Elisabeth als Heilige
Rosenwunder
der heiligen Elisabeth von Thüringen. Tafelbild,
Steiermark |
Bereits kurz nach ihrem Tod sollen sich an Elisabeths Grab
zahlreiche Wunder ereignet haben. Kranke sollen gesund geworden
sein, weshalb schnell ein großer Strom von Pilgern einsetzte.
Ihre Dienerin Irmgard berichtete, dass viele Leute während
der dreitägigen Aufbahrung der Landgräfin Stücke von den
Tüchern, die ihr Gesicht bedeckten, abrissen, ihr Haupthaar,
Nägel und sogar einen ihrer Finger abschnitten. Diese wollten
wohl bereits vorausschauend Reliquien sammeln.
Auf Konrad von Marburgs
Betreiben wurde schon 1232 vom Papst eine erste Kommission
eingesetzt, die sich mit den Wundern zu Elisabeths Lebzeiten
und an ihrem Grab befassen sollte. Durch Konrads Ermordung
im Jahre 1233 geriet der Prozess allerdings ins Stocken, wurde
jedoch durch Betreiben von Elisabeths Schwager Konrad von
Thüringen, der wegen seiner brutalen Zerstörung der Stadt
Fritzlar im Jahre 1232 vom Papst gebannt worden war und nunmehr
mit intensiver Zuwendung zur Kirche Buße tat und inzwischen
in den Deutschen Orden eingetreten war, durch eine zweite
Kommission bald wieder aufgenommen. Zu Pfingsten des Jahres
1235 wurde Elisabeth in Perugia von Papst Gregor IX. schließlich
in aller Form heiliggesprochen. Nach einem Bericht über die
Erhebung ihrer Gebeine im Jahre 1236 trennte man ihrem Leichnam
den Kopf ab, um diesen als gesonderte Reliquie zu gewinnen.
Dabei war Kaiser Friedrich II. selbst anwesend, der diese
Zeremonie entsprechend zur Festigung seiner Machtposition
nutzte. Friedrich betonte in einem Brief, den er kurz darauf
verfasste, dass er die Heilige, die ihm wegen ihrer hohen,
königlichen Geburt und ihres fürstlichen Standes besonders
nahe stehe, mit aufrichtiger Zuneigung geliebt habe. Nach
den Quellen (Caesarius von Heisterbach) soll Friedrich während
der Zeremonie barfuß und mit einer grauen Tunika bekleidet
gewesen sein. Den abgetrennten Kopf legte man in einen Becher,
und Kaiser Friedrich setzte eigenhändig eine Krone darauf,
die er stiftete. Becher und Krone zusammen bildeten ein Reliquiar,
in dessen Inneren man den Kopf der Heiligen erblicken konnte.
Heute befindet sich das wertvolle Stück, allerdings ohne Inhalt,
im Historischen Museum in Stockholm. Über den Verbleib der
Reliquie kann nur spekuliert werden. Ihr Haupt wird in der
Klosterkirche zur Hl. Elisabeth in Wien aufbewahrt.
Während der Reformation ließ der zum Protestantismus übergetretene
Philipp I. von Hessen Elisabeths Gebeine, die als Reliquien
verehrt wurden, 1539 aus dem Sarg entfernen, um ihre religiöse
Anziehungskraft zu beenden. Dennoch tragen hunderte Kirchen
und viele Ordens- und Krankenhäuser ihren Namen; besondere
Formen der Verehrung finden sich in Wien (Kloster der Elisabethinnen)
und nahe ihrem Geburtsort in Kaschau (Košice, Slowakei).
Im Fuldaer Dom steht eine große Holzstatue. Auch in der
evangelischen Kirche wird ihrer gedacht; viele Einrichtungen
der Diakonie tragen ihren Namen.
Bild:
Die Tafelbild aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
zeigt das Rosenwunder der Hl. Elisabeth von Thüringen. Sie
wird von ihrem Mann, dem Landgrafen Ludwig von Thüringen,
ertappt, als sie zur Zeit einer Hungersnot Lebensmittel
an Arme verteilen wollte. Doch als ihr Mann die dafür in
ihrer Schürze verborgenen Sachen sehen will, haben sich
diese in Rosen verwandelt.
|