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Stadt der Museen

St.Gallen – den Namen der höchstgelegenen Stadt der Ostschweiz verbinden viele zunächst mit dem historischen Stiftsbezirk und seiner berühmten Rokoko-Bibliothek, die seit 1983 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO vertreten sind. Und was bietet die Stadt sonst? Ganz einfach: Kunst und Kulturelles in grosser Fülle. Sogar einen eigenen, der Kultur gewidmeten Stadtteil: Im Museumsviertel fügen sich die Ausstellungshäuser wie die Perlen einer Kette aneinander. Insgesamt sind es nicht weniger als zehn Museen, die man in St.Gallen besuchen kann.

Museen im Museumsviertel
Die heute so reichhaltige Museumslandschaft in St.Gallen ist ohne die Aktivitäten der 1819 gegründeten Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, des 1827 gegründeten Künstler-Vereins (später Kunstverein St.Gallen) und des 1859 ins Leben gerufenen Historischen Vereins, kaum denkbar. Mitglieder des letzteren trugen historisch bedeutsame Gegenstände zu einer ersten „einheitlichen, untrennbaren, unveräusserlichen öffentlichen Sammlung“ zusammen. Ab 1873 entstand für diese und andere Sammlungen das Museumsviertel am Stadtpark. Innerhalb von 50 Jahren, während der wirtschaftlichen Blütezeit St.Gallens als Textilmetropole, entstanden die Neubauten des Alten und des Neuen Museums. Bis heute sind im Alten Museum die Sammlungen von Natur- und Kunstmuseum und im Neuen Museum die des Historischen und Völkerkundemuseums untergebracht.

Kunstmuseum St.Gallen
Das von Johann Christoph Kunkler erbaute, 1877 eröffnete Kunstmuseum gilt als eines der bedeutendsten klassizistischen Gebäude der Schweiz. Als visuelles Gedächtnis der Region beherbergt das Kunstmuseum die umfangreichste Kunstsammlung vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart in der Ostschweiz. Die Sammlung ist geprägt von der Geschichte der Stadt als Textilmetropole mit seiner regen Handelstätigkeit und umfasst bedeutende Werkgruppen nationaler und internationaler Kunst, u. a. niederländische Altmeister des 17. Jahrhunderts, deutsche und französische Malerei des 19. Jahrhunderts – von der Romantik bis zum Impressionismus - sowie bedeutende Gemälde der klassischen Moderne und wichtige zeitgenössische Installationen von Richard Serra, Nam June Paik oder Pipilotti Rist. Aufgrund der begrenzten Raumverhältnisse wird die Sammlung jeweils nur in thematischen Ausschnitten gezeigt. Das attraktive Wechselausstellungsprogramm moderner und zeitgenössischer Kunst – u. a. Ausstellungen zum Thema „Press Art“ oder zur Malerei der Gegenwart - kommt in der klassizistischen Architektur ideal zur Geltung.
Adresse: Museumstrasse 32, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Mi bis 20 Uhr,
Infos: Tel. +41 (0)71 242 06 71,
info@kunstmuseumsg.ch, www.kunstmuseumsg.ch

