Das
Gemälde zeigt den 1559 gestorbenen pfälzischen Kurfürsten
Ottheinrich mit seinem Kanzler Erasmus von Minkwitz und den von
Ottheinrich als Berater umworbenen Philipp Melanchthon. Der Kurfürst,
zur Inspektion des Fortschritts an seinem Palast im Schlosshof,
dem Ottheinrichsbau, mit großem Gefolge erschienen, steht
in klassischem Kontrapost in der Brunnenhalle des Heidelberger
Schlosshofs und deutet mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf
den Bauplan, den der Architekt barhäuptig und in devoter
Haltung vor ihm ausrollt. Gleichzeitig protokolliert ein junger
Lehrling mit aufmerksamer Miene das Gespräch zwischen dem
herrschaftlichen Bauherrn und seinem Baumeister.
Im Schatten der Säulenarkaden legt ein Bildhauer, wohl
Alexander Colin, letzte Hand an eine überlebensgroße
Steinskulptur. Diese, an dem Blitzbündel in der erhobenen
Hand als Jupiter erkennbar, ist zur Aufstellung auf dem Kranzgesims
vor dem rechten Giebel der Fassade des Ottheinrichsbaus vorgesehen,
wo im Hintergrund die buntgekleideten Bauleute auf dem Gerüst
die Fertigstellung der Skulptur erwarten.
Man hat das Gemälde, das zeigt, mit guten Gründen
schon früh dem bayrischen Hofmaler Wilhelm von Kaulbach
zugeschrieben. Nach der Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie
bei Peter von Cornelius ging dieser 1826 nach München. Dort
ernannte ihn 1837 der bayrische König Ludwig I. zum Hofmaler.
Die Entstehung des Gemäldes datiert in die Zeit des sich
in Heidelberg anbahnenden Streits für oder wider eine Rekonstruktion
des Heidelberger Schlosses. Als nämlich 1861 im Schlossberg
Sprengungen für den Eisenbahntunnel durchgeführt wurden
und an mehreren Stellen Risse am Schloss auftraten, begann man
sich von staatlicher und nichtstaatlicher Seite erstmals intensiv
Gedanken um den Erhalt der Ruine zu machen und entwickelte verschiedene
Wiederaufbaupläne.
Kaulbach war mit den Heidelberger Verhältnissen bestens
vertraut. Er gehört zu den Befürwortern eines Wiederaufbaus
der Schlossruine. In seinem Gemälde lässt er die Zeit
Ottheinrichs vor den Augen des Betrachters wieder lebendig werden.
Die agierenden Personen sind porträtgenau nach bekannten
Vorlagen dargestellt. Die Kostüme entsprechen der Zeit um
1550. Für die Schlossbauten, insbesondere die Fassaden-
und Giebelgestaltung des Ottheinrichsbaus, kann man die Radierungen
von Ulrich Kraus um 1683 als historische Vorlagen ausmachen.
So entsteht der Eindruck, dass Ottheinrich selbst und die Autorität
seiner Berater auf einen raschen Wiederaufbau der ruinösen
Schlossgebäude im 19. Jahrhundert nach den neuen Plänen
dringen.
Frieder Hepp
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