Das Historische Museum wurde 1920 im Gebäude der Alten Metzig
(Grande Boucherie, erbaut 1587) gegründet. Den Anstoß dazu
gab eine Ausstellung im Jahr 1919, die Straßburg kurz nach
Ende des Ersten Weltkriegs seiner Geschichte gewidmet hatte.
Die erste Sammlung des Museums befasste sich in erster Linie
mit den Ursprüngen und der ruhmreichen militärischen
Vergangenheit der nun wieder französischen Stadt; der Schwerpunkt
lag dabei auf den Verbindungen zu Frankreich und auf dem französische
Element in der Stadtgeschichte.
Heute stellt es die Geschichte der Stadt und aller seiner
Bewohner sowohl aus politischer, als auch aus wirtschaftlicher
und sozialer Sicht dar. Zu den Ausstellungsstücken gehören
unter anderem ein Modell der Stadt von 1725 - 1727 im Maßstab
1: 600, zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Lithografien, eine
Sammlung militärischer Objekte (Waffen und Uniformen von 1500
bis 1945), Meisterwerke des Kunsthandwerks aus dem Besitz berühmter
Männer (wie z.B. des Generals Kléber) oder einfacher Bürger
(Kleidung, Trachten, Möbel), sowie die archäologischen Sammlungen
vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert.
Das Museum hat drei Schwerpunkte: die freie Stadt des Heiligen
Römischen Reichs Deutscher Nation (1262-1681), die königliche
Stadt (1681-1789) und die Entstehung einer Metropole (19. und
20. Jahrhundert).
Seit den 1970er Jahren kamen Exponate hinzu, die das Leben
der Straßburger Bevölkerung im Mittelalter veranschaulichen.
Mehrere dieser Stücke wurden in den letzten Jahrzehnten
bei Ausgrabungen im Zusammenhang mit Bauarbeiten an Gebäuden
sowie beim Bau der Straßenbahn zutage gefördert.
Sie tragen wesentlich zum besseren Verständnis des Alltagslebens
im Mittelalter aber auch in jüngeren geschichtlichen Perioden
bei.
2007 wurden Erdgeschoss und erstes Stockwerk des Museums umgebaut;
hier befinden sich heute die Abschnitte vom Mittelalter bis
1800. Gleichzeitig wurde das ersten und zweite
Dachgeschoss für die Museumsverwaltung ausgebaut, für
die Technikräume
wurde eigens ein Untergeschoss angelegt.
Nach Abschluss des zweiten Bauabschnitts im November 2013
werden auch die Sammlungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert
in die Präsentation des Historischen Museums aufgenommen.
Zahlreiche großzügige Schenkungen.
Das Historische Museum hat von jeher großzügige
Schenkungen von Straßburgern, Elsässern und anderen
Sammlern erhalten. Genannt sei hier Fritz Kieffer, der der
Stadt und ihrem Historischen Museum 1934 eine sehr umfangreiche
Militaria-Sammlung mit 160 Uniformen, mehreren Tausend Papierfiguren,
Diplomen und anderen Gegenständen aus seiner ethnographischen
Sammlung übereignete.
Auch in den letzten zehn Jahren flossen sehr vielfältige
Schenkungen in den Museumsbestand ein. Sie reichen von einer
Todesanzeige Hitlers, die ein Rentnerehepaar mit der Post einschickte,
bis hin zu den vielen kleinen und großen Objekten, die
Louis Ludes in einem langen Sammlerleben zusammentrug und die
heute sehr wertvolle und mittlerweile seltene Zeugnisse des
Lebens in Cronenbourg und Straßburg nach dem Ersten Weltkrieg
darstellen. Die Ludes-Schenkung umfasst u. a. die vollständige
Ausstattung eines Luftschutzbunkers, Straßenschilder
aus der deutschen Zeit, einen selbstgebauten Radioapparat zum
Empfang des BBC-Senders Radio-Londres, Reklameschilder und
Werbeträger, Personaldokumente sowie unterschiedliches
Material zu verschiedenen stadtgeschichtlichen Themen.
Ferner die bei Begegnungen oder Telefonaten zufällig
zustande gekommenen Schenkungen: ein bemaltes Geschoss aus
dem Ersten Weltkrieg, das das russische Verdun darstellt (Schenkung
von Frau Lassauce-Muller), Karikaturen von Deutschen aus der
gleichen Zeit (Gesellschaft der Kunstfreunde, die dem Museum
auch andere Gegenstände schenkte), der Katalog der Industrie-
und Gewerbeausstellung in der Orangerie von 1895 (Schenkung
von M. Mellon und dem Verein der Dietrich-Freunde), Dokumente
und ein Safe von Frau Zabern, die vom Alltag ihrer Familie
im Zweiten Weltkrieg zeugen.
In den letzten Jahren wurden dem Museum besonders viele Schriftdokumente
aus dem Zweiten Weltkrieg übereignet: die illustrierten
Briefe eines Soldaten an seine Tochter in der Zeit des Sitzkrieges
(Schenkung Frau Wolfermann), abwechselnd auf Deutsch und Französisch
verfasste Schulhefte (Frau Meder, Herr Eschbach, Frau Sizaret-Eschbach),
Zeugnisse der Evakuierung in die Dordogne und in jüngster
Zeit Unterlagen, die das NS-Überwachungssystem dokumentieren.
Auch Vereinen verdankt das Museum großzügige Schenkungen;
hier sei insbesondere der Verein der Mathis-Freunde genannt,
mit dessen Hilfe ein ganzer Abschnitt über die Automobilindustrie
in den Zwischenkriegsjahren gestaltet werden konnte. Dank des
Engagements und Sachverstands der Vereinsmitglieder wurden
Schenkungen oder auch kostengünstige Ankäufe ermöglicht.
Sie veranschaulichen die verschiedenen Facetten des Wirkens
von Emile Mathis, der nicht nur ein großer Industriekapitän
seiner Zeit, sondern auch auf dem Gebiet der Werbung sehr talentiert
war.
Auch einige europäische Institutionen leisteten einen
Beitrag und unterstützten das Museum mit historischem
Mobiliar (Europarat) und aktuellen Dokumenten (Europäisches
Arzneibuch). Seine Richterrobe steuerte der ehemalige Präsident
des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte,
Jean-Paul Costa, bei.
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