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11.4.20

Schloss Mannheim

Vor 300 Jahren: Verlegung der kurfürstlichen Residenz nach Mannheim

Am 12. April vor 300 Jahren verkündete Kurfürst Carl Philipp öffentlich seinen Entschluss, die Residenz nach Mannheim zu verlegen. Für Heidelberg endete ein kurzes Zwischenspiel, für Mannheim begann die Zeit der kurfürstlichen Hofhaltung. Nachdem das Heidelberger Schloss vom 14. bis zum 17. Jahrhundert mehr und mehr zum prachtvollen Sitz der pfälzischen Kurfürsten geworden war, machten es die Zerstörungen von 1689 und 1693 zur Ruine. Obwohl Kurfürst Johann Wilhelm noch einmal den Friedrichsbau wieder ausbauen ließ und auch Kurfürst Carl Philipp kurz hier wohnte, war das Schloss doch so unmodern geworden, dass sein Schicksal besiegelt war. Am 12. April 1720 nahm der katholische Kurfürst Konflikte mit den protestantischen Bürgern Heidelbergs zum Vorwand, die angestammte Hauptstadt zu verlassen.

Johann Philipp van der Schlichten (?): Kurfürst Carl Philipp im Kurmantel, mit Kurhut, Szepter und ReichskroneJohann Philipp van der Schlichten (?): Kurfürst Carl Philipp im Kurmantel, mit Kurhut, Szepter und Reichskrone

Mehrere Versuche, Mit einem Neu- oder wenigstens einem Umbau in Heidelberg zu bleiben, scheiterten. Ein Neubau vor den Toren der Stadt war geplant, war sogar gezeichnet. In gewaltigen Dimensionen solte sich das größte Schloss Europas im gesamten Gebiet der späteren Heidelberger Weststadt erstrecken. Der Bau war letztlich unbezahlbar und kam nicht über erste Zeichnungen hinaus. Der Umbau des Schlosses selbst hätte einen Abbruch der gesamten Westseite bedeutet, aber auch den Bau einer Rampe von der Stadt hoch zum Schloss als Zugang. Unmöglich, fanden die Bürger. Zu unbequem und zu wenig repräsentativ, fand der Fürst.

So kam vermutlich Kurfürst Carl Philipp 1718 schon mit dem Vorsatz aus Innsbruck nach Heidelberg, nicht mehr hier, sondern im benachbarten Mannheim zu bauen. Dort war der Baugrund für eine ausgedehnte moderne Anlage schon im Besitz des Fürsten, und der Umgang mit der Bürgerschaft schien leichter. Am 12. April schließlich ordnete der Kurfürst von seiner Sommerresidenz Schwetzingen aus die Verlegung seiner Residenz samt aller Regierungsbehörden nach Mannheim an. Die Streitigkeiten mit dem reformierten Oberkirchenrat um die Heidelberger Heiliggeistkirche waren ein willkommener Anlass, ihm und der ganzen Bürgerschaft die Verantwortung für diesen Akt zuzuschieben. Schließlich brachen in der Stadt die Einnahmen durch die Hofhaltung völlig weg.

Carl Philipp hatte bereits einen Architekten an der Hand, dieser hatte auch schon erste Pläne entworfen, so dass schon drei Monate später mit dem Bau begonnen werden konnte - standesgemäß mit der Hofkirche. In den ersten zwanzig Jahren allerdings hatte der Hof mehr als Unannehmlichkeiten zu ertragen. Der Kurfürst bewohnte in den Sommermonaten Schloss Schwetzingen, in den Wintermonaten das Hillesheim’sche Palais am Mannheimer Marktplatz. Von diesem "Kern" aus breitete sich der Hof schließlich über das gesamte Quadrat R 1 aus.

Die Hofkirche und der Westflügel waren 1731 fertiggestellt, der Mittelbau mit dem Cors de Logis und der Westflügel folgten bis 1742, erst unter Kurfürst Carl Theodor wurden dann bis 1760 Die Hofbibliothek und der Sammlungsflügler im Osten errichtet. Mannheim stieg zum Zentrum von Kultur, Wissenschaft und Kunst auf – und mit der Ankunft des Kurfürsten begann auch die Stadtentwicklung: Viele neue Bürgerhäuser entstanden.

Kurfürst Carl Philipp plante – wie alle Herrscher in der Barockzeit – im großen Stil, orientierte sich allerdings nur ganz allgemein am Schloss Ludwigs XIV. in Versailles. Er war zunächst stramm kaisertreu und sein Vorbild war unter anderem Schloss Belvedere in Wien. Die neue dreiflügelige Mannheimer Residenz öffnete sich mit einer 440 Meter langen Schaufront zur Stadt, deren Ausrichtung und deren Symmetrieachse sie aufgriff. Alle Gebäude zusammen genommen kommen auf eine Fassadenlänge von fast 1,4 km. Diese beeindruckende Monumentalität hatte ihren Preis. Am Ende verschlang der Bau inseinen 40 Jahren Bauzeit die Summe von zwei Millionen Gulden. Eine Schlossbausteuer, mit der die kurpfälzischen Untertanen belastet wurden, deckte zumindest einen Teil der Kosten. Die kostbare Innenausstattung kam aus Düsseldorf, aus der Residenz seines verstorbenen Bruders Johann Wilhelm. In der Spätzeit Carl Theodors kam sie dann nach München.

Residenzschloss Mannheim
Aktuell ist Schloss Mannheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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