9.7.19

Archäologie in Baden – Expothek¹

Die neue Sammlungsausstellung im Badischen Landesmuseum

Nutzerin bei der Vorlage eines bronzezeitlichen Schwerts, Engen „Emmet-Schulerbückle“ Bronzezeit, 1.300–1.200 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck(blm) Die neu eingerichtete Sammlungsausstellung „Archäologie in Baden – Expothek¹“ im Badischen Landesmuseum folgt einem revolutionären Konzept: In der Expothek, dem Herzstück der Ausstellung, können Nutzerinnen und Nutzer ab dem 13. Juli ihr kulturelles Erbe im wahrsten Sinne des Wortes mit den Händen greifen. Sich Jahrtausende alte Objekte persönlich vorlegen zu lassen oder als 3DScan für die Zukunft zu sichern, sorgt für ein einzigartiges und unmittelbares Museumserlebnis. Die Ausstellung steht im Rahmen des Jubiläumsjahrs unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretschmann.

Der badische Raum bot schon in prähistorischer Zeit ein attraktives Lebensumfeld: Seit der frühen Steinzeit sind von Heidelberg bis zum Bodensee die unterschiedlichsten Kulturen nachgewiesen. Ihre materiellen Zeugnisse repräsentieren einen exemplarischen Querschnitt der Kulturgeschichte der Menschheit. In der neuen Ausstellung illustrieren 13 Highlight-Stationen die wesentlichen Entwicklungsschritte: Die chronologische Reise beginnt vor über 600.000 Jahren in der Altsteinzeit beim Homo heidelbergensis. Über Faustkeile, Beile und Objekte der metallischen Revolution geht es bis zu den Karolingern. Höhepunkte der neuen Schau sind ein bei Karlsruhe gefundener, in Bronzedraht gefasster Eberzahn (1.200–1.100 v. Chr.), der sogenannte Heidelberger Kopf aus der Keltenzeit und ein bei Altlußheim gefundenes, vermutlich in Südrussland hergestelltes, kostbares Schwert aus dem 5. Jahrhundert n. Chr.

All diese kulturellen Highlights sind nun im Badischen Landesmuseum auf neue Weise zu erleben; Schlüssel hierfür ist der Nutzerausweis. Er ist nicht nur eine ganzjährige Eintrittskarte, sondern auch ständiger Begleiter durch die Ausstellung und macht individuell angepasste Informationen an den Vitrinen sichtbar: in deutscher und englischer Sprache oder in einer für Kinder aufbereiteten Form mit dem Robotermaskottchen Expi.1. Darüber hinaus bietet der Nutzerausweis vielfältige Funktionen wie das Recherchieren und Bestellen von Objekten zur Vorlage sowie das Speichern von Lieblingsstücken und Highscores bei digitalen Spielen.

Ausstellungsplakat © Badisches Landesmuseum, Grafik: Danica SchlosserBandkeramisches Gefäß Schwetzingen, Linearbandkeramische Kultur, 5.200–5.000 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul Goldschmuck Kappel am Rhein (Ortenaukreis), Grabfund, Eisenzeit/Hallstattzeit, 570-500 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Thomas Goldschmidt Kelchurne Diersheim, suebisch, 50–74 n. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul Ausstellungsplakat © Badisches Landesmuseum, Grafik: Danica Schlosser

Bandkeramisches Gefäß Schwetzingen, Linearbandkeramische Kultur, 5.200–5.000 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul

Goldschmuck Kappel am Rhein (Ortenaukreis), Grabfund, Eisenzeit/Hallstattzeit, 570-500 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Thomas Goldschmidt

Kelchurne Diersheim, suebisch, 50–74 n. Chr. © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul

Ganz unten: Langschwert Altlußheim, ostgermanisch, 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr., Eisen, Bronze, Gold, Lapislazuli © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul

 

