17.4.20

Kulturerbe-Blog statt Besuchsprogramm - Schwetzinger Schlossgarten

Galathea

Statue der Galathea. Schlosspark, nördliche AngloiseStatue der Galathea. Schlosspark, nördliche Angloise

In der nördlichen Angloise, dem durch den Viertelkreis der Laubengänge gebildeten Zwickel, steht auf einem Sockel die Figur der Galathea. Sie ist nackt und wringt sich die nassen Haare aus, während hinter ihr ein bärtiges Wesen, anscheinend ein Meeresungeheuer ruht. Die Figur wurde von Gabriel Grupello zunächst für den Schlosspark Benrath bei Düsseldorf gefertigt, von wo sie nach Schwetzingen transportiert wurde.

Der Bildhauer vereinigte hier in künstlerischer Freiheit zwei Geschichten der griechischen Mythologie in einer Figur:

Zum einen die Geschichte der Nymphe Galathea, die dem Riesen Polyphem angetraut war, aber immer noch ihre Freund Akis liebte. Polyphem in seiner Eifersucht warf einen Stein auf Akis (Polyphem war ein Riese und der Stein war ziemlich groß), der den jungen Mann zerschmetterte. Galathea flehte in ihrer Verzweiflung zu den Göttern, sie mögen ihr ihren Liebsten zurück geben. Die Götter aber vermochten das nicht, verwandelten aber das Blut des Akis, das unter dem Stein hervorquoll, in einen eiskalten Quell, so dass Galathea immer bei ihm sein konnte. Dieser eiskalte Quell tritt am Sockel der Figur hervor.

Das andere ist die Geschichte der Nymphe Skylla, die, von einem Satyr verfolgt, flüchtete und auf dieser Flucht einem Meeresungeheuer begegnete, bärtig, mit Tang behängt, mit schuppigem Leib und einem Fischschwanz. Skylla erschrak und fürchtete sich sehr. Wer die Figur aufmerksam betrachtet, sieht, dass Skylla-Galathea vor dieser Gestalt keine Angst zu haben braucht - sie sieht zwar schrecklich aus, aber sie schaut sehr zahm, fast genießerisch auf die wohlgestaltete Rückseite der Nixe. Die Lehre für die Zeit des Barock: Vertrau nie auf den ersten Eindruck, alles hat einen Hintersinn und eine tiefere Bedeutung.

Vorbild der Figur ist übrigens eine Statue des Renaissancebildhausers Giambologna, die ihrerseits von Salomon de Caus 1618 als Vorlage aufgegriffen wurde für eine Figur im Heidelberger Schlossgarten. Giambologna sah seine Figur nicht für ein Wasserspiel vor, aber de Caus band das aus der Figur fließende Wasser in die Erzähung der Figur ein: Das Wasser floss aus den Haaren, die die Figur auswrang. Für den barocken Bildhauer genügte es wieder, das Wasser der Bilderzählung in den Socken einzubeziehen.

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