der Heidelberger Universität der Voßsche Rationalismus durchsetzte und die Heidelberger Romantik zum Erliegen kam. [nach oben]

Vormärz und Badische Revolution

Während des Vormärzes verbreiteten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl die in Studentenverbindungen organisierten Heidelberger Studenten als auch manche liberal eingestellte Professoren der Universität nationale, liberale und demokratische Ideen. Der Philosoph Ludwig Feuerbach entfaltete eine große Wirkung, als er 1848 in Heidelberg auf Einladung der Studentenschaft religionskritische Vorlesungen hielt. Weil ihm die Universität keine Räume zur Verfügung stellen wollte, musste er auf den Rathaussaal ausweichen. Unter dem Einfluss der Februarrevuoltion in Frankreich nahm die deutsche Märzrevolution in Baden ihren Lauf.

Am 5. März 1848 versammelten sich im Hotel Badischer Hof liberale und demokratische Politiker aus Südwestdeutschland zur Heidelberger Versammlung. Diese setzte maßgebliche Impulse zum Vorparlament und somit zur Konstituierung der Frankfurter Nationalversammlung. Vom Heckeraufstand in der ersten Phase der Badischen Revolution blieb Heidelberg unberührt, hingegen entstanden in der Stadt zahlreiche demokratische Vereine. Als der demokratische Studentenverein verboten wurde, zogen im Juli die Heidelberger Studenten aus Protest nach Neustadt an der Haardt aus. Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung erfasste der Maiaufstand ganz Baden. Die vom badischen Großherzog zur Hilfe gerufenen preußischen Truppen kämpften auch in Heidelberg gegen liberale Freischärler und schlugen den Aufstand letztendlich nieder. [nach oben]

Tourismus und Universität

Auch im 19. Jahrhundert blieb die Wirtschaft Heidelbergs - immerhin die viertgrößte Stadt Badens - agrarisch geprägt. Die Industrialisierung war für die Neckarstadt weitaus weniger folgenreich als etwa für das benachbarte Mannheim. Zwar entstanden in der Stadt namhafte Industriebetriebe wie die Waggonfabrik Fuchs, Heidelberger Druckmaschinen oder HeidelbergCement, dennoch gab es gegen Mitte des 19. Jahrhunderts im damals rund 15.000 Einwohner zählenden Heidelberg gerade einmal 392 Industriearbeiter in 14 Fabriken. Neben der Tallage der Stadt mag ein Grund dafür gewesen sein, dass man in Heidelberg schon damals um den Wert des Landschaftsbildes für den Tourismus wusste und dieses nicht durch Fabriken verschandeln wollte.

Auch die pittoreske Schlossruine blieb, obwohl von vielen als Symbol der Demütigung durch die Franzosen angesehen, dank denkmalschützerischer Aktivitäten vom Abriss verschont und wurde in der Folgezeit zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Heidelbergs. So entwickelte sich der Tourismus zu einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in Heidelberg und ist es bis heute geblieben. Der Heidelberg-Tourismus hatte bereits im frühen 19. Jahrhundert seine Anfänge genommen, einen enormen Aufschwung erlebte er durch den Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz: 1840 wurde der Abschnitt Mannheim-Heidelberg der Badischen Hauptbahn eröffnet, die Verbindung nach Karlsruhe folgte drei Jahre später. 1862 wurde dann schließlich die Odenwaldbahn ins Neckartal fertiggestellt.

Ebenfalls prägend für Heidelberg ist seit dem 19. Jahrhundert die Präsenz der Universität. In wirtschaftlicher Hinsicht profitierte das in der Stadt ansässige Verlags- und Druckereiwesen von der Hochschule. Die zahlreichen Studenten bestimmten bald das Stadtbild. Eine besondere Stellung nahmen dabei die Studentenverbindungen ein, denen zu jener Zeit jeder zweite Student angehörte. Bis heute finden sich in den besten Lagen Heidelbergs Korporationshäuser der Studentenverbindungen. Joseph Victor von Scheffels Gedicht Alt-Heidelberg, du feine (später in der vertonten Version ein populäres Studentenlied) und das 1901 uraufgeführte Schauspiel Alt-Heidelberg machten das studentische Milieu der Stadt berühmt, Heidelberg wurde zu einem Sinnbild des Studentenlebens im 19. Jahrhundert. [nach oben]

