Projekt kulturer.be
11.9.20
(ssg) Am 12. September 1840, heute vor exakt 180 Jahren, wurde die Bahnstrecke Heidelberg – Mannheim eröffnet. Nach anfänglicher Zurückhaltung war sie ein voller Erfolg: Für die Fahrt zwischen den ehemaligen kurpfälzischen Residenzstädten benötigte der Reisende nun nicht mehr Stunden, sondern nur noch wenige Minuten. Die Anbindung an das Schienennetz beflügelte den Tourismus – und Schloss Heidelberg konnte zu der internationalen Attraktion werden, die es heute ist.
Bahnhof Heidelberg, 1840er-Jahre. Lithografie J. Schütz. Wikimedia Commons, PD
Tarif der Badischen Eisenbahn auf der Strecke Mannheim-Heidelberg, 1840.Stadtwiki Karlsruhe, PD
Altan des Heidelberger Schlosses mit Glockenturm. Lithografie Lorent Deroy, 1844. SSG/LMZ
Ein unspektakulärer Auftakt
Der 12. September 1840 war ein bedeutender Tag für Heidelberg und Mannheim. Vor genau 180 Jahren wurde die Bahnstrecke zwischen den beiden ehemaligen kurpfälzischen Residenzstädten offiziell eröffnet. Sie war die erste Teilstrecke der Badischen Hauptbahn; die Residenz in Karlsruhe wurde erst drei Jahre später ans Schienennetz angeschlossen. Der Auftakt in die neue Zeit war jedoch so unspektakulär wie nur möglich: Weder gab es Festreden noch fanden Feierlichkeiten statt. Die Karlsruher Zeitung stellte ein wenig begeistertes Zeugnis für den ersten offiziellen Betriebstag, einen Samstag, aus: Zwar fuhr die Bahn viermal täglich in jede Richtung. Ihre Auslastung war jedoch „am heutigen Tage nur gering (…), im Durchschnitt etwa 100 Personen auf jede Tour“.
Ein Erfolg für Baden
Am Sonntag hingegen, dem damals einzigen arbeitsfreien Tag in der Woche, bot sich ein anderes Bild. Wie der Neckarbote aus Mosbach berichtete, sind „1.800 Personen befördert worden, und dennoch mußten in beiden Städten viele zurückbleiben, weil der letzte Wagenzug nicht alle fassen konnte“. Schon die ersten Fahrgastzahlen im Jahr 1840/41 zeugen vom tatsächlichen Erfolg der Verbindung. In den ersten zwei Wochen nutzten im Schnitt 1.425 Personen am Tag die Verbindung. Im gesamten Jahr 1841 wurden rund 270.000 Personen befördert – und das zu einer Zeit, als Mannheim und Heidelberg zusammen weniger als 40.000 Einwohner hatten.
Die Bahn erschloss die Welt
Durch die Eisenbahn wurden Reisen, die zuvor Tage beziehungsweise Stunden brauchten, auf Stunden oder Minuten verkürzt. Sonntagsausflüge in die nächste Stadt wurden so für weite Teile der Bevölkerung erst möglich. Der Zug brachte die Reisenden in 35 bis 40 Minuten von Mannheim nach Heidelberg. Zum Vergleich: Dieselbe Strecke dauerte zu Fuß rund 4 Stunden, mit der Postkutsche etwas weniger als 2. Zudem war die Reise mit der Bahn bequemer und in vielen Fällen auch günstiger. Für das Heidelberger Schloss stellt der Anschluss der Stadt an den Schienenverkehr einen entscheidenden Moment dar: Zwar hatten bereits viele Künstler das romantische Bild der Schlossruine über dem Neckartal populär gemacht. Jedoch erst die Anbindung an die Eisenbahn brachte die Touristen in Scharen – und schon wenige Jahre später war Heidelberg mit seinem berühmten Schloss als Touristenmetropole etabliert.
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