Paul
Egell, dessen schönes Porträt von Johann Georg Dathan
in der aktuellen Sonderausstellung „Heidelberg im Barock“ zu
sehen ist, wurde von seinen Zeitgenossen als bedeutendster kurpfälzischer
Bildhauer hochgeschätzt, wobei er sich parallel auch als
begabter Zeichner einen Namen machte. Da sich Egells plastisches
Werk in großen Teilen nicht erhalten hat, gewinnen seine
Entwürfe und Zeichnungen zusätzlich an Bedeutung. Über
seine Jugend und seinen künstlerischen Beginn gibt es keine
gesicherten Erkenntnisse. 1716 wird er erstmals in Bamberg erwähnt
und im darauffolgenden Jahr tritt er als Mitarbeiter Balthasar
Permosers in Dresden in Erscheinung, wo er in den folgenden Jahren
am Figurenschmuck des Zwingers mitwirkte. 30jährig stand
er schließlich in pfälzischen Diensten - 1721 war
er in Oggersheim mit Arbeiten am Schloss betraut. Es folgten
Aufträge für Mannheim, wo sich, nachdem Kurfürst
Karl Philipp die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt
hatte, eine rege Bautätigkeit entwickelte.
Bei seinen zeichnerischen Arbeiten gehört die Lavierung
zu Egells bevorzugten Ausdrucksmitteln. So umreißt Egell
auch bei dem vorliegenden Blatt mit der Feder lediglich grob
die Umrisse, um dann mit dem Pinsel in Grauschattierungen nuanciert
lavierend die Zeichnung „malerisch“ auszuarbeiten.
Darstellungen von Tieren tauchen in Egells Arbeiten erst spät
auf und sind teilweise in ihrer Umsetzung nicht ganz stimmig.
So sind auch die Proportionen des Hirsches, mit seinen verkürzten
Vorderbeinen, etwas dissonant.
Die Zeichnung sollte vermutlich als Vorlage für ein druckgraphisches
Blatt dienen. Für diese Annahme sprächen u. a. das
ausführliche Textzitat sowie die mehrfache Umrandung der
Darstellung.
Anja-Maria Roth
Foto: K. Gattner
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