Vor 600 Jahren versammelten sich Kardinäle, Fürsten
und ein Papst in Konstanz, um die Spaltung der Kirche zu überwinden
und die Ketzerei zu bekämpfen. Wie sah die Reichsstadt Konstanz
zu dieser Zeit aus, wie lebten die Menschen in ihren Mauern und
an den Ufern des Bodensees? Eine lebensnah gestaltete Ausstellung
im Konstanzer Rosgartenmuseum zeigt eindrücklich, dass uns
die Menschen des Spätmittelalters näher waren, als
wir denken. Sie hatten ähnliche Sorgen wie wir, liebten,
stritten sich mit den Nachbarn, waren mehr oder weniger fromm,
versuchten, gesund zu bleiben und wirtschaftlich über die
Runden zu kommen. Ihre Lebensumstände waren mühevoller
und doch zeigten sie Einfallsreichtum und empfanden Lebensfreude.
In der Küche schätzten sie gebratenen Bodenseefisch
oder eine schmackhafte Bärentatze, kannten aber auch Kräuter,
Gewürze und knackiges Gemüse. Frisches Wasser kam von
den Höhen des Thurgauer Seerückens, wo manche Partizierfamilie
auch eine sichere Burg besaß. Ab dem 12. Lebensjahr musste
jeder Bürger die Stadt mit verteidigen, wenn sie angegriffen
wurde. Güterproduktion und Warenverkehr waren streng reguliert,
denn die Zünfte steuerten die kommunale Wirtschaft. Dennoch
wurden manche Familien als Fernhändler sehr reich, andere
blieben arm und hatten im Leben nichts zu lachen.
Ulrich Richental; Chronik des Konstanzer Konzils; Marktszene.
Handschrift; 1464/65.
Rosgartenmuseum Konstanz
Große Panoramabilder, originale Alltagsgegenstände
der Zeit und ein Film, der an heute noch bestehende Originalschauplätze
der Konzilszeit führt und spannende Geschichten zu Orten
und Menschen erzählt, machen das Spätmittelalter dreidimensional
erlebbar. Kernstück der Ausstellung ist die Neupräsentation
der Konstanzer Handschrift der Richentalchronik.
Zur Ausstellung erscheint das Bilder- und Lesebuch „Konstanz
um 1414 – Städtischer Alltag zur Zeit des Konzils“ mit
anschaulich erzählten Geschichten über das Leben der
damaligen Menschen in der Bischofs- und Reichsstadt, sichtbar
gemacht in den großartigen Bildern des Illustrators Ralf
Staiger.
Dr. Tobias Engelsing,
Direktor der Städtischen Museen Konstanz
oben:
Küchenmesser, Siebgefäß und Metzgerbeil
Rosgartenmuseum Konstanz
recht: Figur
des "Metzgerle"; um 1600
Ursprünglich auf dem Brunnen vor der großen Metzig,
Marktstätte. Danach im Haus "Zum Rosgarten", im
Schlachthaus und seit 1924 im Rosgartenmuseum
Kolorierter Sandstein; H: 99,7 cm; B: 43,5 cm; T: 48,5 cm
Rosgartenmuseum; Inv.Nr. S 230
unten:
Mittelalterliche Keramik
ganz unten:
Mittelalterliches Türschloss
Beide Rosgartenmuseum Konstanz
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