Gladiatoren. Tod und Triumph im Colosseum


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Spielzeug oder Souvenir von einem unvergesslichen Kampf? Solche Bronzestatuetten waren im gesamten Römischen Imperium sehr beliebt (Bronze, Kaiserzeit; © Museo Civico Archeologico,Bologna)Antihelden der Antike – die Gladiatoren kommen
Sie wurden verehrt und verachtet, beleidigt und bewundert, gefeiert und verhöhnt – Gladiatoren. Um das Leben der Berufskämpfer ranken sich seit antiker Zeit Mythen und Klischees. Doch wer waren diese Männer und was für ein Leben führten sie im Schatten der Arena? Wie war ihr Alltag in den Gladiatorenschulen organisiert?

Ihr Training, eine professionelle medizinische Versorgung und sogar eine spezielle Ernährung dienten ausschließlich einem Zweck: Die Gladiatoren sollten auf die blutigen Kämpfe in den Amphitheatern optimal vorbereitet sein. Die blutberauschten Massen wollten auf hohem Niveau unterhalten werden. Die Kämpfe ähnelten dabei keinem anarchischen Gemetzel, sondern waren im Gegensatz genau definierten Regeln unterworfen und brachten zentrale, stoisch unterlegte Werte der römischen Gesellschaft zum Ausdruck: virtus (mannhafte Tapferkeit) und constantia (Standhaftigkeit) im Angesicht des Todes. Die Schau zeigt die religiösen Ursprünge der Gladiatur und wie sie sich zur politisch gesteuerten Massenunterhaltung des Volkes entwickelte.

Spielzeug oder Souvenir von einem unvergesslichen Kampf? Solche Bronzestatuetten waren im gesamten Römischen Imperium sehr beliebt (Bronze, Kaiserzeit; © Museo Civico Archeologico,Bologna)

Die Sonderausstellung beleuchtet das facettenreiche Leben der Gladiatoren mit einzigartigen Originalfunden aus bedeutenden italienischen Museen. Experimental-archäologische Nachbauten veranschaulichen die Bewaffnung der Gladiatoren und ihre ganz unterschiedlichen Kampfesweisen und bieten einprägsame Einblicke in einen martialisch-faszinierenden Bereich der römischen Welt vor 2000 Jahren.
 

Weltweit gibt es kaum mehr als zehn erhaltene Gladiatorenhelme; dieser wurde bei den Ausgrabungen in Pompeji gefunden (Bronze, 1. Jh. n. Chr.; © Museo Archeologico Nazionale, Neapel)COLOSSEVM – kaiserliche Arena
Der Bauplatz des Monumentalbaus der Flavier war ein deutliches politisches Signal: wo einst das monströse Anwesen ihres verhassten Amtsvorgängers Nero die Bürger ausgeschlossen hatte, errichteten sie zum Gefallen des Volkes das größte Amphitheater der römischen Welt für 55.000 Besucher.

Weltweit gibt es kaum mehr als zehn erhaltene Gladiatorenhelme; dieser wurde bei den Ausgrabungen in Pompeji gefunden (Bronze, 1. Jh. n. Chr.; © Museo Archeologico Nazionale, Neapel)

In gerade einmal zehnjähriger Bauzeit wuchs das erste dauerhafte Amphitheater der römischen Hauptstadt, das mit einer Höhe von 52 Metern, einer Länge von 188 Metern und einer Breite von 152 Metern in den Himmel ragte, empor. Für den Bau des „achten Weltwunders“ wurden etwa 100.000 Arbeitskräfte in verschiedenen Bautrupps benötigt, die Verfahren verwendeten, die noch auf heutigen Baustellen zum Einsatz kommen. Es ist das steinerne Symbol für die technischen Fähigkeiten der Römer und ihre Architektur der Macht, die hier ihren glanzvollen Höhepunkt erreichte. Finanziert wurde das Colosseum mit der Beute aus dem römisch-jüdischen Krieg des Jahres 70 n. Chr. unter dem späteren Kaiser Titus. Aus dem Colosseum in Rom zeigt die Ausstellung einmalige Architekturfragmente und kunstvollen Bauschmuck.
 

Teil einer Absperrung des COLOSSEVMS in Gestalt eines Krokodils; die Zuschauerströme wurden nach genauen Plänen gelenkt (Marmor, 3. Jh. n. Chr.; © Colosseo, Rom)Die Organisation der blutigen Spiele war eine logistische Meisterleistung – generalstabsmäßig geplant und mit enormem finanziellem Aufwand umgesetzt. In der Exotik der dargebotenen Tiere aus allen Winkeln des Reiches sollte sich nicht zuletzt die Macht und Größe des Römischen Imperiums widerspiegeln. Doch die Sesterze des Kaisers waren wohl durchdacht angelegt, denn die zu erwartende Rendite war groß: ein zufriedenes Volk – quer durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Damit diente die Investition in erstklassige Unterhaltung im Colosseum letztlich auch der Absicherung der eigenen Macht.

Teil einer Absperrung des COLOSSEVMS in Gestalt eines Krokodils; die Zuschauerströme wurden nach genauen Plänen gelenkt (Marmor, 3. Jh. n. Chr.; © Colosseo, Rom)

Gladiatorenbegeisterung in der Region
Auch in den germanischen Provinzen gab es Stätten für Gladiatorenkämpfe. Selbst in den Randgebieten des Imperiums wollte man auf diese Form der Unterhaltung nicht verzichten. Eine charakteristische Auswahl Frankfurter Bodenfunde aus dem römischen Nida (heute Frankfurt- Heddernheim) zeugt von der großen Gladiatorenbegeisterung dieser Zeit.

Kooperationspartner der Sonderausstellung ist das Jüdische Museum Frankfurt mit seiner Wechselausstellung »Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz«.

Die Menora, das spätantike Leitsymbol des Judentums, repräsentiert auf einem Fries des Titusbogens pars pro toto die ungeheuer reiche Beute des Jüdischen Krieges aus dem Jahre 70 n. Chr.. Die Zerstörung Jerusalems und die Plünderung des Tempels war ein tiefer Einschnitt und Wendepunkt in der Geschichte des jüdischen Volkes. Für das flavische Herrscherhaus stellten die enormen Kriegsgewinne eine wichtige Grundlage zur Finanzierung ihres ehrgeizigen und umfangreichen Bauprogramms dar – insbesondere des Colosseums. Vertieft wird dieses Thema auch innerhalb der gemeinsamen Vortragsreihe des Archäologischen Museums Frankfurt und des Jüdischen Museums Frankfurt. Ein Kombiticket ermöglicht ab dem 11. Dezember 2014bei Besuch beider Ausstellungen am selben Tag 50 Prozent Ermäßigung auf den Eintrittspreis der zweiten Ausstellung.

Fuß einer überlebensgroßen Bronzestatue mit dem typischen Soldatenschuh (caliga) des Legionärs (Bronze, 1. – 2. Jahrhundert n. Chr.; © Museo Civico Archeologico, Bologna)

     

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