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7.9.23

Schloss Heidelberg

Schicksalstag für das Schloss: Frankreichs Soldaten sprengten die einstige Residenz

(ssg) Der 6. September 1693 war ein Schicksalstag für Schloss Heidelberg. Französische Soldaten sprengten das Monument. 27.000 Pfund Schießpulver wurden eingesetzt, um das Schloss zu „ruinieren“ – noch immer treten die Spuren der Sprengung deutlich vor Augen. Doch die Ruine entwickelte sich allmählich zum Sehnsuchtsort und zur Sensation für Reisende aus der ganzen Welt.

Schloss Heidelberg, Ruine des so genannten Krautturms. Foto: kulturer.beSchloss Heidelberg, Ruine des so genannten Krautturms. Foto: kulturer.be

Die Romantik der Ruine
Der Gesprengte Turm ("Krautturm") zählt zu den Wahrzeichen von Schloss Heidelberg. Seine dicken Mauern sind markant, zudem steht er am höchsten Punkt des Schlossareals und ist daher schon von Weitem sichtbar. Doch bekannt ist er vor allem wegen seiner Trümmer: Ein Stück der äußeren Schale brach aus der Wand und rutschte in den Burggraben – dort liegt es noch immer und trotzt Sonne, Regen und Schnee. Die Entstehungsgeschichte hinter dem romantischen Kleinod ist tragisch und liegt im Pfälzischen Erbfolgekrieg, der von 1688 bis 1697 tobte. Mitten im Konflikt – am 6. September 1693 – sprengten die Soldaten des französischen Königs Ludwig XIV. das Heidelberger Schloss und setzten die Stadt in Brand. Das weltbekannte Monument, das über dem Neckar thront, ist eine steinerne Erinnerung an die Ereignisse.

Ein schrecklicher Krieg
Der französische König Ludwig XIV. beanspruchte die Kurpfalz im Namen seines Bruders Philipp. Denn der Herzog von Orléans war der Ehemann von Elisabeth Charlotte, besser bekannt als Liselotte von der Pfalz. Sie war eine Tochter des pfälzischen Kurfürsten Karl I. Ludwig. Das Erbe des Vaters trat ursprünglich ihr Bruder an. Doch Kurfürst Karl II. starb kinderlos – und der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. sah eine günstige Chance, die Macht Frankreichs weiter auszubauen. 1688 marschierten seine Truppen in die Kurpfalz ein, ein Jahr später nahm er Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms und viele andere Orte ein.

Sprengung und Wiederentdeckung
Heidelberg kam zunächst glimpflich davon. Erst vier Jahre später ereignete sich die Tragödie. Am 6. September 1693 zündeten Soldaten 38 Minen, geladen mit 27.000 Pfund Pulver. Das Hauptstück der kurfürstlichen Repräsentation, der Dicke Turm, wurde gesprengt und Tausende von Tonnen Mauerwerk begruben die unterhalb gelegenen Häuser unter sich. Auch der so genannte Krautturm wurde planmäßig zerstört. Doch an anderen Stellen hatten die Sprengungen nicht den gewünschten Erfolg - über zwei Drittel der Minen waren feucht geworden. Der Kommandant von Philippsburg berichtete über die Lage am „Gesprengten Turm“: „Die Hälfte des Turmes und die Traverse sind in den Graben gestürzt. Die Gewölbe sind zerstört“ – das Bild von damals bietet sich auch noch heute. Die Pfälzischen Kurfürsten verloren bald vollständig das Interesse an der stark beschädigten Anlage. Mitte des 19. Jahrhunderts erwachte die Ruine jedoch zu neuem Leben. Dichter, Denker und Maler feierten Schloss Heidelberg als Monument der Vergänglichkeit in Bildern, Gedichten und Reiseberichten. Heute zählt es zu den bedeutendsten und weltweit bekanntesten Kulturdenkmälern in Deutschland.

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