Etwa ab dem 15. Jh. bis in das 18. Jh. wurden in Europa und
vor allem auf dem Gebiet des Heiligen Römischen
Reichs Deutscher Nation immer wieder Menschen als Hexen
verfolgt und hingerichtet – zum Teil in massiver
Zahl.
Im Zeitraum von fast 300 Jahren wurden nach neuesten Forschungen
etwa 60.000 Menschen Opfer der Hexenprozesse. Die Hälfte
davon fällt auf das Gebiet des Heiligen Römischen
Reichs, obwohl dort nur etwa ein Fünftel von Europas
Bevölkerung lebte. Bei weitem nicht alle Gebiete im
Reich nahmen an den Verfolgungen teil. Von der Schweiz verbreiteten
sich die Verfolgungen im gesamten Alpenraum, in Süddeutschland
und Norditalien. In Südfrankreich, Italien und Spanien
wurden die Verfolgungen früh aufgenommen und ebenso
schnell durch kirchliche Institutionen wieder gestoppt. Nördlich
der Alpen verbreiteten sich die Prozesse erst spät in
den hohen Norden und noch später nach Osten.
Der Anteil an verurteilten Frauen lag im Mittel bei mehr
als 75%. Männer wurden auffällig wenig in protestantischen
Regionen, unter 10 % im Mittel, als Hexen verurteilt. Ansonsten
hatte die Konfession keine messbaren Auswirkungen.
Die Gründe für das Vorkommen von massiven Hexenprozessen,
ausgesprochenen Verfolgungswellen, sind sehr vielschichtig.
Meist führten verschiedene Faktoren dazu, dass es zu
Prozessen kam:
- Der Glaube an Hexen und deren Wirken musste im Bewusstsein
der gesamten Bevölkerung verankert sein.
- Die allgemeine Krisensituation der Frühen Neuzeit
musste sich lokal zu einer konkreten Notsituation formen.
- Die Bevölkerung musste aus dieser Situation das
Begehren entwickeln, durch einen Prozess gegen Hexen
dem Unheil Einhalt
zu gebieten.
- Die Obrigkeit musste Bereitschaft zeigen, diese Prozesse
zu unterstützen, oder zu schwach sein, um sie zu
unterbinden.
- Das örtliche Justizsystem musste in der Lage sein, eine
große Anzahl von Prozessen in kürzester Zeit
abzuhandeln.
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Gleichzeitig musste eine übergeordnete Kontrolle
durch einen professionellen Justizapparat verhindert
werden.
Waren diese Voraussetzungen gegeben, konnten sich Verfolgungswellen
entwickeln. Viele dieser Faktoren waren in etlichen Gebieten
im Deutschen Reich gegeben. Darin liegt ein Grund, warum
es hier zu solch hohen Verfolgungszahlen kam.
Das Ende der Prozesse
Im Deutschen Reich gingen die Hexenverfolgungen seit der
Mitte des 17. Jh. stark zurück. Ihren Abschluss
fanden die Prozesse in Europa erst am Ende des 18. Jh.
Im Allgemeinen verbindet man noch immer das Ende der Verfolgungen
mit dem Erfolg der Aufklärung, dem Aufkommen der Wissenschaften
und den damit verbundenen naturwissenschaftlichen Erklärungen
für Ereignisse, die dem Teufel und den Hexen zugeschrieben
wurden. Den entscheidenden Einfluss auf das Ende der Hexenprozesse
hatte aber die Abschaffung der Folter und damit die Bewertung
des Geständnisses
als entscheidende Grundlage der Urteilsfindung. Indizien
und Beweise wurden stattdessen immer wichtiger für
die Prozessführung. Das Ende der Verfolgungen ließ noch
bis zu den letzten Jahrzehnten des 18. Jh. auf sich warten.
Im deutschsprachigen Raum wurde 1782 im Kanton Glarus die
letzte Hexe verurteilt und hingerichtet. In Gesamteuropa
gilt die Hexenhinrichtung des Jahres 1795 in Posen als
letzter Akt dieses dunklen Kapitels. |