Landeskunde > Nachrichten > Jahrestage und Jubiläen > Kloster Wiblingen

--

Kloster Wiblingen

4. August 1694: Dominikus Hermenegild Herberger wird getauft

(ssg) Der Bildhauer Dominikus Hermenegild Herberger beherrschte meisterlich die Formensprache des Spätbarock und des Rokoko. Für die prunkvolle Bibliothek des Klosters Wiblingen fertigte er 1744‒1745 zehn lebensgroße Skulpturen an. Am 4. August 1694 wurde der „Meister des Rokoko“ im Unterallgäuer Ort Legau getauft.

Kloster Wiblingen, Bibliothekssaal. Foto: Arnim Weischer, LMZ/SSGKloster Wiblingen, Bibliothekssaal, Allegorie des Gehorsams. Foto: Arnim Weischer, LMZ/SSGKloster Wiblingen, Bibliothekssaal. Foto: Arnim Weischer, LMZ/SSG

Kloster Wiblingen, Bibliothekssaal, Allegorie des Gehorsams. Foto: Arnim Weischer, LMZ/SSG

Das zehnte Kind der Grossfamilie Herberger

Als zehntes Kind des Schulmeisters Bartholomäus Herberger und seiner Frau Anna Maria wird Dominikus Hermenegild Herberger am 4. August 1694 in Legau bei Memmingen, einem kleinen Ort im Unterallgäu, getauft. Als junger Mann schlägt er die Laufbahn als Bildhauer ein und eröffnet in Dietenheim, der Heimatstadt seiner Ehefrau Maria Viktoria Vogt, eine Werkstatt. Man nimmt an, dass zwischen 1720 und 1723 hier seine ersten Kunstwerke entstanden, die in den umliegenden Kirchen ihren dauerhaften Platz fanden. Es war die Zeit des Spätbarock in Oberschwaben und am Bodensee: Geschwungene Formen, farbenreiche Deckengemälde und detailliert ausgearbeitete Statuen aus Holz, Gips oder Stuckmarmor schmückten die großen Bauwerke.

Der „barocke Bauwurm“ wütet in Oberscwaben

Nach den Verwüstungen, die der Dreißigjährige Krieg bis 1648 auch in Oberschwaben hinterließ, bemühten sich die Klöster um einen raschen Wiederaufbau. Historische Quellen bezeugen, dass die Äbte vom „barocken Bauwurm“ gepackt waren. Er brachte sie dazu, ihre weltliche Machtstellung mit eindrucksvollen Bauten zu unterstreichen. Großaufträge wie die 32 Deckengemälde in der Klosterkirche der Reichsabtei Ochsenhausen, die der einflussreiche Künstler Johann Georg Bergmüller ab 1727 erschuf, hatten eine ungeahnte Strahlkraft. Sie brachten die umliegenden Klöster dazu, ihre Gebäude im Stil der Zeit von bekannten Künstlern und ihren Werkstätten ausgestalten zu lassen. Davon profitierte auch Dominikus Hermenegild Herberger.

Der Bibliothekssaal in Wiblingen

Für das Kloster Ochsenhausen gestaltete der begabte Bildhauer 1743 den Aufbau des Nebenaltars in der Benediktuskapelle. Dieser besteht nicht mehr aus Architekturelementen, sondern gänzlich aus den überschäumenden Formen des Rokoko. Der dortige Abt war zufrieden mit der künstlerischen Arbeit und empfahl Herberger dem Abt des Klosters Wiblingen weiter. Im Zuge des Wiederaufbaus der Klosteranlage ab 1714 war im Nordflügel ein großzügiger Bibliothekssaal als Zentrum des damaligen Weltwissens und Zeichen der klösterlichen Bildung entstanden. Der Raum erstreckt sich über zwei Geschosse und nimmt mit seiner enormen Größe von 23 Metern Länge und 11,5 Metern Tiefe den Nordflügel des Klosters vollständig ein. Die Ausgestaltung des Saals zu einem Meisterwerk der Architektur, Skulptur und Malerei des Rokoko erfolgte zwischen 1740 und 1750 unter Abt Meinrad.

Von Wiblingen nach Konstanz

Für die Wiblinger Bibliothek erhielt Dominikus Hermenegild Herberger den Auftrag über mehrere Skulpturen: Ab 1744 fertigte er zehn lebensgroße allegorische Figuren an, aber auch zahlreiche Zierschnitzereien. Dabei zeigte sich sein Können als „Meister des Rokoko“: Die im Barock vorherrschende Symmetrie wurde aufgebrochen und Formen bewusst asymmetrisch gestaltet. Die Stilelemente wurden leichter und verspielter. Ein Jahr dauerten die Arbeiten im Kloster Wiblingen. Dann trat Herberger den Dienst als Hofbildhauer am Hof des Fürstbischofs von Konstanz, Casimir Anton von Sickingen, an. Am 12. April 1755 verstarb Dominikus Hermenegild Herberger. Begraben ist er in der Pfarrkirche von Immenstaad, wo eine Gedenktafel an den Künstler erinnert. Herbergers Werke im Kloster Wiblingen und im Kloster Ochsenhausen gelten als Meilensteine schwäbischer Kunst des 18. Jahrhunderts. Kloster Wiblingen mit der Klosterkirche bildet einen historisch letzten Höhepunkt der barocken Kirchenbaukunst in Oberschwaben. Der Bibliothekssaal gilt als die gelungenste Raumschöpfung des Rokoko.

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2021
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr