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14.4.22

Schloss Rastatt

Barocke Frömmigkeit: Passion Christi in der Schlosskirche Rastatt

(ssg) Im April 1719 reiste Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden auf einer Pilgerreise durch Italien bis nach Rom. Eindrücke und Reliquien von dieser Fahrt verarbeitete sie dann in ihren Bauten. In unmittelbarer Nähe zur markgräflichen Residenz im Rastatter Schloss ließ Sibylla Augusta eine Heilige Stiege mit Szenen aus der Passion Christi errichten. Nur wenig später entstand die Schlosskirche. Im aktuellen Themenjahr „Liebe, Lust, Leidenschaft“ und kurz vor Ostern werfen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ein Schlaglicht auf diese außergewöhnlichen Zeugnisse des christlichen Glaubens. Führungen durch die Schlosskirche finden donnerstags bis sonntags und an Feiertagen statt.

Schloss Rastatt: Schlosskirche. Foto: Dirk Altenkirch/SSGSchloss Rastatt: Heilige Stiege. Foto: Dirk Altenkirch/SSGSchloss Rastatt: Gebitsinschrift am Zugang zur Heiligen Stiege: Papst Clemens verbietet allen, diese Heilige Stiege anders als kniend und ohne Waffen zu bestiegen. Also lautet die Bulla, gegeben zu Rom, den 15. Dezember 1719. Foto: Dirk Altenkirch/SSGSchloss Rastatt: Schlosskirche

Heilige Stiege

Gebitsinschrift am Zugang zur Heiligen Stiege: Papst Clemens verbietet allen, diese Heilige Stiege anders als kniend und ohne Waffen zu bestiegen. Also lautet die Bulla, gegeben zu Rom, den 15. Dezember 1719.

Alle Fotos: Dirk Altenkirch/SSG

Religiöse Hingabe im Barock

Die Heilige Stiege, die die Markgräfin noch vor Errichtung der Schlosskirche beauftragte, ist ein Nachbau der „Scala Santa“ im römischen Lateranpalast. Auf dieser Treppe soll Jesus der Überlieferung nach seinen Kreuzweg begonnen haben. Die Rastatter Stiege durften Pilger – genau wie ihr Vorbild – nach einer Vorschrift des Papstes nur auf den Knien erklimmen. Eine Qual, die mit einem Sündenablass belohnt wurde. Gemälde an den Seitenwänden der Treppe zeigen unterschiedliche Szenen aus der Passion Christi: Unter anderem Christus betend am Ölberg, die Dornenkrönung durch Soldaten und schließlich die Kreuzigung. Oben angekommen verehrten die Gläubigen in der Kapelle des Leidens Christi, dem Sanktuarium, zahlreiche, zur Schau gestellte Reliquien. Für alle, die die Stiege nicht kniend erklimmen wollten oder konnten, wurde parallel eine schmucklose Treppe ins Obergeschoss erbaut. Die Einweihung des Ensembles am 21. Januar 1720 fiel auf den 45. Geburtstag der Markgräfin. In einer feierlichen Prozession wurden zahlreiche Reliquien, teils einzeln in prunkvollen Behältnissen, teils in Pyramiden zu mehreren Stücken, in das Sanktuarium überführt.

Inszenierung des Glaubens in der Schlosskirche

Das Miterleben der Leiden Christi erreichte seinen Höhepunkt in der Osterzeit. Sibylla Augusta ließ in der Karwoche am Hauptaltar der Schlosskirche nach jedem Psalm ein Licht löschen. Die Gläubigen sollten bei diesen „Finstermetten“ in der Dunkelheit die Angst Christi nachempfinden. In der Osternacht erlebte die versammelte Festgemeinde dann die Auferstehung: Die Alabastersäulen am Altar begannen zu leuchten und das Bild des gekreuzigten Heilands war wieder zu sehen. Möglich machten dieses barocke Lichtspiel viele kleine entzündete Öllämpchen, die an einer Winde in den hohlen Säulen hochgezogen wurden. Das raffinierte System hat sich erhalten. Die Schlosskirche mit ihrer prächtigen Ausstattung zeugt bis heute von der persönlichen Frömmigkeit und Leidenschaft ihrer Erbauerin.

Themenjahr 2022

Das Residenzschloss Rastatt ist 2022 eines von 14 Monumenten, die am neuen Themenjahr „Liebe, Lust, Leidenschaft. Leben in Schlössern und Klöstern“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg teilnehmenden. Gäste folgen den Spuren der Liebe und ihren Facetten im Wandel der Zeit ‒ von der Liebe jenseits der Ehe über tiefe Religiosität und leidenschaftliche Gottesliebe bis zur Sammelleidenschaft, die sich in Wunderkammern, Naturalienkabinetten und Gärten mit exotischen Pflanzen widerspiegelt. Alle Veranstaltungen und weitere Informationen sind auf dem Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-und-gaerten.de verfügbar.

Residenzschloss Rastatt

1. April bis 31. Oktober Di‒So, Feiertag 10.00‒17.00 Uhr

Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese werden stündlich angeboten. Letzte Führung 16.00 Uhr.

Schlosskirche

Einlass nur mit Führung
Do‒So, Feiertag, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr

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