Elisabeth und die Wartburg
Die Wartburg heute |
Unter den Stätten, an denen das Andenken an Elisabeth von
Thüringen gepflegt wird, nimmt die Wartburg den ersten Platz
ein. Die Wartburg als ihr einstiger Wohnsitz ist das natürliche
und größte Elisabeth-Denkmal.
Spätere Jahrhunderte
haben der Wartburg weitere künstlerische Erinnerungswerke
hinzu gefügt, vor allem die beiden Elisabeth-Bilderzyklen,
zuerst 1855 den Zyklus des Österreichers Moritz von Schwind
(1804-1871), dann 1902-1906 den des Oldenburgers August Oetkens
(1868-1951). Die beiden Bilderzyklen sind hinsichtlich ihrer
Programmatik, der künstlerischen Ausdrucksmittel, ihres Stils
und der Rezeption diametral entgegen gesetzt. Moritz von Schwinds
Zyklus von 13 Bildern an der sog. Elisabeth-Galerie sínd technisch
Fresken, also in den noch frischen Zementverputz gemalt. Sie
sind stilistisch typische Gemälde der 1855 bereits auslaufenden
Kunstepoche der Spätromantik. Programmatisch schilderte von
Schwind überwiegend Werke der Barmherzigkeit Elisabeth, d.h.
die märchenhaften Legenden und Wunder, die der späteren katholischen
Heiligen Elisabeth zugeschrieben werden. Die Elisabeth-Fresken
Moritz von Schwinds sind eine der größten Publikums-Magneten
der Wartburg und sind in Reproduktionen millionenfach verbreitet
und bekannt. August Oetken, bekannter Kirchenmaler und Mosaizist,
gestaltete die von dem letzten Kaiser des Deutschen Reiches,
Wilhelm II, als Mäzen gestiftete Ausgestaltung der sog. "Elisabeth-Kemenate"
technisch als Glasmosaik-Gesamtkunstwerk. Die dekorativ-ornamentale
als auch Bilder-Mosaizierung ist im neo-romanischen-neo-byzantinischen
Stil gehalten, der auf dem Mosaikstil z.B. von Ravenna beruht.
Das neobyzantinische Mosaik wurde von dem kaiserlichen Stifter
als "Kaiserkunst" und als typischer Ausdruck seiner eigenen
Herrschaft empfunden und im ausgehenden Deutschen Reich stark
gefördert (z.B. Neumosaizierung des Kaiserdomes Aachen, "Kaiserturm"
im Grunewald, heute Grunewaldturm, "Kaiserbrunnen" heute "Deutscher
Brunnen" in Istanbul u.a.). Programmatisch zeigen 9 der 10
Mosaik-Bilder August Oetkens Szenen aus dem weltlichen Leben
der Prinzessin Elisabeth von Ungarn (z.B. Brautwerbung in
Ungarn,Kinder-Vermählung) und Landesherrin und landgräfin
von Thüringen (z.B. Aufbruch ihres Mannes zum Ritter-Kreuzzug
usw.). Lediglich das 10. Bild zeigt eine Legende, das sog.
Mantel-Wunder. Der auffällige programmatische Gegensatz des
weltlichen Elisabeth-Zyklus von August Oetken zu den Märchen-Bildern
Moritz von Schwinds hat zu der Deutung Veranlassung gegeben,
dass der "Kaiser"-Zyklus von Oetken Elisabeth als eher moderne
politische und protestantische Frau und Herrscherin herausarbeiten
soll. Die sog. "Elisabeth-Kemenate" August Oetkens ist als
Gesamtkunstwerk wegen ihrer außerordentlichen Brillianz ebenfalls
eine der großen und bewunderten Publikumsattraktionen auf
der Wartburg und ist in unzähligen Publikationen vor allem
der Wartburg-Werbung (Führer, Bildpostkarten, Diaserien, Poster)
verbreitet. Der Elisabeth-Bilderzyklus Oetkens als solcher
dagegen steht hinsichtlich Wahrnehmung und Bekanntheitsgrad
hinter dem von v. Schwind zurück.
Elisabethjahr 2007
Noch heute wird Elisabeth von Katholiken wie Protestanten
verehrt. Sie ist Vorbild für tätige Nächstenliebe und gleichzeitig
faszinierend als ungewöhnliche Frauengestalt ihrer Zeit.
Anlässlich ihres 800. Geburtstages findet das Elisabethjahr
2007 statt. [1] In dessen Rahmen zeigen die Bundesländer
Hessen und Thüringen eine Landesausstellung auf der Wartburg,
auf dem Marburger Landgrafenschloss ist vom 24. März bis
zum 25. November die Referenzausstellung "Elisabeth in Marburg.
Der Dienst am Kranken" zu besichtigen.
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