Projekt kulturer.be
15.10.20
(ssg) Am 15. Oktober 1763, heute vor 257 Jahren, unterzeichnete Kurfürst Carl Theodor die Stiftungsurkunde für die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften in Mannheim, die „Academia Electoralis Scientiarum Theodoro-Palatina“. Die wissenschaftliche Vereinigung bestand nur 40 Jahre, von 1763 bis 1803. Mit der Gründung der Akademie förderte der Kurfürst insbesondere die Naturwissenschaften und präsentierte sich gleichzeitig als weltoffener und fortschrittlicher Regent. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erinnern an diesen tatkräftigen Landesherrn im Rahmen ihrer Heldenaktion für alle. Mit vier historischen Heldinnen und Helden aus der Geschichte des Landes verbindet sich die Frage: „Wer ist für Sie heute heldenhaft?“ Wer dabei an einen Menschen aus der eigenen Umgebung denkt, der oder die in Corona-Zeiten Gutes getan hat oder neue Ideen entwickelt hat, kann sich per Mail (heldenhaft2020@ssg.bwl.de) oder Post bei den Staatlichen Schlösser und Gärten melden: Sie erhalten eine von 2020 Schlosscards als Geschenk und Dankeschön für die persönliche Heldin, den persönlichen Held 2020.
"Historia seu Commentationes ...", die Reihe der Veröffentlichungen, in denen die Akademiemitglieder ihre Arbeiten publizierten. Band VI der physikalischenKlasse, 1790. Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München
Unten: Friedrich Casimir Medicus, der führende Botaniker der Akademie. Kupferstich von Egidius Verhelst
Ein Zentrum der Kultur und Wissenschaft
Unter Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz erlebte die Kurpfalz eine Blütezeit; Mannheim wurde zu einem kulturellen Zentrum von europäischem Rang: Zahlreiche Künstler, Dichter und Philosophen residierten am kurpfälzischen Hof. Angeregt durch Gespräche mit dem französischen Philosophen Voltaire und das Wirken Johann Daniel Schöpflins, einer Autorität auf dem Gebiet der Historiographie, stiftete Carl Theodor die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften. Ihr Ziel: die Geschichte, Taten und Schicksale des Herrscherhauses und seines Landes zu erforschen und zu verherrlichen. Am 15. Oktober 1763 unterzeichnete der Kurfürst die Stiftungsurkunde. Die Gründungssitzung fand in seiner Abwesenheit am 20. Oktober im Ostflügel des Barockschlosses Mannheim statt.
Bedeutende Mitglieder
Direktor der Akademie war Geheimrat Johann Georg Freiherr von Stengel, der die Interessen der Gelehrten gegenüber dem Stifter Carl Theodor vertrat. Voltaire als beratender Gesprächspartner und Freund des Kurfürsten erhielt eine Ehrenmitgliedschaft. Durch ihre Mitglieder wurde die Akademie zu einer renommierten Stätte wissenschaftlicher Forschung. Eine Sektion widmete sich der Geschichte der Kurpfalz und den Naturwissenschaften. Vor allem die Entwicklung eines Blitzableiters war Carl Theodor ein Anliegen. Die zweite Sektion der Akademie ‒ das Collegium Anatomico-Chirurgicum ‒ war in Düsseldorf angesiedelt. 1780 folgte die Gründung einer dritten Sektion in Schwetzingen: die „Societas Meteorologica Palatina“, die erste international tätige meteorologische Gesellschaft. Sie baute ein weltweites Netz von Wetterbeobachtungsstationen auf.
40 Jahre Akademie der Wissenschaften
Finanziell war die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften über den Zeitraum ihres Bestehens gesichert. Die Mitglieder erhielten für jede Sitzung, an der sie teilnahmen, eine in Silber geprägte Münze. Das kam einem Nebenverdienst von 30 Dukaten jährlich gleich. Die politische Neusortierung des Landes besiegelte das Ende der Akademie: Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde Mannheim badisch. Carl Theodor lebte zu dieser Zeit schon lange in Bayern: 1778 wurde er Kurfürst von Bayern und verlegte seine Residenz aus Mannheim nach München. Gut 40 Jahre nach ihrer Gründung wurde die Kurpfälzische Akademie am 7. Februar 1803 ein Teil der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Held oder Heldin 2020 gesucht
Mit dem aufgeklärten Kurfürsten Carl Theodor als einem von vier historischen Vorbildern fragen die Staatlichen Schlösser und Gärten heute ihre Gäste: „Wer ist für Sie heute eine Heldin oder ein Held?“, „Wer hat sich in Corona-Zeiten heldenhaft verhalten?“, „Wer hat das Beste aus der Krise gemacht und eine neue Idee entwickelt?“ Wer einer persönlichen Heldin oder einem Helden Danke sagen will, meldet sich einfach per Mail unter heldenhaft2020@ssg.bwl.de oder per Post bei den Staatlichen Schlössern und Gärten und erhält eine Schlosscard. Das Gutscheinheft öffnet ab dem ersten Besuch ein Jahr lang die Tore von 26 Schlössern, Klöstern und Gärten. Die Heldenaktion ist interaktiv und partizipativ angelegt: Alle sind eingeladen, von den Heldinnen und Helden zu erzählen, die sie beschenken wollen – und sie damit in die neue „Heldengalerie 2020“ bei Facebook oder Instagram unter #heldenhaft2020 aufnehmen zu lassen.
Der historische Hintergrund
Mit der Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten knüpfen an die Biografien von vier historischen Personen an, die an schwierigen Punkten der Geschichte ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten. Jede steht für ein Datum: „Heldin 1689“ ist Liselotte von der Pfalz, die sich in schwierigen Situationen nicht scheute, zu sagen, was sie richtig fand – oder grundfalsch, wie den Angriff ihres Schwagers Ludwig XIV. auf ihre Heimat, die Pfalz. „Held 1780“ ist Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der als Förderer der Wissenschaft unter anderem den Grundstein für Innovationen wie den Blitzableiter legte. „Heldin 1818“ ist Königin Katharina von Württemberg, die sich in der Not sozial engagierte und die erste höhere Schule für Mädchen gründete. Ihr Mann, König Wilhelm I. ist der „Held 1819“: Unter seiner Regierung wurde das Land eine konstitutionelle Monarchie, ein Staat mit Verfassung. Er schaffte die Leibeigenschaft ab, förderte die Landwirtschaft und schuf das Cannstatter Volksfest.
Eines der grössten Barockschlösser
Das eindrucksvolle Barockschloss Mannheim zählt mit seinem weiten Ehrenhof und einer Schaufassade von 440 Metern Länge zu den größten Schlössern Europas. Die Residenz ist ein Ort, an dem sich heute die Welt der Fürsten wieder erleben lässt – mit den vielen Stücken, die vom Leben am Hof erzählen, etwa das großherzoglich badische Hofsilber, das Diadem der Großherzogin Stephanie oder das Bibliothekskabinett der Kurfürstin, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt überstanden hat. Im Erdgeschoss des Schlosses lädt die Dauerausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ zu einer Reise durch verschiedene Epochen der Schlossgeschichte ein.
Barockschloss Mannheim
Öffnungszeiten: Di – So und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr
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