17.12.10

Rückblick II:

Schloss Rastatt und Schloss Favorite:
Jahresbilanz 2010 und Ausblick auf die Ereignisse im Jahr 2011

Ein erfolgreiches Jahr – und nicht nur in Favorite, dem Lustschloss, das in diesem Jahr ein spektakuläres Jubiläum feiern konnte. Das ist die Bilanz, die die Staatlichen Schlösser und Gärten für 2010 ziehen. Die vielen Ereignisse, die in der Barockresidenz und im Lustschloss stattfanden, schlagen mit beträchtlichen Steigerungen der Besucherzahlen zu Buche – im zweistelligen Bereich! Für das kostbare Porzellanschloss lautete das Ziel der Staatlichen Schlösser und Gärten: Diesem einzigartigen Bauwerk mit seinen Sammlungen der Markgräfin Sibylla Augusta soll endlich die überregionale Aufmerksamkeit zuteil werden, die es verdient hat. „Das ist mehr als erfolgreich gelungen“, war das Fazit, das Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten ziehen konnte. Bei einem Pressetermin gab die Verwaltung der wichtigsten baden-württembergischen Kulturdenkmäler einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in Rastatt und es wurde sichtbar: Viele Details tragen zum Erfolg bei.

300 Jahre Lustschloss Favorite
In Favorite stand das Gründungsjubiläum dieser einzigartigen Schöpfung vor 300 Jahren im Mittelpunkt. Markgräfin Sibylla Augusta schuf sich hier ihr privates Refugium nah an der Residenz. Ihre grandiosen Sammlungen bildeten den Mittelpunkt ihrer Planungen – und die sind bis heute zu sehen. Sie standen daher auch im Fokus einer kleinen, aber feinen Ausstellung, die viele Besucher anzog. Die besondere Themenstellung mit barockem Kunsthandwerk und frühestem Porzellan tat ihre Wirkung: Das Publikum hatte teilweise durchaus internationalen Zuschnitt. Besonders gut besucht waren die Führungen in Schloss und Ausstellung. „Die Favorite ist so einzigartig, dass sie europaweit ihresgleichen sucht“, so die fachliche Einschätzung von Dr. Ulrike Grimm, der zuständigen Konservatorin. Das barocke Porzellanschloss überregional ins Bewusstsein der Kulturreisenden zu rücken, das sei das Ziel gewesen. Und das wurde glorios erreicht!

Starken regionalen Zuspruch bis ins nahe Frankreich fanden die großen Veranstaltungen rund um die Favorite, etwa die Gartenmesse, das Barockfest oder Konzerte. Dauerhafte Verbesserungen, für die das Jubiläumsjahr Anlass war, konnten eingerichtet werden. Dazu gehören der neue, großzügig gestaltete Kassenbereich, der dendrologische Rundgang, der den Schlossgarten ganz neu erschließt oder der schöne Bildband, der 2010 zur Favorite und ihren Sammlungen erschien.

Barockresidenz Rastatt
Die Residenz stand 2010 im Windschatten der Favorite – kein Wunder, bei all den Ereignissen im Lustschloss. Aber auch hier ist einiges passiert. Erfolgreich waren die großen Open-Air-Konzerte, die im Schlosshof stattfanden. So etwa bei Udo Jürgens, als an die 3.500 Zuhörer den Hof mit ihrer Begeisterung erfüllten.
Neu im Programm der Residenz in diesem Jahr: Erstmals gibt es Führungen, in denen sich auch Erwachsene in barocke Kostüme verkleiden können. „Die Begehrlichkeiten bei den Erwachsenen, die die Kinderführungen erlebt haben, waren immer so groß, dass wir diese Angebotslücke gern geschlossen haben“, erklärt Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung. 2010 wurde das neue Kostümführungsangebot für Erwachsene ausprobiert – und 2011 steht es fest im Programm.

Weitere Verbesserungen beim Schlossbesuch: Die Staatlichen Schlösser und Gärten konnten ein Geschenk der Werner-Stober-Stiftung Karlsruhe im Schloss aufnehmen. Es handelt sich um acht Lederstühle, entstanden um 1700, also in der Zeit, in der auch die Barockresidenz unter dem „Türkenlouis“ eingerichtet wurde.
Ein weiterer Neuzugang ist ein wertvoller silberner Deckelbecher. Die feine Edelmetallarbeit trägt das Wappen des Markgrafen Ludwig Georg von Baden-Baden (1702-1761). Der Sohn des „Türkenlouis“ und der Markgräfin Sibylla Augusta steht, zusammen mit seinem nach ihm regierenden Bruder August Georg, am Ende der Markgrafenlinie, die in Rastatt residierte. Damit wird der Wappenbecher zu einem wertvollen Zeugnis für die Zeit des Rastatter Schlosses als badische Residenz. Der Deckelbecher konnte dank der Unterstützung der Staatlichen Toto-Lotto GmbH erworben werden, die die Arbeit der Schlösser und Gärten regelmäßig fördert.

Ganz neu im Ehrenhof des Schlosses: ein „Infowürfel“. Der Würfel liefert die Informationen zur Schlosskirche. Das einzigartige Monument ist wegen der komplizierten Restaurierung derzeit nicht zugänglich. Der Info-Würfel gibt mit Bildern, Zitaten und kurzen Texten einen Eindruck von der Kirche – aber auch von der Bautätigkeit der Markgräfin Sibylla Augusta in und um Rastatt. Das Würfelelement im Ehrenhof des Schlosses trägt außen und innen seine Botschaften: Die Außenseiten sollen neugierig machen und zeigen daher Ausschnitte aus dem Deckengemälde der Schlosskirche und Zitate mit direktem Bezug auf die Erbauung der Schlosskirche. Die Innenseiten des Infowürfels beziehen sich auf Sibylla Augusta als Bauherrin und Sammlerin, auf die Besonderheiten der Schlosskirche sowie auf die Chronologien zu den Bautätigkeiten und Restaurierungsmaßnahmen.

Sanierung und Bauarbeiten: Am auffälligsten rund ums Rastatter Schloss waren die Fassadenarbeiten, für die der Ehrenhof eingerüstet werden musste. Inzwischen stehen die Gerüste auf der Gartenseite des Schlosses. Wenn die Fassaden zur Ehrenstraße in Arbeit sind, soll es bunt werden: Die Schlossverwaltung wird einen Wettbewerb für Schulklassen ausloben. Schüler malen „ihr“ Bild vom Schloss nach einem Besuch in der Residenz – und die Gewinnerbilder werden im großen Format die Schauseite zur Stadt hin schmücken.

Erfolgszahlen als Ergebnis der Aktivitäten: 13 % mehr Besucher in der Residenz – hier stiegen die Zahlen von 33.037 im Jahr 2009 auf 37.317 im Jahr 2010. Und spektakuläre Zunahmen in der Favorite, die nur während der schönen Jahreszeit geöffnet ist: Hier sind es über das ganze Jahr gerechnet sogar über 20 %. Während 2009 knapp 62.000 Gäste in der Favorite gezählt wurden, waren es 2010, im Jubiläumssommer 73.872! Besonders erstaunlich sind die Zahlen für das kleinformatige Lustschloss, das in den Spitzenmonaten fast doppelt so viele Besucher aufnehmen musste wie in „normalen“ Jahren.

Daten und Fakten

Besucherzahl im Schloss Favorite – Führungen und Ausstellung:
April bis August 2010 24.427, ein Plus von 8.500 Menschen oder über 30 % gegenüber dem Vorjahr!