Landesmuseum Stuttgart


 
  

Erstmalig in Europa zeigt die Große Landesausstellung des Landesmuseums Württemberg vom 17. Oktober 2009 bis 28. Februar 2010 „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“.

Die antike Stadt Qatna, das heutige Mischrife in Syrien, liegt ungefähr 180 km nordöstlich von Damaskus. Bereits in den 1920er Jahren entdeckt, geriet sie in Vergessenheit bis im Jahr 1999 Archäologen der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Pfälzner, der Universität Udine/Italien unter der Leitung von Prof. Dr. Daniele Morandi Bonacossi und des syrischen Antikendienstes unter der Leitung von Dr. Michel al-Maqdissi im Rahmen einer internationalen Kooperation eine Ausgrabung begannen. Die beeindruckende einstige Stadtanlage, deren Blütezeit im 2. Jahrtausend vor Christus lag, blieb bis heute ein optischer Markstein in der Landschaft: Die Mauern stehen immer noch bis zu einer Höhe von 15-20 m an und umschließen ein fast quadratisches Areal, mit Seitenlängen von ca. 1000 m. Einst gewährten vier Stadttore, jeweils eins an jeder Seite, Einlass in die Stadt, deren Fläche ca. 110 ha umfasst.

Der Königspalast von Qatna mit seinen gigantischen Ausmaßen gehört zu den größten seiner Zeit im Alten Orient. Neben einer imposanten Halle mit nahezu 1296 qm, dessen Dach auf vier zentralen Säulen lag, beeindrucken der Thron- und der Zeremonialsaal durch ihre Größe. In einem Nachbarraum wurden Reste von Fresken gefunden, die eine technische und stilistische Nähe zur minoischen Wandmalerei aufweisen und so die Verbindung zur Ägäis belegen. Diese Funde, wie auch Objekte aus Ägypten, bestätigen, dass Qatna ein wichtiger Umschlagplatz zwischen Ost und West, Nord und Süd war.

Tontafeln geben weitere Auskünfte über solche Verbindungen und die wechselnde politische Situation dieser Stadt. Gerade im 2. Jahrtausend v. Chr. gab es zahlreiche Machtverschiebungen im Vorderen Orient; das Mitanni-Reich und später die Hethiter, aber auch die Ägypter erhoben Anspruch auf dieses Gebiet, das zwar von Kriegszügen heimgesucht, aber dennoch nie vollständig unterworfen wurde. So schildert die Korrespondenz in den Amarna-Briefen - so genannt, weil sie in Tell el-Amarna in Ägypten gefunden wurden, dem einstigen Königssitz des Pharao Echnaton - sehr lebendig und persönlich das Taktieren der unterschiedlichen Großmächte untereinander sowie mit den kleineren Königreichen, zu denen Qatna gehörte. Das in Qatna entdeckte Tontafelarchiv vervollständigt dieses Bild und spiegelt zudem das tägliche Leben rund um den Palast wider.

Die Freilegung des Palastes im Jahr 2002 führte zu sensationellen Entdeckungen: Über einen 40 m langen Gang, der vom Zeremonialsaal aus in die Tiefe führte, gelangte man zu der Vorkammer einer unberaubten Königsgruft. Dort fand man zwei aufsehenerregende Steinfiguren in königlicher Tracht, vor denen noch Reste von Opfergaben lagen. Die Skulpturen, wahrscheinlich Ahnenfiguren, flankierten den Durchgang in die Grabkammer, in der man über 2000 Objekte barg: Waffen, Kleiderbesatz, Möbelzier und Schmuck aus Gold und wertvollen Steinen, Gefäße aus unterschiedlichstem Material wie zum Beispiel aus baltischem Bernstein, mit Purpur verzierte Stoffe, Rollsiegel und weitere Kostbarkeiten der königlichen Grabausstattung.

Unter großem Aufwand konnte das Team diese Schätze bergen, die mehr als 3000 Jahre unentdeckt in der Erde lagen und nun im Landesmuseum Württemberg zum ersten Mal in Europa gezeigt werden.

Die Ausstellung findet vom 17. Oktober 2009 bis 28. Februar 2010 statt. Die aufwändige Präsentation mit modernen Medien und Rekonstruktionen wird eine Sonderausstellungsfläche von mehr als 1000 qm einnehmen und neben den einzigartigen Objekten aus der Königsgruft Qatna weiterer Funde aus antiken Königstädten wie Ebla, Mari, Ugarit und Alalach zeigen.

     

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