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12.8.15

Geschichte des Kreises Rastatt

Jägerschmids Buch „Das Murgthal“ wird 215 Jahre alt

(lkra) Im Laufe der Zeit ist eine Fülle an Literatur über den Landkreis Rastatt erschienen. Schon sehr früh produzierten Verlage Bücher zur Region. Besonders das landschaftlich reizvolle und in vergangenen Jahrhunderten wirtschaftlich prosperierende Murgtal war Objekt fundierter Publikationen, resümiert Kreisarchivar Martin Walter.

Dazu zählt zweifelsohne das im Jahr 1800 in der Bauer und Manni‘schen Buchhandlung zu Nürnberg erschienene Buch „Das Murgthal“ von Karl Friedrich Viktor Jägerschmid. Ein fast unberührtes Exemplar befindet sich in der Heimatbibliothek des Kreisarchivs im Landratsamt.

Mit 248 Seiten geriet das Werk recht umfangreich und wurde zudem mit einer Ansicht, einer Vignette, mit Falttafeln und einer Karte des Murgtals ergänzt. Jägerschmid betont in seinem, für heutige Verhältnisse etwas umständlich formulierten Vorwort besonders, dass „keine Gegend in der Markgrafschaft Baden, so wie ich sie mit mehreren Lokalkennern nicht ohne Grund dafür halte, reichhaltigern Stoff zur Untersuchung der Belehrung, besonders für den Forstmann und Technologen, als wie das Murgthal und die umliegende Gegend“ biete.


Plan des Murgtals aus Jägerschmids Buch. Bild: Kreisarchiv Rastatt

Jägerschmid beschreibt Handwerksarten wie Schwefel- und Pechbrennerei, zudem die Besonderheiten fast jeder Gemeinde im Murgtal wie Rotenfels, Forbach oder auch Hundsbach. In Forbach gab es laut Jägerschmid, links und rechts des Dorfes viele Kohlstätten, die entweder „an den Berghängen von Bäumen unterstützt, oder durch Felsen getragen“ wurden. Aber auch Dörfer wie Gausbach, Langenbrand oder Reichental sind Gegenstand seiner Ausführungen.

So hält der Autor wichtige Angaben zur geografischen Situation fest: „Reichenthal liegt acht hundert und vier und zwanzig französische Schuh höher, als der Rhein bei Steinmauern, ist wenigstens von Waldungen eingeschlossen, hat wenig Akerstüke, aber desto mehr Wieswachs.“ Fast schon sensationell ist laut Walter seine Beschreibung der Fauna des Murgtals. Hier listet er minutiös das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten auf und gewährt so dem Leser einen einzigartigen Blick in die Natur des späten 18. Jahrhunderts. Ein besonderer Schatz ist auch der von Jägerschmid selbst angefertigte Plan, der von Freudenstadt bis hin zum Rhein einen visuellen Eindruck des wildromantischen Murgtals vermittelt.

Originale der Erstausgabe sind heute selten geworden. 1836 publizierte Jägerschmid eine zweite Auflage, die allerdings umfangreich überarbeitet wurde. In den 1970er Jahren legte die H. Bisinger KG in Magstadt das Buch als Reprint der Erstausgabe neu auf. Aber auch dieses Kleinod ist mittlerweile vergriffen und über den Buchhandel nicht mehr zu beziehen.

Der 1774 in Karlsruhe geborene Karl Friedrich Viktor Jägerschmid starb als Oberforstrat hochbetagt im Jahr 1863 in seiner Geburtsstadt.

 
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