Badisches Volksleben


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Die Fragebogenaktion 1894/95 im Großherzogtum Baden

 

Das Großherzogtum Baden - vom südlichen Markgräflerland (Weil a. Rhein) bis zum Odenwald 235 km lang und in seiner größten West-Ost-Ausdehnung 139 km breit - gehörte seit der Reichsgründung 1871 zum deutschen Kaiserreich, das ab 1888 von Kaiser Wilhelm II. von Preußen (1888-1918) regiert wurde. Im Karlsruher Schloss residierten Großherzog Friedrich I. von Baden (1826-1907) und Großherzogin Luise von Preußen (1838-1923). Nach seiner Verfassung galt Baden als konstitutionelle Monarchie mit einem regierenden Fürstenhaus (Baden) und wahlberechtigten Vertretern der Stände (darunter noch keine Frauen) in einem parlamentarischen Zweikammersystem (Erste und Zweite Kammer).

1894 lebten laut Statistischem Jahrbuch im Großherzogtum 1.725.270 Untertanen in einem Land, das sich deutlich vom alten Agrarstaat zum modernen handwerklich und industriell geprägten Gemeinwesen wandelte. Die rasch wachsenden, industriell geprägten Regionen bezogen ihre Arbeitskräfte aus dem ländlichen Raum, in dem sich schon bald die Klagen über mangelndes Personal erhoben.

Die andauernde Abwanderung vom Land in mittelständische und industrielle Zonen bedingte naturgemäß eine deutliche Veränderung bisheriger traditionsgeleiteter Lebensweisen in den Dörfern und ländlichen Kleinstädten wie auch bei der sich neu konturierenden städtischen Arbeitnehmerschaft. Insbesondere Pädagogen und Theologen - die traditionellen Träger und Vermittler überlieferten Kulturguts - beklagten vielfach das rasche Wegbrechen anerkannter Lebensmuster innerhalb fest gefügter ländlicher Gemeinschaften. Arbeiter- und Bildungsvereine in großer Zahl suchten mit neuen gesellschaftlichen Inhalten und Angeboten Orientierung und Lebenshilfe zu vermitteln.

Den schwindenden Traditionen in Sitte und Brauch, Kleidung, Handwerk und mündlicher Überlieferung trat man mit der Gründung lokaler und regionaler Heimat- und Pflegevereine entgegen, denen auf manchen Feldern guter Ertrag beschieden war. Das bedrohte „Volksleben" hingegen konnten sie nicht retten. Der Wandel kulturgeschichtlicher Werte und Überlieferungen ließ sich auch damals nur mit pflegerischen Maßnahmen und musealen Ambitionen begleiten.

     

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