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Golden Edition - Die Farben der Antike

Forschungsnetzwerk und neueste Analysetechniken

Mithilfe naturwissenschaftlicher Messmethoden konnten in den letzten Jahrzehnten Informationen über die originalen antiken Marmorskulpturen gewonnen werden, die als Grundlage für die Anfertigung der experimentellen Rekonstruktionen dienten. Zudem wurden antike Schriftquellen zur Statuenpolychromie neu ausgewertet. Neben formgetreuen Gipsabgüssen wurden auch Kopien in Marmor und schließlich 3D-Drucke angefertigt. Die Kopien wurden anschließend mit den authentischen, historischen Malmaterialien farbig gefasst. Die lange Serie der dreidimensionalen, physischen Rekonstruktionen geht 2020 in das dreißigste Jahr. Ulrike Koch-Brinkmann und Vinzenz Brinkmann begannen bereits 1989 mit experimentellen Farbrekonstruktionen an Kopien der Originale. Die Grundlage hierfür bilden eigene naturwissenschaftliche Untersuchungen, aber vor allem die gesammelten Ergebnisse zahlreicher Forschungen auf internationaler Ebene. An den wichtigen Museen wie dem dem Akropolismuseum in Athen, dem British Museum in London, dem Louvre in Paris, dem Metropolitan Museum in New York, der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen oder dem Pergamonmuseum in Berlin, haben Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftler in gemeinsamer Anstrengung die Erforschung der Farbigkeit der eigenen Sammlungsbestände mit großem Erfolg vorangetrieben. Zudem entstand eine Vielzahl an unabhängigen, umfangreichen Forschungs- und Promotionsarbeiten.

Gipsabguss, Naturpigmente in Eitempera, Blattgold, H. ca. 62 cm, 2005, Liebieghaus Skulpturensammlung (Liebieghaus Polychromy Research Project), Frankfurt am Main, Inv. St.P 686. Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung – Norbert Miguletz. Original: Athen, Akropolis, um 470 v.Chr., Akropolismuseum, Athen, Inv. 599Liebieghaus Skulpturensammlung (Liebieghaus Polychromy Research Project), Frankfurt am Main, Inv. LG 223 (Leihgabe der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. I: Klassische Archäologie, Abgusssammlung). Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung – Norbert Miguletz. Original mit Farbfassung: Delos, 2. Jahrhundert v.Chr., Marmor, Archäologisches Nationalmuseum, Athen, Inv. 1827Experimentelle Farbrekonstruktion Variante B des sogenannten Panzertorsos von der Athener Akropolis.

Experimentelle Farbrekonstruktion der Statue einer Frau, die sich in einen Mantel hüllt, sogenannte Kleine Herkulanerin, 2019.

Oben: Ausstellungsimpression.

Alle Fotos: Liebieghaus Skulpturensammlung – Norbert Miguletz

Die Methoden der naturwissenschaftlichen Untersuchungen wurden weiterentwickelt und verfeinert. So wurde etwa die Infrarotlumineszenzfotografie (VIL) entwickelt und bildgebende Verfahren in der Thermografie optimiert. Auch konnte in großem Umfang von der Neuentwicklung tragbarer, non-invasiver Analysetechniken profitiert werden, mit deren Hilfe eine große Anzahl von Farbmessungen an einem Objekt durchgeführt werden kann. Dadurch hat sich in den letzten Jahren das Wissen in Bezug auf die in der Antike verwendeten Pigmente enorm erweitert.

Die portable Röntgenfluoreszenzanalyse ermöglicht die differenzierte Benennung der Metallanteile eines Materials, sodass eine Vielzahl anorganischer Pigmente sehr zügig und ohne Probeentnahme bestimmt werden kann. Die UV-VIS- Absorptionsspektroskopie liefert die Identifizierung sowohl von Pigmenten als auch von Farbstoffen wie zum Beispiel Pflanzenfarben. Sie kommt somit für die Bestimmung beinahe aller anorganischer, aber auch organischer Materialien zur Anwendung. Mit der Messung, die einem optischen Fingerabdruck gleichkommt, erfolgt auch eine physikalische Bestimmung des Farbtons des antiken Materials. Diese chromatische Definition ermöglicht insbesondere bei der experimentellen Rekonstruktion einer antiken Farbfassung eine sehr präzise Annäherung an das ursprüngliche Erscheinungsbild.

Gestützt auf diese neuen technischen Möglichkeiten der Sichtbarmachung des Lichts, aber auch der naturwissenschaftlichen Analyse von Pigmentresten ist das Team um Vinzenz Brinkmann in jahrelanger Arbeit zu detaillierteren Ergebnissen und präziseren Formen der Vermittlung gelangt. Unterstützt wurde die wissenschaftliche Arbeit durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Stiftung Archäologie, das Leibnizpreis-Projekt von Prof. Dr. Oliver Primavesi, durch Salvatore Settis, die Regierung der Republik Italien, den Städelschen Museums-Verein und zuletzt durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Goethe-Universität Frankfurt am Main mit Prof. Dr. Dirk Wicke.

Bunte Götter - Golden Edition. Die Farben der Antike

Eine Ausstellung im Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt
30. Januar – 30. August 2020

Text: Liebieghaus Skulpturensammlung
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