Stadtexpansion in der Gründerzeit

Die Gründerzeit nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871 war in Heidelberg wie überall im neugegründeten deutschen Kaiserreich eine Ära des Aufschwungs. Schon zuvor waren im Bereich des Bahnhofs die neuen Stadtteile Weststadt und Bergheim entstanden. Ab Ende des 19. Jahrhunderts begann dann eine Phase der rasanten Expansion, während der das Stadtgebiet durch zahlreiche Eingemeindungen vergrößert wurde und die Einwohnerzahl Heidelbergs sich von 20.000 im Jahr 1871 auf 85.000 im Jahr 1933 mehr als vervierfachte.

Den Anfang der Eingemeindungswelle machte die Einverleibung Neuenheims auf der rechten Neckarseite im Jahr 1891, zwölf Jahre später gefolgt vom nördlich angrenzenden Handschuhsheim. In den 1920er Jahren wurden Kirchheim, Wieblingen und Rohrbach eingemeindet, mit dem Pfaffengrund entstand ein gänzlich neuer, als "Gartenstadt" konzipierter Stadtteil.

Mit der flächenmäßigen Expansion ging der Ausbau der Infrastruktur einher. Die Straßenbahn nahm zunächst 1885 pferdebetrieben ihren Betrieb auf, seit 1902 ist sie elektrifiziert. Die Bergbahn führt seit 1890 auf die Molkenkur, seit 1907 sogar bis hinauf auf den Gipfel des Königstuhls. Durch den Bau von Staustufen wurde der Neckar zwischen 1925 und 1929 kanalisiert und zur Wasserstraße ausgebaut. 1935 wurde die Autobahn von Mannheim nach Heidelberg, die heutige Bundesautobahn 656, als eine der ersten Autobahnstrecken Deutschlands eröffnet. [nach oben]

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Von der Novemberrevolution nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg blieb Heidelberg weitgehend unberührt. In Mannheim und Karlsruhe proklamierten Arbeiter- und Soldatenräte am 14. November 1918 die Republik Baden. Wenig später dankte Großherzog Friedrich II. ab. Zum ersten Präsidenten der Weimarer Republik wurde 1919 der Heidelberger Friedrich Ebert gewählt. Nach seinem Tod 1925 wurde Ebert unter großer Anteilnahme der Heidelberger Bevölkerung auf dem Bergfriedhof in seiner Heimatstadt beigesetzt.

1928 begann der Bau einer dritten Brücke über den Neckar, der Ernst-Walz-Brücke. Sie ist nach dem vorhergehenden Oberbürgermeister benannt. 1930 ermöglichten Spenden von US-Bürgern die Grundsteinlegung für das Hörsaalgebäude der Neuen Universität. Den Tourismus versuchte man währenddessen durch gezielte Maßnahmen zu fördern: In den 1920er Jahren wurden die Heidelberger Theaterfestspiele ins Leben gerufen, die aber schon 1930 nach nur vier Spielzeiten aus finanziellen Gründen scheiterten. Auch Versuche, Heidelberg zu einem Kurort zu machen, waren erfolglos, wenn auch eine 1928 erschlossene Heilquelle fast drei Jahrzehnte lang als Radium-Solquelle genutzt wurde.

1925 wurde eine Heidelberger Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik fuhr die faschistische Partei am Neckar überdurchschnittliche Ergebnisse ein: Bei der Landtagswahl 1929 war ihr Stimmenanteil mit 14,5 % doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt, bei der Reichstagswahl 1930 war die NSDAP mit 25,2 % in Heidelberg schon die stärkste Partei. Eine kontroverse Figur in der Geschichte Heidelbergs ist der 1928 zum Oberbürgermeister gewählte Carl Neinhaus. 1933 trat er der NSDAP bei und blieb bis 1945 im Amt. Trotz seiner nationalsozialistischen Vergangenheit amtierte der mittlerweile zur CDU übergetretene Politiker von 1952 bis 1958 noch einmal als Stadtoberhaupt. [nach oben]

Text: Wikipedia (leicht verändert)

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