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Kloster Ochsenhausen

12. Juni 1734: Geburtstag von Basilius Perger, dem „gelehrten Astronomen“

(ssg) Wissenschaft und Glaube – der Mönch, Mathematiker und Astronom Basilius Perger zeigte, dass das kein Widerspruch ist. Der Benediktinermönch wurde berühmt als Erbauer der Sternenwarte im Kloster Ochsenhausen, der ersten im süddeutschen Raum.

Unbekannter Künstler: Basilius Perger. Bild: Wikipedia Commons, Bene16/PDAzimutalquadrant in der Ochsenhausener Sternwarte. Foto: Joachim Feist, LMZ/SSG.Unbekannter Künstler: Basilius Perger. Bild: Wikipedia Commons, Bene16/PD

Azimutalquadrant in der Ochsenhausener Sternwarte. Foto: Joachim Feist, LMZ/SSG.

Ein Mönch und Wissenschaftler

Die Astronomie galt im 18. Jahrhundert als die edelste Wissenschaft; Sternwarten waren Prestigeobjekte. Die Akademie der Wissenschaften in München rühmte Basilius Perger ein Jahr nach seinem Tod 1807 als „Celeberrimus Basilius Perger, olim subtilis et acutus Astronomus“, „den berühmtesten Basilius Perger, einst ein genauer und scharfsinniger Astronom“. Der Benediktinermönch aus Ochsenhausen war ein gefeierter Wissenschaftler: Er war der Erbauer der Sternwarte von Kloster Ochsenhausen ‒ und damit der ersten im süddeutschen Raum. Einer seiner Ordensbrüder würdigte Perger als „unsern gelehrten Astronomen und Mechanikus“. Am 12. Juni 1734 wurde Basilius Perger in Prosseg in Osttirol geboren.

Wissenshungrige Mönche

Sein Ordensgelübde legte Basilius Perger 1755 in Kloster Ochsenhausen ab, fünf Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Der Benediktiner war ein äußert gelehrter und wissbegieriger Mann und traf damit auf die Gegenliebe seines Abts: Romuald Weltin (1723‒1805) war ein Förderer der Naturwissenschaften. Klöster waren nicht nur Orte des Glaubens und Gebets, sondern auch der Bildung und Wissenschaft. Der Abt ließ die Bibliothek aufwendig renovieren und erwarb für seine Mönche zahlreiche neue Bücher. Auch die Sternenwarte geht auf ihn zurück: Mit dem Bau und der Leitung des Observatoriums beauftragte Abt Romuald Weltin 1788 Basilius Perger.

Eine Sternwarte im Kloster

Mit der drehbaren Kuppel wurde die Sternwarte im südlichen Eckturm des Konventgebäudes errichtet. Einen Teil der Instrumente baute Basilius Perger selbst, etwa den großen Eisen-Quadranten, den er 1793 fertigstellte. Der Bau der Sternwarte kostete ein Vermögen und war damals eine wissenschaftliche Sensation in Oberschwaben: Der hochmoderne Azimutalquadrant zählte mit knapp drei Metern Höhe zu den größten seiner Zeit. Das astronomische Messinstrument diente dazu, die Position von Gestirnen zu bestimmen. Beim Anvisieren konnte deren Höhe über dem Horizont an der Gradeinstellung des Viertelkreises abgelesen werden. Die Ochsenhauser Sternwarte zählte damals zu den „bestausgerüsteten Mitteleuropas“. Heute gilt das „Oberservatorium Astronomicum“ als einzige erhaltene spätbarocke Sternwarte ihrer Art ‒ weltweit.

Korrespondenz zwischen Fachkollegen

Von der Sternwarte berichtete Perger seinem Kollegen, dem Astronomen Karl Felix von Seyffer, Professor an der Universität Göttingen, in einem Brief: Er schrieb über die Instrumente und Schwierigkeiten beim Bau, von Engpässen und Lieferschwierigkeiten. Nebenbei gab er einen kleinen Einblick in die Örtlichkeiten und seinen Alltag: „Unsere Sternenwarte selbst ist kein abgelegenes, oder besonderes Gebäude, sondern ein Ecktheil unseres Stiftes gegen Süd-Osten, 4 Stockwerke erhaben, worüber noch zwey Thürme eine schöne Aussicht gewähren und zu Beobachtungen sehr bequem eingerichtet sind. Unmittelbar unter diesen ist mein Wohnzimmer, in welchem selbst die mehrsten astronomischen Instrumente aufgestellt sich befinden, und eben dadurch die Mühe zu beobachten wirklich ungemein erleichtern.“

Das Ende von Kloster Ochsenhausen

Kloster Ochsenhausen war nur wenige Jahrzehnte lang ein Hort der Astronomie. Mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgehoben und enteignet. Die Mönche erhielten eine Pension und mussten Ochsenhausen endgültig verlassen. Die neuen Adelsherren entfernten die wertvollen Handschriften und seltenen Drucke aus dem Kloster. Die Sternwarte wurde jedoch auch nach 1803 für einige Zeit weiterbetrieben. Das Land Baden-Württemberg restaurierte Kloster Ochsenhausen von 1974 bis 1990 umfassend. Der Quadrant war in Fragmenten erhalten. Er wurde zwischen 1985 und 1989 restauriert und um fehlende Teile ergänzt.

Kloster Ochsenhausen
Das Klostermuseum ist von 1. November bis 31. März geschlossen.
Besichtigung von Prälatur, Fischertreppenhaus, Refektorium und Sternwarte nur im Rahmen einer Führung möglich.

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