Kunstwerk des Monats
April 2008

Anton Goubau ( 1616 - 1698 )
Wachtstube, nach 1650

 

Anton Goubau wurde 1616 in Antwerpen als Sohn begüterter Eltern geboren und 1636/37 Meister der dortigen Lukasgilde. In den 40er Jahren ging er nach Rom, das seit dem frühen 16. Jahrhundert niederländische Künstler anzog. Nach seiner Rückkehr 1650 lebte er bis zu seinem Tode 1698 in Antwerpen.

Typisch für Goubau sind neben Bildern religiösen Inhalts vor allem italienische Panoramalandschaften, in denen vor phantastischen antiken Ruinen und einfachen Hütten kleinfigurige Gestalten aus dem Volk agieren. Seine Darstellungen italienischen Markttreibens, von Reitern auf der Rast und Szenen aus dem Soldatenleben gehören zu den gängigen Sujets der "Bamboccianti", einer Gruppe von vorübergehend in Rom tätigen Niederländern, die mit der Schilderung profaner Alltagsthemen dem römischen Publikum neue Bildsujets boten.

Die aus der Sammlung Posselt stammende "Wachtstube" zählt zu den beliebten "cortegaerdje" oder "soldaets kroghij" der niederländischen Genremalerei - Darstellungen von pflichtvergessenen Soldaten. Militärische, amouröse und alkoholische Szenen des Soldatenlebens boten den Genremalern üppigen Stoff zu Spott und Kritik. In moralisierender Absicht wurden dabei dem breiten Publikum geläufige Gemeinplätze formuliert und der Betrachter zu einer pflichterfüllten und gottgefälligen Lebensführung aufgefordert. In sorgsam ausbalancierter Komposition präsentiert Goubau das Freizeitvergnügen von acht Soldaten. Einem zeitgenössischen niederländischen Sprichwort vergleichbar - "Kaar, Kous en Kann maakt menig arm Man" ( Karten, Frauen und Trunk verderben manchen Mann ) - werden mit ihnen die in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts oft angeführten Beispiele lasterhaften Zeitvertreibs und müßiggängerischer Lebensweise vor Augen geführt. Im Vordergrund leitet ein Soldat den Blick auf eine am Boden hockende Gruppe beim offensichtlich betrügerischen Hasardspiel, das von den Moralisten der Zeit öffentlich angeprangert wurde.

An der kunstvoll mit Stofftüchern drapierten Tischplatte im Bildzentrum sitzt neben einem Galan eine lautenspielende Dirne, tief dekolletiert und mit Federschmuck im Haar. Neben ihr steht eine Karaffe mit Wein. Der Genuss alkoholischer Getränke im leichtfertigen Umgang mit Männern galt in den Niederlanden für eine Frau als besonderer Verstoß gegen die Tugend, worauf deutlich Dekolleté und Federn verweisen, Zeichen für Hochmut, Erotik und Unkeuschheit.

Annette Frese

 

 

Aus der Sammlung Posselt
Anton Goubau ( 1616 - 1698 ) Wachtstube
nach 1650
bez. unten links - A. Goubau

 
 
siehe auch:

Sammlungsblatt
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