Neuschwanstein


Massentourismus

  

Zu einer Sequenz über Neuschwanstein gehört auch ein Wort über den Massentourismus. Mit 1,3 Millionen Besuchern im Jahr ist das "Märchenschloss" das am meisten nachgefragte Objekt in ganz Deutschland. 2007 waren der Bau einer Panoramabahn zum Schloss und eines Parkhauses im Gespräch, das die bisher genutzten Stellflächen für Open-Air-Veranstaltungen frei machen würde.

1,3 Millionen im Jahr, das sind durchschnittlich 3600 pro Tag, das bedeutet 6-7000 an einem Hochsaisontag. Sie kommen angefahren, steigen hinauf zum Schloss, werden im 10-Minuten-Rythmus durchgeschleust, steigen wieder herunter, essen und trinken etwas und werden wieder weggefahren. Das wären 200 Führungen am Tag (bei 30 Teilnehmern, 120 Führungen bei 50 Teilnehmern) an einem Hochsaisontag, bei 9 Stunden Öffnungszeit kommt man auf 54 mögliche Führungstermine, von denen jede einzelne 110 Personen mitnehmen müsste.

6000 Personen an einem Hochsaisontag, das bedeutet 100 Busse am Tag, der Rest sind Individualtouristen mit PKW, wer mit dem Öffentlichen Nahverkehr oder dem Fahrrad kommt, mag an den Fingern einer Hand abzuzählen sein.

Hohenschwangau: Andrang und Schlangestehen vor der Kasse
Andrang und Schlangestehen vor der Kasse

Hohenschwangau: Der Busparkplatz
Hohenschwangau: Der Busparkplatz

Lange Schlangen in Hohenschwangau, im Hintergrund Schloss Hohenschwangau
Lange Schlangen in Hohenschwangau, im Hintergrund Schloss Hohenschwangau

Ist die Zeit vorbei, in der ein Denkmal einfach aus sich selbst heraus wirken kann und sich dem genießenden Besucher öffnet? Wieviel Besucher verträgt ein Denkmal, ohne zur konsumierten Kulisse zu verkommen? Tourismus im 21. Jahrhundert ist ein Zielkonflikt, der sich nicht in einem einfachen entweder - oder lösen lässt.

Natürlich wünschen wir der Schlösserverwaltung Einkünfte, die die notwendigen Ausgaben zum Erhalt des Schlosses mindestens decken. Natürlich wünschen wir dem Schloss wie allen Denkmälern die Aufmerksamkeit durch zahlreiche Besucher. Aber wir wünschen auch Schloss Neuschwanstein jeden Tag 5 Besucher, die das Schloss genießen, die offen sind für die Geheimnisse, die es birgt, die es genießen als das, was es war: der verzweifelte Traum eines unerfüllten Lebens.

Schloss Neuschwanstein, von der Ebene bei Schwangau aus gesehen
Schloss Neuschwanstein, von der Ebene bei Schwangau aus gesehen


Links zum Thema

Focus online, 15.02.2007: Panoramabahn fürs Märchenschloss
Mehr Rummel für Neuschwanstein: Bis zum 125. Todestag von Ludwig II. im Jahr 2011 soll das Areal um das Schloss besucherfreundlicher umgebaut werden.
Focus online, 23.8.2007 Streit um das Märchenschloss
In Neuschwanstein ist ein Welcome-Center mit Event-Arena geplant. Bayern aber will nichts erlauben, was die Kandidatur als Unesco-Weltkulturerbe gefährden könnte.
Doku.cc McMärchen - Hinter den Kulissen von Neuschwanstein
Film des zdf-dokukanals über das Schloss und den (Massen-)Tourismus
Zeit online,
9.3.2006
Mein lieber Schwan!
Neuschwanstein ist eine fantastische Architekturschnulze, die noch immer zu Tränen rührt. Vor allem die, die nach vier Stunden Warten abgewiesen werden.
Sueddeutsche.de, 1.9.09 Weniger Japaner auf Neuschwanstein
Die Besucherzahl aus Japan schrumpft - dafür strömen nun andere Gäste aus dem nahen Ausland zu dem Märchenschloss im Ostallgäu.

 

     

im Detail:

Internet:

Tegelbergbahn

siehe auch:

 Römische Bäder

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