Mumien – Der Traum vom ewigen Leben

 Sonderausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen
30.9.2007 bis 24.3.2008
 

Rundgang

Hintergrund

Bilder aus der Ausstellung

Das rem-Mumienforschungsprojekt

Seit dem Frühjahr 2004 betreiben die Reiss-Engelhorn-Museen ein Mumienforschungsprojekt. Es ist zur Zeit eines der größten und interessantesten Forschungsprojekte weltweit. Zusammen mit Experten aus unterschiedlichen Disziplinen und mithilfe modernster Methoden gelingt es den rem, den Mumien einige ihrer Geheimnisse zu entlocken. Untersucht wurden bisher 20 Mumienfunde unterschiedlicher Herkunft. Sämtliche Forschungsergebnisse werden jetzt erstmals in der bisher weltweit größten rem-Sonderausstellung "MUMIEN - Der Traum vom ewigen Leben" und im dazugehörigen Ausstellungs-katalog der Öffentlichkeit präsentiert .

Die "Wiederentdeckung" von 19 Mumienobjekten in den Depots der Reiss-Engelhorn-Museen im Jahr 2004 gab den Sammlungsleitern und Restauratoren einige Rätsel auf. Woher stammen die Mumien? Welches Geschlecht haben sie? Woran sind sie gestorben? Diese und noch mehr Geheimnisse galt es zu lüften. Schon bei der ersten Begutachtung der Mumien wurde klar, dass sie eine den ethischen ICOM-Richtlinien entsprechende Aufbewahrung und Behandlung bekommen sollten. Um die Objekte zu schonen und nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder bewegen zu müssen, beschlossen die Verantwortlichen, einhergehend mit der Restaurierung und der modernen Aufbewahrung auch ein wissenschaftliches Untersuchungsprogramm durchzuführen. Dies sollte es nicht nur erleichtern, die optimale Aufbewahrungsmöglichkeit für die einzelnen Mumien zu finden, sondern auch die Informationslücken schließen.

Den Reiss-Engelhorn-Museen gelang es, renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland für das rem- Mumienforschungsprojekt zu gewinnen, darunter Dr. Dr. Frank Rühli von der Universität Zürich, der bereits an der Neuuntersuchung von Tutanchamun beteiligt war. Anthropologen, Anatomen, Mediziner, Chemiker, Physiker, Biologen, Genetiker und Spezialisten anderer Bereiche arbeiten seit nunmehr drei Jahren bei diesem interdisziplinären Projekt Hand in Hand. Alle Untersuchungen werden so objektschonend wie möglich durchgeführt und notwendige Probenentnahmen bleiben auf ein Minimum beschränkt. Mumien brechen aus dem natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen aus. Sie sind ein einzigartiges Archiv, das Aufschluss über das menschliche Dasein gibt. Ihre Untersuchung ermöglicht Rückschlüsse auf die Lebensumstände längst vergangener Kulturen. Mittels Computer-Tomographie, DNA-, Drogen- und Kollagenisotopen-analyse sowie radiometrischer Datierung ist es möglich, nicht nur etwas über Geschlecht, Individualalter, Größe und Herkunft der Mumien zu erfahren, sondern auch, ob der Verstorbene an Krankheiten litt oder Drogen nahm, wie er sich ernährt hat und woran er gestorben ist. Die rem-Mumienforschung setzt auch auf Methoden, die noch niemals zuvor bei Mumien zur Anwendung kamen. Mit dem Rapid-Prototyping macht sie sich zum Beispiel ein hochmodernes Verfahren aus der Medizintechnik zu Nutze. Auf der Basis von CT-Scans wurde der Schädel einer präkolumbischen Kindermumie rekonstruiert. Dies erlaubte es, eine speziell angepasste Kopfstütze herzustellen, die eine zerstörungsfreie Präsentation der Kindermumie gewährleistet.

Die Wissenschaftler förderten bei ihren Untersuchungen Erstaunliches zu Tage. Erstmals konnte nachgewiesen werden, dass die Ägypter nicht, wie lange Zeit angenommen, die einzige Hochkultur waren, die Mumifizierung durch Einbalsamierung betrieben, sondern, dass diese Methode auch in Altamerika angewandt wurde. Die Ergebnisse der rem-Mumienforschung machen folglich eine Neubewertung des bisherigen Forschungsstandes notwendig und bringen für sicher gehaltene Einsichten ins Wanken. Untersuchungen haben auch ergeben, dass sich unter den Mumien der rem eine wahre Rarität befindet: eine asiatische Mumie.$An sich sollte das rem-Mumienforschungsprojekt zu Beginn der Ausstellung beendet sein. Seit 2004 haben sich die Reiss-Engelhorn- Museen jedoch als Mumienforschungsstandort etabliert. Deswegen werden die Untersuchungen auch während und nach der Sonderausstellung weiter gehen. Mehrere Leihgeber haben bereits ihr Interesse bekundet, auch ihre Mumien durch das erprobte Team untersuchen zu lassen. Die rem sind auch Kooperationspartner des "Swiss Mummy Projects" der Universität Zürich. Durch die großzügige Schenkung der Siemens AG, die den rem ein eigenes CT-Gerät zur Verfügung stellt, wird die Arbeit zukünftig erleichtert.

 
Text: Reiss-Engelhorn-Museen

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