21.6.17

Kloster Heiligkreuztal

Johannistag, 24. Juni: Johannisbrauchtum und viele Kunstwerke

(ssg) Ein Festtag für eine prominente Figur aus der Bibel: Der Johannistag am 24. Juni erinnert an den Geburtstag von Johannes dem Täufer. Er ist eine der bekanntesten Gestalten aus den Erzählungen des Neuen Testaments. Seine große Bedeutung zeigt sich darin, wie viele Bräuche sich um seinen Namenstag im Juni entwickelten. Viele Kunstwerke haben den Täufer zum Thema – etwa eine Figur, die sich in Kloster Heiligkreuztal erhalten hat, geschaffen 1625 vom berühmten Michael Zürn aus Waldsee.

Wer war Johannes der Täufer?
Der Überlieferung nach soll er am 24. Juni geboren sein: Der Täufer Johannes ist nicht zu verwechseln mit Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu, der beim Abendmahl neben ihm gesessen haben soll. Und der Evangelist Johannes, der oft mit dem Jünger gleichgesetzt wird, ist nach heutiger Forschungssicht nochmals eine andere Person. Johannes der Täufer gehörte nicht zu den Aposteln. Älter als Jesus, kündigte er als Vorläufer das Kommen des Messias an und gewann so eine große Anhängerschaft. Alle, die an die Botschaft glaubten, taufte er mit Wasser, Sinnbild für die Rettung beim Jüngsten Gericht. Auch Jesus selbst ließ sich nach der Überlieferung der Evangelien von ihm taufen.

Klosterkirche Heiligkreuztal vom Kreuzgang aus gesehen
Klosterkirche Heiligkreuztal

Viele Bildtraditionen
Johannes lebte, so die Erzählung, als Eremit; zahlreiche Kunstwerke zeigen ihn daher bärtig, barfuß und nur mit einem Schaffell gekleidet. Oft ist ihm als Attribut ein Lamm beigegeben, denn zweimal soll er laut biblischer Überlieferung mit den Worten „Seht das Lamm Gottes“ auf Jesus Christus hingewiesen haben. Häufig zeigten Künstler außerdem den Moment, in dem Johannes Christus im Jordan tauft. Berühmt und oft Thema der Kunst ist sein Tod: Er wurde enthauptet auf Wunsch der Prinzessin Salome. Sie hatte den Kopf des Predigers gefordert, bizarre Belohnung für einen Tanz, den ihr Stiefvater König Herodes von ihr verlangt hatte.

Heiligkreuztal: Johannesfigur von Michael Zürn
Ein ganz herausragendes Beispiel einer Johannesdarstellung hat sich in Kloster Heiligkreuztal erhalten. Dort im Donautal bei Altheim können die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Museum in der Bruderkirche ein Werk des berühmten Michael Zürn präsentieren, entstanden um 1625. Der frühbarocke Meister aus Waldsee zeigt den Täufer traditionell: barfuß, mit langem Haar und im Fellgewand. Seine Abzeichen Lamm und Kreuz sind heute verloren. Ursprünglich war die Figur im Münster St. Anna aufgestellt, der ehemaligen Klosterkirche; dort ist heute eine Kopie zu sehen, die sich auf dem Taufstein rechts vor dem Hauptaltar befindet. Der Standort der Figur auf dem Taufsteindeckel könnte für den Täufer passender nicht sein. Tatsächlich findet man in Taufkirchen und -kapellen häufig Johannesdarstellungen.

Spätmittelalterliche Fresken in der Klosterkirche Heiligkreuztal
Spätmittelalterliche Fresken in der Klosterkirche Heiligkreuztal

Kirchenfeier gegen Sonnenbrauch
Dass die Kirche den Geburtstag des Johannes als Feiertag begeht, hat möglicherweise ganz pragmatische Gründe. Der vorchristliche Brauch, die Sommersonnenwende zu feiern, hielt sich hartnäckig. So griff die Kirche schließlich zu einem anderen Mittel: Da die Sonnenwende am 21. Juni und der Geburtstag des Johannes am 24. so dicht beisammen lagen, erklärte man die Sonnwendfeier kurzerhand zu einem Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer – bereits im fünften Jahrhundert. Das Sonnenwendfeuer sollte Schaden von Vieh und Ernte abhalten, und so entwickelten sich im Volksglauben zahlreiche Bräuche, die den Heiligen Johannes mit dem Wetter und der Ernte in Zusammenhang bringen. Er gilt als Schutzheiliger der Bauern, der Winzer und der Hirten.

Das Johannisbrauchtum: Feuer, Kraut und Glühwürmchen
Vielfältig sind die Geschichten rund um den Johannistag: Sieht man in dieser Nacht Glühwürmchen leuchten, kann man mit einem sonnigen Juli rechnen: Für die auch Johanniskäfer genannten Tiere beginnt Ende Juni die Paarungszeit – vorausgesetzt, es herrscht schönes Wetter. Die Verbindung zwischen dem alten Ernteglauben und dem Johannestag hat bis heute Spuren im Garten hinterlassen. Um den 24. Juni gelangt das Johanniskraut zur Blüte, das daher seinen Namen trägt; der Saft der Pflanze gilt im Volksmund als Johannisblut. Auch die Johannisbeere, deren Erntesaison zu dieser Zeit beginnt, wurde nach dem Täufer benannt. Kräuter, die in er Zeit um Johannis gesammelt werden, gelten als besonders wirksam.

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