Kunstwerk des Monats
Februar 2009

Wilhelm von Kaulbach:
Kurfürst Ottheinrich, Melanchthon und der Architekt des Ottheinrichsbaus im Heidelberger Schloss, um 1862,

 

Das Gemälde zeigt den 1559 gestorbenen pfälzischen Kurfürsten Ottheinrich mit seinem Kanzler Erasmus von Minkwitz und den von Ottheinrich als Berater umworbenen Philipp Melanchthon. Der Kurfürst, zur Inspektion des Fortschritts an seinem Palast im Schlosshof, dem Ottheinrichsbau, mit großem Gefolge erschienen, steht in klassischem Kontrapost in der Brunnenhalle des Heidelberger Schlosshofs und deutet mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf den Bauplan, den der Architekt barhäuptig und in devoter Haltung vor ihm ausrollt. Gleichzeitig protokolliert ein junger Lehrling mit aufmerksamer Miene das Gespräch zwischen dem herrschaftlichen Bauherrn und seinem Baumeister.

Im Schatten der Säulenarkaden legt ein Bildhauer, wohl Alexander Colin, letzte Hand an eine überlebensgroße Steinskulptur. Diese, an dem Blitzbündel in der erhobenen Hand als Jupiter erkennbar, ist zur Aufstellung auf dem Kranzgesims vor dem rechten Giebel der Fassade des Ottheinrichsbaus vorgesehen, wo im Hintergrund die buntgekleideten Bauleute auf dem Gerüst die Fertigstellung der Skulptur erwarten.

Man hat das Gemälde, das zeigt, mit guten Gründen schon früh dem bayrischen Hofmaler Wilhelm von Kaulbach zugeschrieben. Nach der Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie bei Peter von Cornelius ging dieser 1826 nach München. Dort ernannte ihn 1837 der bayrische König Ludwig I. zum Hofmaler.

Die Entstehung des Gemäldes datiert in die Zeit des sich in Heidelberg anbahnenden Streits für oder wider eine Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses. Als nämlich 1861 im Schlossberg Sprengungen für den Eisenbahntunnel durchgeführt wurden und an mehreren Stellen Risse am Schloss auftraten, begann man sich von staatlicher und nichtstaatlicher Seite erstmals intensiv Gedanken um den Erhalt der Ruine zu machen und entwickelte verschiedene Wiederaufbaupläne.

Kaulbach war mit den Heidelberger Verhältnissen bestens vertraut. Er gehört zu den Befürwortern eines Wiederaufbaus der Schlossruine. In seinem Gemälde lässt er die Zeit Ottheinrichs vor den Augen des Betrachters wieder lebendig werden. Die agierenden Personen sind porträtgenau nach bekannten Vorlagen dargestellt. Die Kostüme entsprechen der Zeit um 1550. Für die Schlossbauten, insbesondere die Fassaden- und Giebelgestaltung des Ottheinrichsbaus, kann man die Radierungen von Ulrich Kraus um 1683 als historische Vorlagen ausmachen. So entsteht der Eindruck, dass Ottheinrich selbst und die Autorität seiner Berater auf einen raschen Wiederaufbau der ruinösen Schlossgebäude im 19. Jahrhundert nach den neuen Plänen dringen.

Frieder Hepp

 

 


 

Kurfürst Ottheinrich, Melanchthon und der Architekt des Ottheinrichsbaus im Heidelberger Schloss, um 1862,
Ö l auf Leinwand,
47,2 cm : 49,2 cm,
Inv. Nr. G 2491

 
 
siehe auch:

Sammlungsblatt
Bild im Großformat

zurück zur Übersicht

weiter:  März 2009


Hauptmenü | Heidelberg | Kurpfälzisches Museum | Service | Aktuelles | ZUM |
© Text und Abbildung Kurpfälzisches Museum 2009
© Gestaltung Badische Heimat 2009

-