Naturmuseum St.Gallen
Das im gleichen Haus untergebrachte Naturmuseum lädt zu einer Entdeckungsreise durch die Naturgeschichte ein. Die Themen sind vielfältig und für Kinder und Erwachsene gleichermassen spannend, so zum Beispiel die Zeit der Saurier. Originalknochenfunde und Skelettrekonstruktionen lassen diese Riesen des Erdmittelalters aufleben. Seit August 2005 kann man auch in der neuen Dauerausstellung „Im Reich der Fischsaurier“ eine originalgrosse Skelettrekonstruktion eines solchen Meeresbewohners bestaunen. Ein Diorama zeigt St.Gallen vor 20 Millionen Jahren, rekonstruiert aus Versteinerungen, die in der Region gefunden wurden. Dem Leben in einem Wassertropfen ist ein eigener Ausstellungsteil mit Modellen und vielen Farbbildern gewidmet. Zu den besonderen Publikumslieblingen gehören die lebenden Waldameisen und die flinken Zwergmäuse; sie bringen Leben ins Museum. Die wichtigsten heimischen Säugetiere und Vögel sind, geordnet nach Lebensräumen, im Hauptsaal des Museums ausgestellt. Ein historisches Grossrelief erklärt im Ausstellungsteil Geologie die Besonderheiten des mächtigen Alpsteinmassivs mit dem höchsten Berg der Ostschweiz, dem Säntis. Daneben werden laufend Wechselausstellungen zu aktuellen Themen gezeigt.
Adresse: Museumstrasse 32, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-So 10-17, Mi bis 20 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 242 06 70,
info@naturmuseumsg.ch, www.naturmuseumsg.ch

Historisches Museum
Den Grundstock der Bestände des Historischen Museums St.Gallen trug im 19. Jahrhundert der Historische Verein zusammen. Es ist die bedeutendste kulturhistorische Sammlung der Nordostschweiz. Das Museum führt dem Besucher verschiedene Bereiche der Kulturgeschichte von der Urgeschichte bis zum 20. Jahrhundert vor Augen. Ein Modell des spätmittelalterlichen St.Gallen veranschaulicht die Stadtgeschichte und sogenannte historische Zimmer illustrieren die Wohnkultur vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Der Besucher erfährt Wissenswertes über die Stickereiindustrie und kann unter anderem historische Gewänder, Waffen und Kinderspielzeug aus vergangenen Zeiten bestaunen. Die Dauerausstellung „Feuer und Licht“ gibt einen Einblick in die Methoden des Feuerentfachens vom Feuerstein bis zum modernen Feuerzeug.
Adresse: Museumstrasse 50, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 242 06 42, info@hmsg.ch, www.hmsg.ch

Völkerkundemuseum
Die wertvollen Ausstellungstücke des Museums (im Gebäude des Historischen Museums) sind eng verknüpft mit der Bedeutung St.Gallens als Textilstadt. Weitreichende Geschäftsbeziehungen und Auslandsreisen der Textilfabrikanten haben dazu geführt, dass heute jeder Erdteil und fast alle bedeutenden Kulturkreise mit guten Beispielen vertreten sind. Exponate zum altägyptischen Totenkult und entsprechende Schriftzeugnisse, Masken und Skulpturen aus West- und Zentralafrika lassen ebenso wie Bronzearbeiten aus dem Königreich Benin diese alten Kulturen wieder auferstehen. Darüber hinaus werden die verschiedenen Kulturen Australiens, Nord- und Südamerikas, Nordafrikas und Asiens vorgestellt. Im „AntikenKabinett“ kann man sich über die Keramik und Kleinkunst der Etrusker und der alten Griechen informieren. Die Dauerausstellung wird durch wechselnde Sonderschauen ergänzt.
Adresse: Museumstrasse 50, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 242 06 42, info@hmsg.ch, www.hmsg.ch

Kindermuseum im Historischen und Völkerkundemuseum
Im obersten Geschoss des Historischen und Völkerkundemuseums machen sich Kinder auf 140 Quadratmetern zu einer Zeitreise auf, die sie von der Gegenwart bis etwa 100 Jahre zurück in die Vergangenheit führt. Dabei dürfen sie nach Pestalozzis These vom Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ selber aktiv werden. Kleine Türchen und Guckfenster, Fühlkästchen und Duftstationen fordern die jungen Besucher dazu auf, die Ausstellung mit allen Sinnen zu begreifen um so zu erfahren, wie das Leben für Kinder zu Urgrossvaters Zeiten aussah. Die ausgestellten Objekte bieten aber auch Erwachsenen immer wieder Anknüpfungspunkte an ihre eigene Kindheit. Dies macht das Kindermuseum zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Verschiedene Führungen und Workshops für Kinder, Familien und Schulklassen sowie kleinere Wechselausstellungen runden das Museumsangebot ab.
Adresse: Museumstrasse 50, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 242 06 42, info@hmsg.ch, www.hmsg.ch

