17.2.21

Zur Ausstellung "gesichtslos - Frauen in der Prostitution"

Die Beratungsstelle Amalie

(dkm) Die Beratungsstelle Amalie für Frauen in der Prostitution besteht seit Juli 2013. Sie befindet sich im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West in unmittelbarer Nähe zur Bordellstraße sowie zur illegalen Prostitutionsszene. Amalie bietet Frauen in Mannheim und der Rhein-Neckar Region, die in der Prostitution arbeiten, eine professionelle psychosoziale, medizinische und sozialrechtliche Beratung an. Amalie sorgt für praktische Lebenshilfe, kostenfreie medizinische Behandlung und einen geschützten Rückzugsort. Die Beratungsstelle unterstützt Frauen umfassend, wenn diese aus der Prostitution aussteigen und (mit ihren Kindern) ein neues selbstbestimmtes Leben beginnen wollen.

Neben einem großen Aufenthaltsraum gibt es bei Amalie zwei Beratungsräume, Duschmöglichkeiten für die Frauen und ein ärztliches Behandlungszimmer. Das Team von Amalie besteht aus drei hauptamtlichen Sozialarbeiterinnen (gesamt 2,5 Stellen-Deputat).

Seit Sommer 2016 bietet Amalie eine medizinische Sprechstunde in Kooperation mit dem Fachbereich Gesundheit der Stadt Mannheim an. Die medizinische Betreuung wird von sechs Gynäkolog*innen geleistet, welche ein- bis zweimal im Monat ehrenamtlich in der Beratungsstelle tätig sind. Der Fachbereich Gesundheit übernimmt die Materialien sowie Laborkosten. Dies hat sich als optimale Zusammenarbeit erwiesen und es konnte dadurch unmittelbar ein Anstieg in der Sprechstunde verzeichnet werden. Die meisten Frauen sind nicht krankenversichert und somit ist dies ein wichtiges Angebot, besonders in akuten Notfällen handeln zu können. Prävention und Aufklärung sind zwei weitere Aspekte der gynäkologischen Sprechstunde.

Neben den Ärzt*innen sind weitere ehrenamtliche Helferinnen eingebunden, welche geschult werden und je nach Fall und Bedarf eingesetzt werden. Weitere ehrenamtliche Mitarbeiter*innen unterstützen die Arbeit von Amalie in der Öffentlichkeitsarbeit, mit Geld und Sachspenden sowie bei verschiedenen praktischen Aufgaben. Prostitution ist ein gesellschaftliches Tabuthema. Amalie klärt die Öffentlichkeit über die Lebenswirklichkeit von Frauen in der Prostitution auf und setzt sich sozialpolitisch für einen besseren Schutz dieser Frauen ein. Amalie möchte durch politische Arbeit und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit auf das Thema aufmerksam machen und die Gesellschaft für die schwierige Situation der Frauen sensibilisieren, z. B. in Form von Veranstaltungen, Vorträgen und Pressearbeit.

Amalie kooperiert eng mit der (Kriminal-)Polizei, sozialen Einrichtungen sowie mit städtischen Behörden. Mit diesen Kooperationspartner*innen und verschiedenen politischen Akteur*innen aus Mannheim wurde mit Start der Beratungsstelle der „Runde Tisch Prostitution“ gegründet. Hier werden Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Frauen in der Prostitution abgestimmt.

Träger von Amalie ist das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Mannheim.

Das Konzept für die Beratungsstelle wurde gemeinsam mit der SRH Hochschule Heidelberg, Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften, entwickelt. Amalie wird weiterhin fachlich durch die SRH Hochschule und RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten begleitet.

Das Team von Amalie führt regelmäßig umfassende Streetwork-Aktionen durch. Aufgesucht werden Frauen, die in Bordellbetrieben, Clubs, Bars, Terminwohnungen und in der Straßenprostitution tätig sind. Die Aufsuchende Arbeit ist als sozialarbeiterische Methode besonders geeignet, um vor Ort Kontakte zu Frauen zu knüpfen und die Angebote von Amalie bekannt zu machen. In der Regel gehen bis zu zwei Mitarbeiterinnen von Amalie in das Rotlichtmilieu, um die Frauen dort aufzusuchen, wo sie arbeiten. Dort ergeben sich oft Kurzberatungen und erste Gespräche, die zu einer Einzelfallberatung in der Beratungsstelle führen. Begleitet werden die Sozialarbeiterinnen von Dolmetscherinnen, damit eine erste Kontaktaufnahme über die jeweilige Landessprache möglich ist.

Im Rahmen dieses Erstkontakts werden die Frauen zu Angeboten der Beratungsstelle wie dem Frauencafé oder der gynäkologischen Sprechstunde eingeladen. In der vertrauensvoll gestalteten Atmosphäre der Beratungsstelle kann der Kontakt vertieft und der Bedarf hinsichtlich der jeweiligen Lebenssituation ermittelt werden. Besonders Frauen mit traumatischen Erfahrungen müssen psychologisch aufgefangen werden. Ein wichtiger Schwerpunkt in den Gesprächen liegt darin, Angebote für einen Ausstieg anzubieten.

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