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Grundstruktur des Gartens

Man könnte für einen Garten des Spätbarock und des Rokoko ein Regelwerk aufstellen, das sich auch im Schwetzinger Schlossgarten ablesen lässt. Diese Regeln wurden in Hand- und Lehrbüchern des Gartenbaus veröffenticht, vielfach variiert und entsprechen dem Grundzug der Zeit.

Die erste Regel: Der Garten ist kein gewöhnlicher Garten, sondern das Paradies, der Garten Eden. Oder in antiken Begriffen ausgedrückt, es ist Arkadien - die Landschaft der griechischen Mythologie, in der Götter und Menschen in Frieden und Freude miteinander lustwandeln.

Die zweite Regel: Nichts im Garten ist so, wie es aussieht. Das heißt, alles hat eine zweite, eine tiefere, eine symbolische oder mataphorische Bedeutung

Die dritte Regel: Ein Garten ist ein Schloss, das mit Mitteln der Natur in der Natur selbst gebaut ist. Er ist künstlich und kunstvoll angelegt, ist auf dem Reißbrett geplant und enthält alles, was ein Schloss zum Vergnügen seiner Bewohner braucht.

Die vierte Regel: Ein Garten vereint Licht und Schatten, da der Aufenthalt darin immer ein Genuss sein muss.

Die fünfte Regel: Nichts ist nachher noch so, wie es jetzt erscheint. Alles ist im Fluss. Alles bewegt sich. Schon der griechische Philosoph Heraklit sagte "Niemand steigt zweimal in denselben Fluss".

Die sechste Regel: Alles Leben ist ein ewiger Kreislauf, ein Zyklus zwischen Werden und Vergehen, zwischen Geburt und Tod, zwischen Morgen und Abend.

Die siebte Regel: Die Welt besteht aus vier Elementen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Auch das ist ein HIntergrund, der manchen Installationen zugrunde liegt.

Die achte Regel: Geometrie ist die höchste Wissenschaft.

Die neunte Regel: Sichtachsen und Wegachsen liegen deckungsgleich aufeinander und sind an beiden Enden durch eine Statue begrenzt.

Die zehnte Regel: Natur und Architektur verschmelzen. Die Natur wird unter den ordnenden und gestaltenden Willen des Menschen gezwungen.

Die elfte Regel: Das Spiegelbild gehört zum Verwirrspiel um Schein und Wirklichkeit dazu. Im Idealzustand kann man als Betrachter das Spiegelbild nicht von der Wirklichkeit unterscheiden. Spiegelungen im Wasser versinnbildlichen damit die Metamorphosen, den Übergang von einem Zustand in den nächsten.

   
siehe auch: zentrale Achse
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