14.8.17

Welterbe- und Schlössertour 2017 - Burgund

Saulieu und die Suche nach Pfalzgraf Wolfgang

Schnitzfigur am Chorgestühl der ehemaligen Kollegiatskirche St. Andoche in SaulieuNach Nuits-St-Georges und Arnay-le-Duc war Saulieu die dritte Station des Pfalzgrafen Wolfgang auf seinem Kriegszug von 1569 durch Burgund. Nachdem er sich in Arnay fünf Tage aufgehalten und sich vermutlich verpflegt hatte, sind in Saulieu selbst keine Kriegshandlungen oder Plünderungen bekannt.

Soweit der Stand der Recherche währen der Burgund-Tour. Die protestantische Stadt hätte ihm die Tore geöffnet haben können, was nicht heißt, dass nicht das Umland gründlich ausgeplündert worden wäre. Die durch die Engländer im Hundertjährigen Krieg angerichteten Zerstörungen sind jedenfalls in der Geschichtsschreibung lebendiger als der Zug des Pfalzgrafen.

Mittlerweile bietet sich das Bild anders dar. Herzog Wolfgang zog nicht auf der Route der ehemaligen N 6 von Arnay nach Avallon, sondern bog noch einmal nach Norden ab und zog über Precy-sous-Thil und Epoisses. Die nächsten beiden Nachtlager müssen noch identifiziert werden. Saulieu scheint also nicht berührt worden zu sein.

Schnitzfigur am Chorgestühl der ehemaligen Kollegiatskirche St. Andoche in SaulieuSchnitzfigur am Chorgestühl der ehemaligen Kollegiatskirche St. Andoche in SaulieuDie ehemalige Kloster- bzw. Kollegiatskirche St. Andoche in Saulieu geht zurück auf eine spätmerowingische, 722 erstmals genannte Basilika. Diese wurde 1125 – 1150/60 durch einen romanischen Neubau ersetzt, den Bischof Etienne de Bâgé, der Bauherr der Kathedrale in Autun, veranlasste. Chor und Querhaus wurden im 18. Jahrhundert durch einen schlichten Polygonalchor ersetzt, nur das Langhaus vermittelt noch ein Bild der ursprünglichen Anlage. Hier sind vor allem die skulptierten Halbsäulenkapitelle an der dem Eingang zugewandten Seite der Arkadenpfeiler von Interesse. Sie zeigen Szenen aus der Heiligen Schrift. Bemerkenswert ist  auch das Chorgestühl vom Ende des 14. Jahrhunderts mit zahlreichen Schnitzfigürchen.

Skulptiertes Kapitell in der ehemaligen Kollegiatskirche St. Andoche in SaulieuAvallon wird übrigens im Kriegstagebuch über den Feldzug Herzog Wolfgangs nicht eigens erwähnt. In der burgundischen Geschichtsschreibung indessen belagerte er vergeblich die Stadt, plünderte das Umland und nahm dabei 200 Flaschen Wein mit, an deren Konsum er dann auch gestorben sei. Das wiederum lässt die in Heidelberg allseits bekannte Geschichte von der Trunksucht als Topos der anti-protestantischen Propaganda erscheinen.

 Skulptiertes Kapitell in der ehemaligen Kollegiatskirche St. Andoche in Saulieu

 

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