4000
Einwohner, auf frz. les Bouxwillerois genannt, Dept. Bas-Rhin
(67)
Bereits 725 wurde der Ort in einer Schenkungsurkunde
des Klosters Weißenburg
(Wissemborg) genannt. Er war dann im Besitz der Abtei Neuweiler,
über das die Herren von Lichtenberg die Vogtei innehatten. Durch
Ausnutzung dieser Vogteirechte setzten diese sich in den Besitz
der Klostergüter. So erscheint Bouxwiller 1260 als Lehen vom
Hochstift Metz, das die Oberhoheit
über Neuweiler hatte, im Besitz dieser Familie.
Bouxwiller war das Zentrum der Herrschaft
Lichtenberg
und nach dem Übergang
an Hanau 1480 einer der Hauptorte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg.
1736 kam die Grafschaft an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.
Mittlerweile hatte 1680 Ludwig XIV. die Rechte des Reichs im
Elsass annektiert.
Wohl schon gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Ort zur
Stadt erhoben, wurde ummauert und erhielt das Recht einen Markt
abzuhalten. Das Stadtrecht wurde 1301 von Kg. Albrecht von Habsburg
bestätigt.
Im Lauf des 14. Jahrhunderts wurde Bouxwiller die
Residenz der Herren
von
Lichtenberg,
deren
Schloss
in der
Stadt
um 1400
erwähnt wurde. Zu den wesentlichen Elementen dieser
fürstlichen
Residenz gehören die Kanzlei und die Rentkammer, die von
der ansonsten verschwundenen Schlossanlage noch übrig sind.
In der Stadt hatten fünf reichsritterschaftliche Famiien
ihre Sitze.
Das Schloss wurde 1525 von den Aufständischen zerstört,
dann wieder aufgebaut und zu Beginn des 18. Jahrhunderts ausgebaut.
Während der französischen Revolution wurde es 1794 zerstört und
1805 abgebrochen.
Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg führte 1542 die Reformation
ein. Das von Graf Reinhard von Hanau-Lichtenberg 1612 gegründete
Gymnasium (Lateinschule) wurde vor allem im 18. Jahrhundert berühmt
und war bedeutend als Bildungsstätte für angehende
Theologen.
Im 19. und 20. Jahrhundert profitierte der Ort, der seine zentralen
Funktionen verloren hatte, von der chemischen
Industrie, die die örtlichen
Braunkohlevorkommen ausnutzte. Erst in den 1970er Jahren erlebte
die Stadt, nach dem Zusammenschluss mit mehreren Nachbargemeinden,
einen neuen Aufschwung und zog auch aus der Nachbarschaft des
neu eingerichteten Naturparks der Nordvogesen (parc naturel
régional des Vosges du Nord) einige Vorteile.
Bouxwiller
ist durch die Vielzahl seiner Fachwerkbauten, zum Teil noch aus
dem 17. Jahrhundert, einer der malerischsten Orte
des Elsass und weist noch einige repräsentative Bauten der
Hofhaltung auf. Die Stadtmauer, die die Stadt im Mittelalter
umgab, hatte eine Gesamtlänge von 1080 m und ist noch an zahlreichen
Stellen erhalten (Bild rechts) . Die Grand Rue, die Hauptstraße
durchzieht die gesamte mittelalterliche Stadt in Nord-West/Süd-Ost-Richtung.
In Bouxwiller fand der sog. "Weiberkrieg" statt, eine
Auseinandersetzung um das Regime der "schönen Bärbel",
der Geliebten des Grafen Jakob von Hanau-Lichtenberg. Diese war
bei den Untertanen der
Grafschaft wegen ihrer Forderungen verhasst und wurde in einem
Aufstand der Bouxwiller Bürger mit Hilfe des Grafen Ludwig, des
Bruders des Grafen Jakob, 1462 vertrieben. Das Besondere dabei
war, dass die Frauen der Stadt, mit ihren Küchengeräten bewaffnet,
vor das Schloss zogen. Graf Jakob und seine Geliebte zogen sich
nach Hagenau zurück. Nach seinem Tod 1480 war die Schöne dem
Mob der Grafschjaft ausgeliefert, einige sagen, sie habe im
Kerker ihr Ende gefunden, andere, sie sei als Hexe verbrannt
worden. Zwei Büsten
an der Straßburger Kanzlei, genannt "Bärbel von
Ottenheim" und
"Graf Jakob" werden seit Daniel Specklin 1587 mit den
Hauptpersonen des Streits identifiziert.
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