Landeskunde > Nachrichten > Jahrestage und Jubiläen > Kloster Schussenried

-- --

Kloster Schussenried

18. Juli 1013: Hermann von Reichenau, „Wunder des Jahrhunderts“, wird geboren

(ssg) ​Am 18. Juli 1013, vor über 1000 Jahren, wurde Hermann von Reichenau geboren. Als Mönch wurde er einer der größten Gelehrten seiner Zeit. „Wunder des Jahrhunderts“ nannten ihn die Zeitgenossen wegen seiner Gelehrsamkeit. Im Deckenfresko der Bibliothek von Kloster Schussenried, mehr als 700 Jahre später entstanden, findet man ihn als Vertreter für die Disziplinen Astronomie und Wissenschaft.

Kloster Schussenried, Bibliothekssaal. Foto: kulturer.be Kloster Schussenried, Bibliothekssaal. Foto: kulturer.be

Hermann der Lahme im Deckenfresko des Bibliothekssaals von KLoster Schussenried. Foto: OV Schussenried/ SSG.

Ein Leben im Kloster

Am 18. Juli 1013 wurde Hermann von Reichenau als zweitältester Sohn des Grafen Wolfrat II. und dessen Frau Hiltrud in Oberschwaben geboren. Seine Eltern stammten aus dem schwäbischen Grafengeschlecht von Altshausen-Veringen. Hermann litt nach heutigen medizinischen Begriffen wahrscheinlich an einer spastischen Lähmung; seine Eltern gaben ihn wohl auch deswegen mit sieben Jahren in das Kloster auf der Reichenau. Dort wurde er medizinisch versorgt und ausgebildet. Trotz seiner Lähmung – er konnte kaum laufen und nur schwer sprechen – besuchte er die Klosterschule und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wissenschaftler. Und er wurde mit seiner Behinderung im Namen berühmt: Sein lateinischer Name Hermannus Contractus bedeutet Hermann der Lahme. Man erkennt ihn auf Bildern daher oft an seiner Krücke. Unter Abt Berno von Reichenau legte er sein Mönchsgelübde ab. Vermutlich hat er das Kloster bis zu seinem Tod nicht wieder verlassen. Er starb am 24. September 1054; beerdigt wurde er in der Familiengrablege in Altshausen.

Das Universalgenie

Hermann von Reichenau übersetzte als einer der Ersten das antike Wissen der Mathematik und der Astronomie, das sich vor allem in arabischen Schriften erhalten hatte. Es ist gut möglich, dass die bis heute gültige Einteilung der Stunde in 60 Minuten auf ihn zurückgeht – ebenso wie die historische Einteilung der Jahre vor und nach Christus. Der allseitig gebildete und begabte Mönch arbeitete außerdem als Komponist und Dichter: Er komponierte das „Salve Regina“, das heute noch gesungen wird. Gemeinsam mit Abt Berno zählte er zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Die Zeitgenossen des 11. Jahrhunderts bestaunten ihn als das „Wunder unseres Jahrhunderts“.

Hermannus contractus im Schussenrieder Deckenfresko

Als das riesige Deckenfresko im Bibliothekssaal von Schussenried entstand, war Hermann von Reichenau schon über 700 Jahre tot. An der Schussenrieder Decke findet man ihn unter den Vertretern der Astronomie und der Mathematik. Erkennbar ist er an einem Globus – und an seiner Krücke. Das Deckenbild versammelt Szenen der Heilsgeschichte, Beispiele für die göttliche und irdische Weisheit und Repräsentanten der wissenschaftlichen Disziplinen. Das Thema: die Bibliothek als Sitz der Weisheit, wobei alles weltliche Wissen sich der Theologie unterordnet. Das komplizierte Bildprogramm stammt von einem Theologen; geschaffen hat das vielfigurige Fresko der Maler Franz Georg Hermann in den 1750er Jahren.

Kloster Schussenried

Öffnungszeiten:

Di bis Fr 10:00‒13:00 und 14:00‒17:00 Uhr
Sa, So 10:00‒17:00 Uhr

5,50 €, Ermäßigte 2,80 €, Familien 13,80 €, Gruppen ab 20 Personen pro Person 5,00 €

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2021
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr