22.6.18

Berner Oberland: Der Staubbachfall

Die Schwetzinger Tapete "Vue de Suisse" wird durch einen abenteuerlich wirkenden Wasserfall eingeleitet, der sich - für den Betrachter recht unvermittelt und daher scheinbar mit viel Fantasie gezeichneten - von steilster Bergeshöhe in eine liebliche Schweizer Landschaft hinein stürzt.

"Vue de Suisse" in Schwetzingen (unten) und Rheda (links): der Staubbachfall

Das Lauterbrunnental, in das er stürzt, ist ein sehr enges Tal und steigt 500 m entfernt auf der gegenüberliegenden Talseite ebenso steil, wie es auf der einen Seite abstürzt, auf der anderen Seite wieder hoch. Der Zeichner hat also hier nur die eine Seite der Wirklichkeit übernommen.

Der Wasserfall scheint in der Schwetzinger Version auf der Höhe des Berges zu entspringen. Auch die Tapete in Schloss Rheda (Rheda-Wiedenbrück, Westfalen) zeigt, obwohl sie eine Tapetenbahn "früher" anfängt, kein wesentlich anderes Bild. Im Gegenteil - der Bergrücken fällt nach hinten noch einmal ab, als ob der Bach wirklich auf der Spitze des Berges entspränge.

Die Wirklichkeit im Lauterbrunnental sieht allerdings doch etwas anders aus. Dass es kein Abhang gegenüber einer lieblichen Landschaft ist, wurde bereits erwähnt. Der Bach indessen kommt von der Schulter der Bergkette, die unter andem Mit dem Schilthorn fast auf 3000 m hoch aufragt.

Der Staubbachfall selbst fällt fast 300 m senkrecht in die Tiefe. Die aus dem Talboden aufsteigenden Winde stäuben das Wasser auf, so dass das meiste Wasser nur als dichter Nebel den Talbden erreicht. Er ist einer von 72 Wasserfällen des Lauterbrunnentals und liegt in nächster Nähe zu den in den Fels eingeschnittenen Trümmelbachfällen. Man wird vor Ort erfragen müssen, warum dieser und nicht z.B. die Trümmelbachfälle in der Tapete gezeichnet wurden.

Der Wasserfall ist im Sommer über eine Felsengalerie erreichbar. Zu den übrigen Jahreszeiten ist der Weg gesperrt. Besonders eindrucksvoll ist der Staubbachfall nach starkem Regen, währen er in Zeiten sommerlicher Trockenheit ein eher dürftiges Bild abgibt.

Nach den Seerenbachfällen am Walensee ist er der zweithöchste Wasserfall der Schweiz.

Es heißt, dass Johann Wolfgang von Goethe sich 1779 auf seiner zweiten Schweizreise vom Staubbachfall inspirieren ließ und dort seinen Gesang der Geister über den Wassern geschrieben habe.

Vor dem Wasserfall sind auf der Tapete eine Brücke und eine Kapelle gezeichnet. Zumindest die Kapelle könnte ihre Entsprechung auf einem Bild des Landschaftsmalers Johann Ludwig Aberli haben, der um 1760 den Staubbachfall malte (Bild unten, Wikimedia Commons).

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