Flößerei
im Kinzigtal
Das Flößerhandwerk war bis zum Bau
der Eisenbahn das bestimmende Element der Holzwirtschaft im
Schwarzwald. Vermutlich bereits im Mittelalter wurde das Wasser
als Transportweg für das im Schwarzwald gewonnene Bauholz
genutzt, wenn auch die Nachrichten über die organisierte
Flößerei erst aus dem späten 15. Jahrhundert
datieren.
1544 schrieb Sebastian Münster in seiner
"Cosmographia universalis": "Das Volck so
bey der Kyntzig wohnet, besonder umb Wolfach, ernehret sich
mit den grossen Bawhöltzern, die sie durch das Wasser Kyntzig
gen Straßburg in den Rhein flötzen und groß
Gelt jährlichen erobern."
Während vom 15. bis ins 17. Jahrhundert der
Holzhandel vor allem mit Straßburg abgewickelt wurde,
gewann nach dem Dreißigjährigen Krieg der Handel
mit Holland an Bedeutung. Hierfür wurden die mächtigen
Holländer-Tannen geschlagen, die sich dadurch auszeichneten,
dass sie in 18 m Höhe noch einen Durchmesser von mindestens
40 cm aufwiesen.
Da die Flößerei in hohem Maß
eine Gemeinschaftsleistung war, die sich auf den Bau der Floßteiche
und der Wehranlagen, auf den Einschlag des Holzes und die gemeinsame
Vermarktung erstreckte, wurde die Flößerei landesherrlich
geregelt, was aber bald Konflikte mit den einzelnen, "Schifferschaften"
genannten Genossenschaften mit sich brachte. Die erste urkundlich
nachweisbare Genossenschaft war die der Wolfacher Floßherren,
erwähnt 1484.
Im Jahr 1856 verließen 300 Flöße
mit einem Holzwert von 1,5 Millionen Gulden Wolfach, zwischen
1858 und 1887 brachten die Wolfach Flößer 3737 Flöße
mit insgesamt rund 2 Millionen Kubikmeter Langholz aufs Wasser.
Die Flößerei mit ihrem Wasserbedarf
geriet im 19. Jahrhundert in Konflikt mit der einsetzenden Industrialisierung,
die die Wasser-Ressourcen für ihre Mühlen benötigte.
Der Straßenbau und schließlich der
Bau der Eisenbahn im Kinzigtal, fertiggestellt 1886, bereiten
der Flößerei ein Ende. Nach einer letzten Blütezeit,
in der 1873 noch 160 Langholzflöße von Wolfach aus
die Kinzig hinab gingen, verlässt 1894 das letzte Floß
den Schwarzwald.
Zentren der Flößerei waren Wolfach
und Schiltach, in beiden Orten thematisieren Museen diesen wichtigen
Wirtschaftszweig.
Bild: Modell eines schmalen Floßes im
Schütte-Museum Schiltach