19.6.17

"Teilsömmerung" im Naturschutzgebiet Roßweiher

Seltene Tiere und Pflanzen werden im alten Zisterzienser-Teich in Maulbronn gefördert - Von Mitte Juni bis November wird der Roßweiher "teilgesömmert"

​(rpk) Das Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat Naturschutz und Landschaftspflege, führt in diesem Jahr ein Biotopmanagement einer historischen Teichanlage im Stromberggebiet durch. Dazu wird der Wasserstand im Naturschutzgebiet Roßweiher von Mitte Juni bis November bis auf ein Drittel abgesenkt („teilgesömmert“). Im Vorfeld dazu wurden im letzten Jahr keine Fische in den Roßweiher eingesetzt.

Im Roßweiher kommen europaweit geschützte Pflanzen wie die Zypergrassegge und die Eiförmige Sumpfbinse vor, deren Samen im Schlammgrund lagern und auf ihre Chance zur Keimung warten. Ihr Vorkommen hängt zusammen mit einer Tradition aus der Zeit der Zisterzienser-Mönche, von denen die Teiche regelmäßig im Sommer abgelassen („gesömmert“) wurden. So wurde der Schlammbildung vorgebeugt und die Qualität der Fischgewässer erhalten. Gleichzeitig werden seltene Tierarten wie Watvögel gefördert, denn für diese ist das Nahrungsangebot dann besonders günstig.

Nach neun Jahren wird dieses Jahr im Roßweiher die Sömmerung wieder fortgesetzt, nachdem das Wiederauftauchen von lange verschollenen Tier- und Pflanzenarten damals alle Erwartungen übertraf.

Die Teilsömmerung dient der Regeneration der Teichbodenvegetation. Dabei handelt es sich um einen nach FFH-Richtlinie geschützten Lebensraumtyp, der an den historischen Klosterweihern um Maulbronn vorkommt. Die Pflanzenarten überdauern viele Jahre als Samen im Teichboden. Beim sommerlichen Trockenfallen können sich diese Arten entwickeln und neue Samen bilden. Die letzten Sömmerungen erfolgten in den Jahren 2001 und 2008. Dabei konnte sich die Samenbank der meisten Arten der Teichbodenvegetation auffrischen. Über viele Jahrzehnte nicht mehr beobachtete Pflanzenarten wie der Strahlen-Zweizahn wurden wiederentdeckt.

Nach der letzten Teilsömmerung im Jahre 2008 konnte erstmals wieder die Große Moosjungfer nachgewiesen werden, eine sehr seltene Libellenart, für welche Baden-Württemberg europaweit besondere Verantwortung trägt.

Eine besondere Untersuchung findet dieses Jahr im Rahmen des Artenhilfsprogramms (AHP) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) für das Büchsenkraut (Lindernia procumbens) statt. Hierbei handelt es sich um eine äußerst seltene Pflanzenart, für deren Erhaltung Baden-Württemberg bundesweit eine hohe Verantwortung hat. Im Gegensatz zu anderen seltenen Arten der Teichbodenvegetation ist das Büchsenkraut seit 1972 am Roßweiher verschollen. Es soll nun untersucht werden, ob die Art auch bei einer weiteren Sömmerung nicht auftaucht und ob eine Wiederansiedlung erfolgversprechend ist.

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