Museen rund um den Hauptbahnhof
Zwischen Stadtkern und Hauptbahnhof prägen eine Reihe von Jugendstilhäusern, Geschäftshäuser ehemaliger Textilfabrikanten und das Verkehrshaus am Bahnhofplatz (heute Touristinformation) die westliche Neustadt. Westlich des Hauptbahnhofs, direkt an den Bahngleisen gelegen, sind die Lokremise im französischen Rotondentypus von 1911 und der 1906 fertig gestellte Wasserturm markante Zeugen industrieller Architektur.

Textilmuseum St.Gallen
Das Haus in der Vadianstrasse wurde 1886 von dem Architekten Emil Wild im Auftrag des Kaufmännischen Direktoriums erbaut, um darin verschiedene „textile“ Funktionen unter einem Dach zu vereinen: ein Textilmuseum mit permanenten und wechselnden Ausstellungen, eine Textilbibliothek und eine Aus- und Weiterbildungsstätte für Angestellte in der Textilindustrie. Seit über hundert Jahren ist das Haus mit diesen ursprünglichen Funktionen in Betrieb. Wie sich die Textilherstellung vom Mittelalter bis zur Gegenwart in St.Gallen und in Europa entwickelte, belegen anschaulich Exponate wie die prachtvollen Bestände an bestickten Vorhängen, die im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert als Hauptexportartikel vor allem nach Amerika geliefert wurden. Da die Kaufleute auch textile Raritäten aus aller Welt zusammentrugen, um Anregungen und Vorlagen für die eigene Produktion zu bekommen, finden sich im Museum auch seltene Kostbarkeiten wie Stickereiarbeiten aus ägyptischen Grabfunden, die von der Jahrtausende alten Kunstfertigkeit der Stickerinnen zeugen. Wechselausstellungen und Sonderausstellungen zeitgenössischer Textilkünstler sowie Videopräsentationen von modernen Schweizer Stickereien und Geweben heutiger industrieller Produktion komplettieren das Museumsangebot. Ausserdem stellt der Textilverband Schweiz hier zweimal jährlich seine neuesten Kreationen in der Ausstellung VISION aus. Internationale Modeschöpfer schneidern aus diesen Stoffen ihre Kollektionen, die an den grossen Modeschauen in Paris, New York, Mailand und Tokio vorgeführt werden.
Ein besonderer Tipp: Der Besuch der Bibliothek im Textilmuseum ist lohnenswert. Sie zählt zu den wichtigsten Fachbibliotheken der Welt. Hier kann man in alten Musterbüchern blättern, die mehr als zwei Millionen Stoffbeispiele enthalten.
Adresse: Vadianstrasse 2, CH-9001 St.Gallen
Öffnungszeiten: Mo-So 10-17 Uhr,
Infos: Tel. +41(0) 71 222 17 44, info@textilmuseum.ch, www.textilmuseum.ch

Kunst Halle
Die Kunst Halle St.Gallen in den Räumlichkeiten eines alten Lagerhauses ist Ausstellungsort für zeitgenössische nationale und internationale Kunst. Sie fungiert darüber hinaus als Dokumentationsstelle für Ostschweizer Kunstschaffen und möchte als „Kunstlabor“ der Gegenwart innovative und überzeugende konzeptionelle Kunstwerke und Ideen junger Künstler präsentieren und erforschen. Jedes Jahr werden fünf Ausstellungen realisiert, bei denen jeweils Begleitprogramme wie Diskussionsveranstaltungen oder Filmvorführungen die persönliche Auseinandersetzung mit den gezeigten Kunstwerken anregen.
Adresse: Verein Kunsthalle, Davidstrasse 40, CH-9000 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa und So 11-17 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 222 10 14, info@k9000.ch, www.k9000.ch

