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8.1.14

„Ein brisanter Stoff“ – Kabinettausstellung zum Schicksal des Reformators Jan Hus in Berlin

Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin, 17. Januar – 5. Februar 2014

(blm) Unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Tschechischen Republik, S.E. Rudolf Jindràk, zeigt das Badische Landesmuseum Karlsruhe in Kooperation mit dem Unterlinden-Museum Colmar die Kabinettausstellung „Ein brisanter Stoff: Jan Hus und das Konstanzer Konzil“. Vom 17. Januar bis 5. Februar 2014 sind in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin Exponate zu sehen, die das Schicksal des böhmischen Reformators Jan Hus illustrieren.

„Der Reformator Jan Hus war nicht nur eine faszinierende Persönlichkeit, er hat den Verlauf der Kirchengeschichte auch stark geprägt. Trotz seiner Verbrennung auf dem Konstanzer Konzil, dem bedeutendsten Geschichtsereignis auf baden-württembergischem Boden, breitete sich der reformatorische Gedanke weiter aus und mündete 100 Jahre später in der Reformation. Mit der Ausstellung möchten wir die Bedeutung seiner Person und das Nachwirken seines Handelns bis in die heutige Zeit hervorheben. Ich freue mich sehr über diese Ausstellung in der Berliner Landesvertretung“, betonte der baden-württembergische Bundesratsminister Peter Friedrich.

 Fragment vom Gewand des Jan Hus, Unterlindenmuseum Colmar
Fragment vom Gewand des Jan Hus, Unterlindenmuseum Colmar
Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Im Jahr 2014 jährt sich zum 600. Mal der Beginn des Konstanzer Konzils – jenes Weltereignisses, das die kleine Reichsstadt am Bodensee für vier Jahre zum Zent-rum des Abendlandes machte. Bereits seit 1378 war die katholische Kirche durch das Abendländische Schisma gespalten und drohte zu zerfallen. Auf dem Konzil in Konstanz gelang es nach vier Jahren zäher Verhandlungen, Absetzungen, Abdankungen, Intrigen und dramatischen Wendungen die Kirche wieder unter einem Papst zu einen. Das Land Baden-Württemberg feiert das Jubiläum mit der Großen Landesausstellung „Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414 – 1418“ am historischen Originalschauplatz, dem Konstanzer Konzilgebäude.

Die Verbrennung des Theologen Jan Hus (*um 1369) auf dem Konstanzer Konzil als Ketzer stellt den dunkelsten Moment dieses Weltereignisses dar. Hus war ein charismatischer Prediger, der in der Sprache des Volkes lehrte. Er griff die damals schlecht bestellte Institution der Papstkirche an und verlangte den Geistlichen ein Leben ab, das dem Volk dienen und in den Geist des Evangeliums gestellt sein soll. Da Hus es verstand, die Volksseele anzusprechen und für seine Reformtheologie zu gewinnen, wurde er der stark verunsicherten katholischen Kirche zur Bedrohung. Der Konflikt zwischen Hus und der Kirche gipfelte 1414 in der Vorladung vor das Konzil. König Sigismund von Luxemburg hatte dem Prediger eigentlich freies Geleit zugesichert. Dennoch: Er wurde verhaftet und nach einem Prozess zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Im Fokus der Kabinettausstellung steht ein spektakuläres Textilfragment, das vom Mantel des böhmischen Reformators Jan Hus stammen soll. Dies ist ein ebenso sensationeller wie brisanter Stoff, da nach seiner Verbrennung alles, was vom Scheiterhaufen übrig geblieben war, gründlich beseitigt und im Rhein versenkt wurde. Ganz und gar nichts mehr sollte Anlass zur weiteren Verehrung des Verbrannten geben.

Eine Untersuchung dieses Textils bei der renommierten Abegg-Stifung (Schweiz) beförderte Erstaunliches zu Tage: Der Stoff stammt tatsächlich vom Ende des 14. Jahrhunderts und kann seiner Beschaffenheit nach mit dem Bescheidenheitsanspruch in der Tradition der Bettelorden in Verbindung gebracht werden! Die technologische Untersuchung stützt damit die Indizienkette, die das Textilfragment unmit-telbar in die Nähe des böhmischen Reformators bringt. Ist das Texilfragment also doch eine „Reliquie“, die bisher einzige von Jan Hus?

Bild: Jan Hus Memorabilie, 19. Jh (?), Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Foto: Badisches Landesmuseum KarlsruheAls weitere Highlights der Ausstellung sind Faksimileausgaben der Richental-Chronik zu sehen, die in anschaulicher Bebilderung den Prozess und die Verbrennung des Reformators zeigen. Eine Gedenkdose, die aus dem Holz eines Baumes gedrechselt ist, der auf der Verbrennungsstätte von Hus gewachsen sein soll, veranschaulicht, wie groß das Bedürfnis nach Verehrung war. Noch heute gilt Jan Hus als Vorläufer von Martin Luther und besonders in Tschechien als Nationalheld.

Bild: Jan Hus Memorabilie, 19. Jh (?), Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Foto: Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Kabinettausstellung
„Ein brisanter Stoff: Jan Hus und das Konstanzer Konzil“
16. Januar – 5. Februar 2014
Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin

Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 16 Uhr
Der Eintritt ist kostenfrei.

Große Landesausstellung 2014
„ Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414 – 1418“
27. April – 21. September 2014
Konzilgebäude Konstanz

  Bild: Fliegende Blätter 1910, retuschiert
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