Mumien – Der Traum vom ewigen Leben

 Sonderausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen
30.9.2007 bis 24.3.2008
 

Rundgang

Bilder aus der Ausstellung

Computertomographische Untersuchung einer präkolumbischen Mumie aus den Sammlungen der rem mit einem Siemens-Multislice - CT

Nach den Rippenknorpelverkalkungen und der Beckenformation muss es sich bei der Mumie um eine Frau handeln, die nach Beurteilung des Skeletts und des Gebisses und anderer Merkmale auf ein Lebensalter von etwa dreißig bis fünfzig Jahren geschätzt werden kann.

Über die Maße von Oberarm- und Oberschenkelknochen kann Ihre Körpergröße mit etwa 156-160 cm angegeben werden.

Die Mumie zeigt einen typischen Turmschädel, der nur künstliche Bandagierung zu Lebzeiten entstanden sein kann. Innerhalb des Schädels befinden sich eingetrocknete Gehirnreste. An der linken Schädelseite ist ein kleiner Knochendefekt erkennbar. Ein entsprechendes kleines Knochenfragment, das aus dem Defekt stammt, lässt sich leicht nach unten verschoben unter der Kopfhaut erkennen. Die Zähne zeigen einen deutlichen Abrieb, was darauf hinweist, dass die Mahlzeiten vorwiegend aus härteren Körner (Mais) bestanden hat. Der Gesamtzustand des Gebisses ist ansonsten als sehr gut zu bezeichnen. Ein hinterer Backenzahn im Bereich des Unterkiefers links ist zu Lebenszeiten ausgefallen, ebenfalls ein weiterer Zahn im Bereich des Oberkiefers links. Entzündungsherde sind an den Zähnen keine festzustellen.

Sehr aufschlussreich ist die Feststellung eines typischen Befundes im Bereich der Wirbelsäule bei charakteristischer Lokalisation im Bereich des Überganges von der Brust- zu Lendenwirbelsäule: Die Analyse des Knochenbefundes erlaubt hier auf Grund mehrerer Stützkriterien die Aussage, dass die Frau wahrscheinlich an einer Tuberkulose der Wirbelsäule erkrankt war und aufgrund der Schwere des Befundes, mit fast vollständiger Auflösung des 11. Brustwirbelkörpers, daran verstorben ist. Die Frau hatte wahrscheinlich eine Querschnittslähmung erlitten, weil das Rückenmark durch den entzündlichen Prozess und durch das Zusammenbrechen der betroffenen Wirbelkörper zerstört wurde.

Bei der Betrachtung der in einem Orginaltuch eingebunden überkreuzten Arme, wird evident, dass man der verstorbenen Frau zwei sich gleichende Gegenstände vermutlich aus weicherem Metall (Gold?) in die Hände gelegt hat: Da sich hier vielleicht zwei kleinere Figürchen vermuten lassen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich jeweils um eine Art Talisman handelt.

Unter der rechten Ferse ist ein schalenförmiger Gegenstand festzustellen, der aufgrund der Rekonstruktion einem Gefäß (vermutlich aus Keramik mit Bruchstellen) zuzuordnen ist, wobei es sich höchstwahrscheinlich um eine Grabbeigabe handelt, die zufällig in diese Position abgerutscht ist.

Eine Altersdatierung der Mumie mit der Radiokarbonmethode an der ETH in Zürich ergab ein Alter von 1415 +/-16 a AD.

Prof. Dr. Kurt W. Alt, Universität Mainz, Institut für Anthropologie, Dr. W. Gallo, Theresienkrankenhaus- Mannheim, Radiologie, Prof. Dr. V. Menges, Theresienkrankenhaus- Mannheim, Radiologie, Dr. S. Meyer, Uniklinikum Mainz, Dr. F. Rühli, Universität Zürich, Anatomie, & Dr. Wilfried Rosendahl, rem Mannheim

Bild: Präkolumbische Mumie (Frau), ca. 1415 n. Chr. Reiss-Engelhorn-Museen. Foto rem, Wilfried Rosendahl

 
Text: Reiss-Engelhorn-Museen

im Detail:

CT-Scan
Schädelbild

weiter:

Mumien - Archive zum Menschen
Das rem-Mumienforschungsprojekt

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