Museum im Lagerhaus
Im Museum im Lagerhaus, St. Gallen, Kompetenzzentrum für schweizerische Naive Kunst und Art Brut, taucht man – zwar im gleichen Gebäude – ein in verschiedene Welten. Fast alle Kunstschaffenden der Bereiche Art Brut, Outsider Art und Naive Kunst sind Autodidakten und Aussenseiter des regulären Kunstbetriebs. Sie schaffen eine Kunst, die durch ihre Vielseitigkeit, aussergewöhnlichen Inhalte und ihren Erfindungsreichtum immer aufs Neue in Bann zieht. Mit überraschender Sicherheit werden innere Bilder und Visionen umgesetzt oder die Umwelt dargestellt, wie sie persönlich erlebt wird. Neben drei Sonderausstellungen im Jahr sind im Wechsel unterschiedliche Bestände der Sammlung präsentiert.
Adresse: Davidstrasse 44, CH-9000 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Di-Fr 14-18 Uhr, Sa und So 12-17 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 223 58 57, www.museumimlagerhaus.ch

Weitere Museen in St.Gallen
In der östlichen Altstadt liegt das kleinste Museum St.Gallens und zugleich das kleinste der Schweiz. Im Spieldosenkabinett Labhart dreht sich alles um feinste Technik und liebliche Klänge.
Wissenswertes zur Schweizer Brauereigeschichte bietet das Bierflaschen-Museum in der östlich von der Altstadt gelegenen St.Jakob-Vorstadt.

Spieldosenkabinett Labhart
Ü ber zweihundert Jahre alt ist die Spieldose, die der Genfer Uhrmacher Antoine Favre erfand. 1796 gelang es ihm, eine Musikwalze zu bauen, deren Stifte die Tonfedern wie Stimmgabeln in Schwingung setzten. Andere Künstler tüftelten an der Erfindung der Spieldose weiter, verbesserten die Klaviaturen und die Klangqualität. Auch die Kunst, sogenannte Singvögel und andere Artikel mit eingebautem Musikwerk herzustellen, begann ab 1780 in der französischen Schweiz. Im Spieldosenkabinett Labhart, im Goldschmiede- und Uhrmachergeschäft an der oberen Marktgasse, ist eine kleine aber feine Auswahl dieser Kuriositäten zu bewundern: Hier gibt es kunstvoll verzierte Musikdosen, Singvögel, tanzende Püppchen und Clowns, aber auch geschickt angefertigte Automaten, klingende Schlüsselhalter und Christbaumkugeln. Der kleine Ausstellungsraum hinter dem Laden kann nur von bis zu sieben Besuchern gleichzeitig besichtigt werden.
Adresse: Marktgasse 23, CH-9001 St.Gallen
Öffnungszeiten: täglich während der Geschäftsöffnungszeiten,
Führungen Di-Sa 11 Uhr
Infos: Tel. +41 (0)71 222 50 60, info@chronometrie.ch, www.chronometrie.ch

Bierflaschen-Museum
In der Brauerei Schützengarten in der St. Jakobstrasse präsentiert sich ein Stück Schweizer Brauereigeschichte. Aus 260 Brauereien hat der leidenschaftliche Sammler Christian Bischof zirka 2.000 Bierflaschen zusammen getragen, darunter einige sehr wertvolle Ausstellungsstücke aus Ton, die über 140 Jahre alt sind. Immer wieder kommen neue dazu. Sie stammen aus einigen der zahlreichen modernen Hausbrauereien. In einer Wechselausstellung wird den Besuchern regelmässig ein neues Sammelgebiet rund ums Bier vorgestellt.
Adresse: St. Jakobstrasse 27, CH-9001 St.Gallen
Ö ffnungszeiten: Mo-Fr 8-18.30 Uhr, Sa 8-17 Uhr, Eintritt frei
Infos: Tel. +41 (0)71 243 43 43, www.schuetzengarten.ch

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