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Kurzer Abriss der Stadtgeschichte

Meersburg, Altes SchlossDie Burg wurde erstmals 988 in einer Urkunde Ottos III. als "Meresburg" genannt und geht vermutlich auf eine merowingische Befestigung am Fähr-Übergang einer wichtigen Straßenverbindung vom Oberschwaben über Konstanz in die Schweiz zurück. Die Königsburg, zu der vermutlich bereits eine kleine Siedlung gehörte, war seit der Mitte des 11. Jahrhunderts in der Hand von königlichen Lehnsträgern, die sich nach ihr nannten, und ging dann in den Besitz der Bischöfe von Konstanz über, die es als Lehen an die Grafen von Rohrdorf-Messkirch ausgaben. Nach deren Aussterben 1210 blieben Burg und Siedlung im unmittelbaren Besitz des Bischofs. Der 1268 in Neapel hingerichtete Stauferkönig Konradin verbrachte seine letzten Lebensjahre hier.

Die Siedlung entwickelte sich vor allem vor der Burg, im Bereich der späteren Oberstadt, die 1233 Marktrecht, vor 1260 eine Mauer und 1299 das Stadtrecht nach Ulmer Vorbild erhielt. Im selben Jahr wurde die unterhalb der Burg gelegene Siedlung am Seeufer durch Aufschüttung so erweitert, dass Raum für einen großen Marktplatz und die Erweiterung der Siedlung zur Unterstadt entstand. Im 14. Jahrhundert zählte die Stadt bereits 160 Häuser. Auseinandersetzungen der Bürgerschaft mit dem bischöflichen Stadtherren um die Ausgestaltung der Stadtverfassung kulmierten 1457 mit der Erstürmun g der bischöflichen Burg durch die Bürger, endeten aber 1458 mit ihrer Niederlage. 1461 gab der Boschof der Stadt eine neue Ordnung, mit der die Bürger alle Hoffnungen auf größere bürgerliche Freiheiten begraben konnten.

1526 siedelte der bischöfliche Hof aus dem evangelisch gewordenen Konstanz hierher über, Meersburg blieb Residenz des Bischofs bis zur Aufhebung des Bistums 1803. Die Burg war bis zur Fertigstellung des Neuen Schlosses 1750 ständige Wohnung des Bischofs. Vor allem das 18. Jahrhundert prägte mit dem Bau der aus Neuem Schloss (nach 1712), Reit- oder Stallhof (1751ff) und Priesterseminar (1732-35) das barocke Panorama der am Steilufer gelegenen Bauten.

Plan der Stadt Meersburg, gezeichnet von Karl Motz. Badische Heimat 11 (1924) S. 124
Plan der Stadt Meersburg, gezeichnet von Karl Motz. Badische Heimat 11 (1924) S. 124

Die Burg selbst ist eine stauferzeitliche Gründung. Ihrem ältesten Teil, dem "Dagobertsturm" wird ein Ursprung in der Merowingerzeit zugeschrieben, doch dürften seine Ursprünge kaum über das beginnende 12. Jahrhundert hinausreichen. Die Anlage war im 14. Jahrhundert so gut in Schuss, dass sie 1334 in der sog, Bischofsfehde der Belagerung durch Kaiser Ludwig standhalten konnte. Die Gebäude der Burg verdanken ihr Aussehen dem Um- und Ausbau des frühen 16. Jahrhunderts. Der Dagobertsturm erhielt 1509 seinen Staffelgiebel, aus der Zeit der Verlegung der Residenz 1526 stammen der Torbau und die Rundtürme an den Ecken der Umfassungsmauer. Das Treppenhaus wurde um 1700 eingebaut, der Stuck einzelner Räume stammt aus der Spätzeit der bischöflichen Residenz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Burg ist heute Museum mit spätgotischen Innenräumen und den Wohnräumen der Annette von Droste-Hülshoff. Das Inventar entstammt allerdings der Sammeltätigkeit des 20. Jahrhunderts.

Das Neue Schloss wurde um 1712 von Chr. Gessinger als "Neuer Bau" begonnen und unter Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn 1741 vollendet. Balthasar Neumann lieferte den Entwurf für ein Treppenhaus. Dieses wurde jedoch 1759/60 abgebrochen und durch den Baumeister Johann Georg Stahl aus Bruchsal durch das gegenwärtige ersetzt.

Östlich des Schlosses über der Unterstadt liegen am Rand der Terrasse der ehem. Reit- und Stallhof (1751 ff.) und das ehem. Priesterseminar, 1732-35 durch den Werkmeister Frey aus Ludwigsburg errichtet. Dieser Bau wurde durch Bischof Franz Konrad von Rodt 1763-66 durch den Bau der Seminarkapelle und die Fertigstellung der Ausstattung vollendet. Die Bauleitung hatte hier Franz Anton Bagnato, die Bildhauerarbeiten übernahm der Ausburger Baur, die Malereien Appiani.

Nach dem Übergang des Bistums Konstanz an Baden im Reichsdeputationshauptschluss 1803 war Meersburg bis 1807 Hauptstadt des Oberen Fürstentums am See und 1803 - 1857 Hauptort des Amtsbezirks Meersburg, 1814 - 1836 Sitz des Hofgerichts des badischen Seekreises (in der Burg)

Außerhalb der Stadt, wenige Schritte vom Obertor in den Weinbergen, steht das "Fürstenhäusle", ein ehemaliges, um 1640 erbautes Rebhaus, in dem Annette von Droste-Hülshoff bis zu ihrem Tod lebte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch einen rückwärtigen Anbau wesentlich erweitert, im Vorderteil unverändert erhaltenes Museum der Dichterin.

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siehe auch: Aus dem Aufsatz von Karl Motz (1936) - Die Unterstadt
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