Mumien – Der Traum vom ewigen Leben

 Sonderausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen
30.9.2007 bis 24.3.2008
 

Rundgang

Hintergrund

Bilder aus der Ausstellung

Mumien - Archive zum Menschen

Dem Tod folgt die Verwesung, Körper lösen sich auf nach den Gesetzmäßigkeiten des natürlichen Stoffkreislaufs. Im Schrecken angesichts dieses Verschwindens dürfte ein weltweites und tief in die Geschichte zurückreichendes Phänomen begründet sein: die Mumifizierung. Ein geliebter Mensch soll nie vergehen, soll ewig bleiben. Maßnahmen gegen den Zerfall wurden auf allen Kontinenten und auch schon vor Tausenden von Jahren ergriffen. Sie reichten von der ausgeklügelten Behandlung von Leichen bis zur Nutzung natürlicher Gegebenheiten. Denn unter bestimmten Bedingungen erhalten sich Körper auch ohne konservierende Eingriffe, etwa im heißen und trockenen Wüstensand. So entstanden Millionen von Mumien. Sie faszinierten, wo immer sie auftauchten, durchbrechen sie doch das Gesetz der Vergänglichkeit.

Mumien gelangten in Museen als gerettete Überbleibsel vergangener Kulturen, als Funde aus archäologischen Grabungen, als Belege ethnografischer Feldforschung oder als Gegenstände anthropologischer Untersuchungen. Auch die Reiss-Engelhorn- Museen in Mannheim haben einen nennenswerten Bestand an Mumien.

Die weltweite Museumsgemeinschaft hat sich über ihre Verbände Richtlinien zum Umgang mit menschlichen Überresten gegeben. Sie verlangen, dass Mumien oder Skelette sicher unterzubringen und mit Respekt zu behandeln sind. Außerdem müssen wissenschaftliche Untersuchungen an ihnen mit professionellen Standards erfolgen und den Interessen und Glaubensgrundsätzen der gesellschaftlichen, ethnischen oder religiösen Gruppen, denen die Objekte entstammen, Rechnung tragen. Dieser besonderen Verpflichtung zum Bewahren folgen die Reiss-Engelhorn-Museen, ebenso wie der zum Forschen und Präsentieren als ureigener Aufgabe der Museen.

2004 wurde deshalb das rem-Mumienforschungsprojekt ins Leben gerufen, es ist eines der umfangreichsten Projekte weltweit. Es gelang, renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland dafür zu gewinnen, Anthropologen, Anatomen, Mediziner, Chemiker, Physiker, Biologen und Genetiker. Alle Untersuchungen wurden objektschonend durchgeführt, Probenentnahmen auf ein Minimum beschränkt. Mittels Computertomografie, DNA-, Drogen- und Keratin- Isotopenanalyse und radiometrischer Datierung ist es z. B. möglich, Geschlecht, Individualalter, Größe und Herkunft der Toten festzustellen sowie etwas über Altersstellung, Krankheiten, Ernährungsweise und Todesursache zu erfahren. Rapid-Prototyping erlaubte die Rekonstruktion des Schädels einer präkolumbischen Kindermumie auf der Basis von CT-Scans.

Die Ergebnisse der rem-Mumienforschung ermöglichen eine Neubewertung des Forschungsstandes: Erstmals wurde eine künstliche Mumifizierung in Form einer Balsamierung auch für Altamerika nachgewiesen.

Mumien sind die einzigen direkten Archive zum Menschen, vieles an Erkenntnissen kann nur durch ihre Untersuchung gewonnen werden. Diese Informationen sind eine wichtige Ergänzung zu den Daten aus archäologischem oder historischem Kontext. Wie Boten tragen Mumien Wissen um Umweltbedingungen, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten und sogar um Gedachtes mit sich. Im Gegensatz zum eher abstrakten Skelett erlauben sie zudem die unmittelbare Begegnung mit einem Individuum, das in weit zurückliegenden Zeiten gelebt hat. So fesseln Mumien in mannigfaltiger und legitimer Weise: wegen der Fragen, die ihr bloßes Vorhandensein aufwirft und wegen der Erkenntnisse, die ihre Erforschung verspricht.

 
Text: Reiss-Engelhorn-Museen

im Detail:

 

weiter:

Das rem-Mumienforschungsprojekt

siehe auch:

zurück:

Übersicht
Startseite | REM | Register | Impressum | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2007