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Die Produktion der Frankenthaler Manufaktur geht auf den Straßburger Paul Hannong (1700 - 1760) zurück, der nach dem Verbot des französischen Königs Ludwig XV. für seine Manufaktur eine Wirkungsstätte suchte. Er fand sie 1755 mit Unterstützung des pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor, der die Gelegenheit ergriff, eine eigene Prozellanmanufaktur aufzubauen, in Frankenthal.
Leiter der Manufaktur in Frankenthal wurde der Sohn von Paul Anton Hannong, Carl Franz Paul, der Straßburger Johann Wilhelm Lanz, der 1748-1754 bereits bei Hannong in Straßburg gearbeitet hatte, wurde erster Modellmeister (in Frankenthal 1755-1761 nachweisbar). Nachfolger Carl Hannongs wurde 1757 sein Bruder Joseph Adam, der allerdings nach dem Tod des Vaters durch die Erbauseinandersetzungen mit seinem Bruder Peter Anton die Fabrik unter ihrem Wert an den Kurfürsten verlaufen musste. Joseph Adam ging mit einem Teil der Künstler nach Hagenau und produzierte Fayencen.
Jäger aus Kurpfalz
Karl Gottlieb Lück, Frankenthal 1765 - 1770
Standort unbekannt, in anderer Fassung Kurpfälzisches Museum Heidelberg
Die nun von kurfürstlichen Beamten verwaltete Frankenthaler Manufaktur stand unter der Leitung von Franz Anton Bergdoll (+ 1797), der seinen künftigen Schwiegersohn Martin Stephan Lang mit in die Leitung der Fabrik nahm. Bergdolls Führung erwies sich als unzulänglich, die Qualität der Arbeiten sank, die Manufaktur arbeitete nicht rentabel.
1775 wurde der Bossierer (Former) und Modellmeister Simon Feylner Direktor der Manufaktur. Seine Fähigkeiten lagen in der besseren Kenntnis der Produktionstechniken und im feineren Umgang mit den Porzellanfarben.
Nach 1772 allerdings hatte sich die Angebotspalette der Frankenthaler Porzellanmanufaktur überholt, da der Kunstgeschmack sich mehr auf klassizistische Motive und Formen richtete.
Mit der Eroberung des linken Rheinufers durch die Truppen Frankreichs war die Niedergang der Manufaktur besiegelt, die Arbeit wurde 1797 endgültig eingestellt. Die Formen und die besten Arbeiter waren allerdings schon vorher in die Manufaktur der Münchner Residenz in Nymphenburg abgezogen worden, die die Frankenthaler Tradition fortsetzte.
Frankenthaler Porzellan bildet heute ein wichtigen Bestand in den Museen der ehemaligen Kurpfalz und des Rhein-Neckar-Raums, allen voran in den Reiss-Engelhorn-Museen der Stadt Mannheim, aber ebenso im Erkenbert-Museum Frankenthal, im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg, im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Auch das Residenzmuseum in München hat wertvolle Bestände.
Privileg des Kurfürsten Carl Theodor für den Straßburger Paul Anton Hannong
Extractus Concessionis für den Strasburger Porcelain-Fabricanten
Hanong
Druck, Mannheim 26. Mai 1755
Erkenbert-Museum, Frankenthal
Unten: Paul Anton Hannong, Preisliste für die laufende Produktion
Erkenbert-Museum, Frankenthal
Nach dem Abtransport von Einrichtung und Formen aus Frankenthal und der Vereinigung der Manufaktur mit der bayerischen Manufaktur Nymphenburg wurde mit den originalen Gussformen weiter produziert. Dass die Stücke nach wie vor wertvolle Handarbeit sind, zeigt sich an verschiedenen Bemalungen der modernen Ausformungen.
Tänzer und Tänzerin
Frankenthal, um 1770, Neuausformung der Porzellanmanufaktur Nymphenburg
Modell von Johann Friedrich Lück
Foto © Porzellanmanufaktur Nymphenburg
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