2.11.18

Badisches Landesmuseum Karlsruhe - Revolution!

Die sieben blutigsten Revolutionen – ein Ranking

(blm) Revolution nach ihrer Blutigkeit zu ordnen, ist beinahe zynisch – und eigentlich unmöglich. Was die Opferzahlen angeht, sind verlässliche Informationen in den wenigsten Fällen einfach zu bekommen; entsprechende Dokumenta-tionen wurden entweder gar nicht angelegt oder sind nicht zugänglich. Die hier angegebenen Zahlen lehnen sich daher an Schätzungen von Historikern an, die naturgemäß divergieren können. Außerdem macht sich auch bei der Frage nach den Opfern die Problematik der Definition von „Revolution“ bemerkbar: Wann endet eine Revolution? Bis zu welchem Zeitpunkt sind ihr welche Opfer zuzurechnen? Und sind alle politischen Entwicklungen, die von ihren Führern als „Revolution“ bezeichnet werden, auch wirklich eine? Daher kann diese Auflistung nur an der Oberfläche der Frage bleiben. Berücksichtigt wurden vor allem die Revolutionen, die auch in der Sonderausstellung „Revolution! Für Anfänger*innen“ eine Rolle spielen.

Losungen auf der Außenmauer der Fudan-Universität im Frühling 1976: „Blut und Leben zur Verteidigung des Zentralkomitees, Blut und Leben zur Verteidigung von Mao“Platz 1: Kulturrevolution in China 1966-1976. Foto: Villa Giulia /Wikipedia (PD)

Unten: Impression aus der Ausstellung.© Badisches Landesmuseum, Foto: Uli Deck

Die Folgen von zehn Jahren Revolution zwischen 1966 und dem Tod Maos 1976 waren eineinhalb bis zwei Millionen Tote, 30 Millionen politisch Verfolgte und 100 Millionen Menschen, die indirekt von den Exzessen betroffen waren. Seit 1949 forderte Maos Politik aber noch mehr Opfer, je nach Zählung bis zu 76 Millionen. Die auf die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft 1958 folgende Hungersnot kostete allein 30 bis 40 Millionen Menschen das Leben.

Platz 2: Russische Revolution 1917
Die russische Oktoberrevolution installierte 1917 ein kommunistisches System in Russland. Von Anfang an ging es unbarmherzig gegen seine Gegner vor. Dem sogenannten „Roten Terror“ durch die russische Geheimpolizei fielen nach Schätzungen bis 1922 zwischen 250.000 und einer Million
Menschen zum Opfer. Die Zahl der Opfer unter dem Regime Josef Stalins ist stark umstritten. Die Schätzungen gehen von 700.000 bis mehreren Millionen Hingerichteten und 1,5 bis 20 Millionen Verhafteten aus.

Platz 3: Arabischer Frühling seit 2010
Im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling gab es nach internationalen Schätzungen bislang etwa 1,4 Millionen Opfer. Mehr als 15 Millionen Menschen waren gezwungen zu fliehen.

Platz 4: Französische Revolution ab 1789
In der Phase der Terrorherrschaft der Jakobiner in der Französischen Revolution (1793–1794) wurden zahlreiche Menschen hingerichtet, die meisten durch die Guillotine. Zu den mehr als 40.000 Toten zählen Vertreter der al-ten Regierung wie König Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette, aber auch in Ungnade gefallene Revolutionäre selbst wie Maximilien de Robes-pierre und die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges.

Platz 5: Kubanische Revolution 1959
Mehrere Jahre lang hatten die Revolutionäre in Kuba gegen Diktator Batista gekämpft, bis 1959 der Umsturz gelang. Dabei verloren etwa 5.000 Menschen ihr Leben. Rebellenführer Fidel Castro übernahm die Macht im Staat und bezeichnete seine Herrschaft als ständige Revolution. Seinem Regime fielen nach Schätzungen 30.000 bis 70.000 Menschen zum Opfer.

Platz 6: Islamische Revolution im Iran 1979
Schon im Vorfeld des Sturzes des Schahs von Persien kam es zu gewaltsa-men Unruhen, bei denen insgesamt etwa 20.000 Menschen ums Leben kamen. Nach der Rückkehr Ayatollah Khomeinis und dem Sturz des Schahs begann eine Welle von Exekutionen, denen vor allem Vertreter des Schah-Regimes zum Opfer fielen. Oppositionelle wurden gefoltert, hingerichtet und in die Emigration getrieben. Bis heute besteht im Iran ein Revolutionsgericht, dem bereits tausende „gegenrevolutionär“ gesinnte Iranerinnen und Iraner zum Opfer gefallen sind.

Platz 7: Novemberrevolution in Deutschland 1918/19
Der Umsturz und das Ende der Monarchie ging in Deutschland im November 1918 weitgehend friedlich vonstatten. Im Dezember 1918 sowie beim sogenannten „Spartakusaufstand“ radikaler Kommunisten im Januar 1919 kam es jedoch zu erbitterten Kämpfen in Berlin. Historiker gehen von bis zu 3.000 Todesopfern aus, darunter die Anführer der „Spartakisten“ Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

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