16.8.17

Welterbe- und Schlössertour 2017 - Lothringen

Nancy, Stanislas Leszczyński und Barthelemy Guibal

Nancy, Place Stanislas

In der lothringischen Hauptstadt Nancy verewigte sich ein Herzog von eines Königs Gnaden und doch auch selbst ein König: Stanislas Leszczyński. Sein erstes Königtum geht ganz tief hinein in die Vernetzungen mit der pfälzischen Geschichte.

Nancy, Place Stanislas1704 konnte er zum ersten Mal die Wahl zum König Polens für sich entscheiden - gestützt auf den Schwedenkönig Karl XII. (ein Wittelsbacher aus dem Haus Pfalz-Kleeburg) und in Konkurrenz zu zwei polnischen Magnaten aus den Häusern Lubomirski und Radziwiłł (mit dem späteren Kurfürsten Karl Philipp aus dem Haus Pfalz-Neuburg verschwägert). Nach der Niederlage Karls XII. im Nordischen Krieg gegen Russland musste er auf den Thron verzichten und der sächsische Kurfürst August der Starke konnte sich wieder als polnischer König durchsetzen.

Stanislas Leszczyński lebte anschließend im schwedischen Exil in Zweibrücken, später in Landau und Weissenburg unter französischem Schutz, und wurde 1725 Schwiegervater des französischen Königs Ludwig XV. Dieser unterstützte im Polnischen Thronfolgekrieg ab 1733 seine Bemühungen, die polnische Krone zurück zu gewionnen. Die Koalition aus Österreich, Russland und Sachsen vertrieb ihn allerdings wieder.

Gleichzeitig einigte sich Ludwig XV. mit Österreich in der Frage des Erbes am Großherzogtum Toskana. Gegen die Übergabe Lothringens an Frankreich gestand er Österreich den Besitz von Florenz und der Toskana zu - wo im übrigen die Kurfürstin-Witwe Anna Maria Luisa de'Medici als Titular-Großherzogin bis zu ihrem Tod 1737 Hof hielt.

Der französische König stattete daraufhin seinen Schwiegervater Leszczyński mit dem neugewonnenen Herzogtum Lothringen aus - mit der Maßgabe, dass es nach dessen Tod an Frankreich zurückfallen sollte. Herzog Leopold von Lothringen, im Übrigen Enkel der Liselotte von der Pfalz, war nur noch Titular-Herzog - diesen Titel gestand Ludwig XV. dem Römischen Kaiser und Ehemann der Maria Theresia zu.

Nancy, Place StanislasStanislas Leszczyński baute in der Folgezeit in seiner Hauptstadt Nancy an seiner Selbstdarstellung. Die von ihm in Auftrag gegebene Place Stanislas ist das städtische Zentrum der Repräsentation in der Zeit das barocken Absolutismus und geht in Planung und Ausführung auf ihn zurück. Sein Architekt Emmanuel Héré errichtete zwischen 1751 und 1755 ein Ensemble aus verschiedenen Bauten in einheitlichem Baustil , die einen großen Platz vollständig umgeben. Die Öffnungen der sieben Straßen und Wege, die auf den Platz münden, sind durch schmiedeeiserne und vergoldete Gitter eingeengt, so dass die Platzwirkung noch betont wird.

In den beiden Ecken, die den Platz zum Park hin abschließen, errichtete der Bildhauer Barthelemy Guibal zwei große Brunnenanlagen. Guibals Figuren für Leszczyńskis Sommerschloss in Lunèville wurden nach dem Tod des Herzogs

Im Vorgriff auf den kommenden Übergang an Frankreich steht an der einen Langseite des Platzes kein Herzogspalast, sondern der in das Platzensemble integrierte Neubau des Rathauses der Stadt. Die von diesem ausgehende Achse wird durch ein Triumphtor begrenzt. Die anderen Seiten nehmen Gebäude mit öffentlicher Bestimmung, wie Opernhaus und Museum, ein.

Der Platz ist seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO.

Nancy, Place Stanislas

Nancy, Place Stanislas

 

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