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14.11.19

Schloss Heidelberg

Von der Kurpfalz nach Frankreich: Pfalzgräfin Liselotte heiratete am 16. November

(ssg) Am 16. November 1671 heiratete Pfalzgräfin Liselotte den französischen Herzog Philippe von Orléans und wurde damit zur Schwägerin des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Als Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig verbrachte sie den Großteil ihrer Kindheit und Jugendjahre in Schloss Heidelberg. Nach ihrer Hochzeit kehrte sie nie wieder in die Kurpfalz zurück. Um den Kontakt in die Heimat nicht zu verlieren, schrieb sie tausende Briefe, die noch heute von ihrem Leben am französischen Hof zeugen. Tragische Verknüpfung: Auf Erbrechte aus ihrem Ehevertrag berief sich der Sonnenkönig, als er sein Heer die Kurpfalz angreifen ließ – und schließlich Heidelberg zerstörte.

Pierre Mignard (Werkstatt): Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Duchesse d’Orléans, 1675 (Madrid, Prado)Pierre Mignard, die Pfalzgräfin, 1675 - 1680. Standort unbekannt.Graimbergzimmer im Heidelberger SchlossPfalzgräfin Elisabeth Charlotte (1652 - 1722). Links Pierre Mignard (Werkstatt): Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Duchesse d’Orléans, 1675 (Madrid, Prado).

Unten: Pierre Mignard, die Pfalzgräfin, 1675 - 1680. Standort unbekannt.

Beide Bilder Wikimedia Commons/ PD

Ganz unten: Graimbergzimmer im Heidelberger Schloss

Heirat in Metz
Ihre Kinderjahre verbrachte Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte (1652–1722) vor allem in Schloss Heidelberg. Sie war die Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig und Enkelin des „Winterkönigs“ Friedrich V. und der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart. Mit 19 Jahren wurde die junge Prinzessin aus politischen Gründen mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen Königs, verheiratet. Die Eheschließung fand in der Kathedrale Saint-Étienne in Metz „per procurationem“, also mit einem Stellvertreter, statt. Ihren Ehemann lernte Liselotte vier Tage später auf dem Weg nach Paris kennen. Die familiäre Verbindung sollte die Kurpfalz vor den Expansionsbestrebungen Frankreichs schützen. Das Konzept misslang. Von Versailles aus musste Liselotte die Zerstörung ihrer Heimat miterleben.

Ein Leben am französischen Hof
Den allergrößten Teil ihres Lebens verbrachte Pfalzgräfin Liselotte in Frankreich: 51 Jahre lang lebte sie dort, zunächst am Königshof in Versailles, später in Schloss Saint-Cloud. Aus ihrer Ehe gingen drei Kinder hervor: Alexandre Louis, der bereits im Alter von drei Jahren starb, Philippe, der spätere Herzog von Chartres und zukünftige Regent, und Elisabeth Charlotte, die spätere Herzogin von Lothringen. Die charismatische Persönlichkeit ihres Schwagers Ludwig XIV., zu dem sie anfangs ein gutes Verhältnis hatte, erleichterte ihr das Leben in der neuen Umgebung. Nach einem Zerwürfnis mit Madame Maintenon, der Mätresse des Königs, zog sich Liselotte nach Saint-Cloud, einem Schloss ihres Mannes im Südwesten von Paris, zurück. Hier starb sie am 8. Dezember 1722 im Alter von 70 Jahren.

Schreiben als Leidenschaft
In die Geschichte eingegangen ist Pfalzgräfin Liselotte als leidenschaftliche und sehr direkte Briefeschreiberin. Während ihres Lebens am französischen Hof schrieb sie durchschnittlich zwei Briefe pro Tag: So kommt man auf die immense Zahl von mehr als 36.000 Briefen, zum Teil ist bei Hochrechnungen sogar von 60.000 handschriftlichen Zeugnissen die Rede. Nachweisen lassen sich über 5.500 Briefe an über 100 Empfänger. Im Laufe ihres Lebens entstanden so ausführliche Beschreibungen des Alltags am Hof des „Roi Soleil“, des Sonnenkönigs. Damit hinterließ sie der Nachwelt unschätzbare kulturgeschichtliche Zeugnisse vom Hofe des Sonnenkönigs. Die Erinnerung an die Pfalz, die sie nach ihrer Hochzeit nie wiedersehen sollte, prägte ihre Korrespondenz bis zum Tod.

Themenjahr Deutschland-Frankreich endet
Pfalzgräfin Liselotte ist ein Beispiel für die politischen Verbindungen, die über die Jahrhunderte zwischen Deutschland und Frankreich angestrebt wurden. Die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich waren das ganze Jahr 2019 das zentrale Thema bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten" – so lautet der Titel des Themenjahres, das nun zu Ende geht. Bei einem herbstlichen Besuch in Schloss Heidelberg kann man jetzt noch bei zwei Sonderführungen die deutsch-französischen Beziehungen im Schloss erleben: „Die französische Option“ am 17. November und „Charles de Graimberg“ am 1. Dezember. Einen Überblick über die Themen und Veranstaltungen gibt die Themenwelt www.ziemlich-gute-freunde.de im Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten.


Sonntag, 17.11.2019, 14:30 Uhr
Die französische Option
Von Ludwig V. bis Karl Ludwig
Sonderführung mit Dr. Christoph Bühler

Sonntag, 1.12.2019, 14:30
Charles de Graimberg
Ein Franzose rettet das Schloss
Sonderführung mit Heiner Grombein oder Susanne Späinghaus

6,00 € (zuzüglich Schlossticket 8,00 €)
Ermäßigte 3,00 € (zuzüglich Schlossticket 4,00 €)

Information und Anmeldung (erforderlich)
Service Center Schlösser Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen
Telefon +49(0)62 21. 6 58 88 - 00
service@schloss-heidelberg.com

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