Mit diesem neuen partizipativen Ansatz wird das künftige Museumskonzept des Badischen Landesmuseums erstmals umgesetzt und für die Bürgerinnen und Bürger erfahrbar. Die Exponate sollen allen zugänglich gemacht werden – zuhause, unterwegs und vor Ort in den Sammlungen. „Es ist unsere Interpretation des modernen digitalen und analogen Museums mit einer besonderen Emotionalität“, so Museumsdirektor Prof. Dr. Eckart Köhne. „Die Archäologie in Baden ist dabei die erste Testfläche der Sammlungspräsentation, in der Besucherinnen und Besucher individuelle Informationen abrufen und sich spielerisch mit Objekten auseinandersetzen können. Dahinter steht eine umfassende digitale Strategie: Ein Online-Katalog macht Objekte frei zugänglich und recherchierbar, mit dem Nutzerausweis erhält jeder einen personalisierten User-Account.“ Herzstück dieses neuen Museumskonzeptes und der neuen Sammlungsausstellung ist die Expothek. Der hell erleuchtete Raum gleicht einem Forschungslabor: Es ist der Arbeitsplatz von sogenannten Explainerinnen und Explainern. Sie legen Objekte vom 50.000 Jahre alten Faustkeil bis zum frühmittelalterlichen Schwert persönlich vor, die von Nutzerinnen und Nutzern online vorab bestellt wurden. So kann jeder ganz unmittelbar am Jahrhunderte alten Original erfahren, wie fein z.B. eine frühzeitliche Gewandfibel gearbeitet wurde, und erhält einen ganz neuen – auch emotionalen – Zugang zu den Objekten.

Die Explainerinnen und Explainer stehen auch bei der Erkundung der weiteren digitalen und analogen Angebote mit Rat und Tat zur Seite. Mit einem ExpoPhone als ‚digitaler Lupe‘ lassen sich die Exponate genauer erforschen: Richtet man die Kamera auf die Vitrinen, können über Augmented Reality detaillierte Informationen abgerufen werden. Die Besucherinnen und Besucher werden so selbst zu Forschern. An den Medientischen können sich Nutzerinnen und Nutzer individuell mit den Objekten ihrer Wahl auseinandersetzen, verschiedene Recherche-Tools nutzen und multimedial aufbereitete Geschichten erleben. Quizfragen und Puzzles fordern die Besucherinnen und Besucher in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden heraus. Als moderne Jäger und Sammler begeben sie sich mit dem ExpoPhone auf die Suche nach einem virtuellen Tierchen, das sich zwischen den Exponaten versteckt und durch Augmented Reality sichtbar wird. Oder sie folgen einer Schnitzeljagd und können so Objekte zu Themen wie „Haus und Handwerk“ oder „Erben und Sterben“ ausfindig machen.

Zur Bewahrung ihres eigenen kulturellen Erbes tragen die Nutzerinnen und Nutzer an einer 3D-Digitalisierungsstation bei: Ein Roboterarm erfasst die zuvor bestellten Objekte dreidimensional und überträgt die Angaben in die Datenbank des Museums, wo sie über den Digitalen Katalog für alle Nutzerinnen und Nutzer zugänglich sind. Diese intuitiv bedienbare und leicht verständliche 3D-Digitalisierungsstation wurde durch Förderung der Klaus Tschira Stiftung möglich.

Im letzten Raum der Ausstellung, dem ExpoLab, wird Geschichte virtuell lebendig: Sechs Sitzplätze mit Virtual Reality-Brillen laden dazu ein, in vergangene Lebenswelten einzutauchen und die ausgestellten Objekte in ihrem ursprünglichen Kontext zu erleben. In 360°-Panorama-Szenen wird das Schicksal eines Kriegers, das Leben in einem Langhaus oder der Herstellungsprozess in einer Metallgießerei visualisiert.

Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt „Archäologie in Baden“ sollen in die künftige Umsetzung des Museumskonzeptes einfließen – und nach und nach auf alle Sammlungsbereiche des Hauses übertragen werden. Insofern ist „Archäologie in Baden“ der Startschuss für das Museum der Zukunft.

Zum Auftakt der neuen Ausstellung und zur Feier seines 100-jährigen Jubiläums richtet das Badische Landesmuseum vom 13. bis 14. Juli ein großes Museumsfest aus.


Langschwert Altlußheim, ostgermanisch, 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr., Eisen, Bronze, Gold, Lapislazuli © Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul

Archäologie in Baden – Expothek¹
Neue Sammlungsausstellung im Badischen Landesmuseum
ab 13.7.2019, Schloss Karlsruhe

Großes Museumsfest: Sa/So, 13./14. Juli 2019

Öffnungszeiten
Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So und Feiertage 10–18 Uhr
24.12. und 31.12. geschlossen
25. und 26.12. 10–18 Uhr, 1.1.2020 13–18 Uhr

Eintritt Archäologie in Baden / Museumsfest
Erwachsene 12 Euro / erm. 10 Euro
Kinder bis 18 Jahre kostenfrei / Schüler im Klassenverband 1 Euro
Freier Eintritt mit dem Museums-PASS-Musées

Das Ticket gilt nach Online-Registrierung als Jahresticket in die Sammlungsausstellungen.

im Detail:  
siehe auch:  

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