25.6.14
Bruchlandung in Heidelberg: Sieben Küken beim Jungfernflug
(ssg) Große Aufregung in Schloss Heidelberg: Hunderte von
Touristen und Schlossbesucher auf dem großen Altan, der historischen
Aussichtsterrasse über Altstadt und Neckartal, hatten am Freitag
keinen Blick mehr für die romantische Schönheit von Schloss
und alter Universitätsstadt. Die ganze Aufmerksamkeit galt
einer Gruppe von Gänseküken, gefangen in einem engen
Hof zwischen großem und kleinem Altan und Friedrichsbau.
Jungfernflug der Gänseküken
Eine nervöse Nilgansmutter beschützt ihre sieben Küken
in einem engen Hof von Schloss Heidelberg. Wie waren die Küken
in den schachtartigen Raum gelangt? Nilgänse bauen ihre
Nester gern auf hohen Mauern, sicher geschützt vor Räubern.
Und da bietet Schloss Heidelberg reiche Auswahl. Die sieben Küken
stammten aus einem Nest, das ihre Mutter auf einer Mauerkrone
zwischen Friedrichsbau und Englischem Bau platziert hatte. Typisch
für diese Gänse und ein „Krimi“ für
alle Beobachter ist ihr dramatischer Start beim Fliegenlernen:
So sicher der hohe Platz des Nestes vor Räubern schützt – wenn
es um den Jungfernflug geht, heißt es allen Mut zusammennehmen.
Denn dann müssen die Küken aus dem Nest in großer
Höhe springen.
Rettungsaktion der Feuerwehr
Die Heidelberger Nilgansjungen landeten bei ihrem ersten Flugversuch
taumelnd in einem der Höfe des Schlosses – alle
sieben zwar wohlbehalten, aber in einem so engen Schacht, dass
sie nicht erneut starten konnten. Kein Wunder, dass die ausweglose
Situation die Nilgansmutter in helle Aufregung versetzte. Aufmerksame
Schlossbesucher, die von der Terrasse aus das Geschehen beobachten
konnten, machten die Schlossverwaltung auf die Not der Vogelfamilie
aufmerksam. Michael Bös, der Leiter der Schlossverwaltung
Heidelberg, rief die Feuerwehr zu Hilfe. Und die sorgte mit
einem gewissen Aufwand dafür, dass die Gänsefamilie
wieder in die Freiheit fand.
Naturschutz als wichtiges Thema in Schloss Heidelberg
Schloss Heidelberg mit seinen alten Mauern ist ein Biotop erster
Güte. Obwohl das Schloss mit weit über einer Million
Gästen in jedem Jahr das historische Monument Baden-Württembergs
mit den meisten Besuchern ist, haben hier viele Tiere ihren
Lebensraum, darunter auch bedrohte und geschützte Tierarten.
Bekannt ist Schloss Heidelberg etwa als einer der größten
Nist- und Winterruheplätze für Fledermäuse im
Rhein-Neckar-Raum. Michael Bös: „Für uns ist
das eine Koordinierungsaufgabe. Wir müssen dafür
sorgen, dass die Tiere ihre Ruhezonen haben – und wir
müssen zugleich die Zugänglichkeit des Schlosses
für unsere vielen Gäste erhalten.“ Die Staatlichen
Schlösser und Gärten arbeiten dafür eng mit
Naturschutzverbänden zusammen. Und die Erfahrungen sind
durchweg positiv: Für die Schlossbesucher ist das Thema
Naturschutz in Schloss Heidelberg nach der ersten Verblüffung
interessant – und wenn jeweils für bestimmte Zeiten
im Jahr Teile der Ruine abgesperrt werden, stößt
das auf Verständnis. Wichtig sei es, die Gäste über
den Grund der Sperrung zu informieren, weiß Michael Bös
aus der Erfahrung der letzten Jahre. Seit einigen Jahren bieten
die Staatlichen Schlösser und Gärten besondere Führungen
zu Naturschutzthemen in Schloss Heidelberg an. „Und die
stoßen auf ziemlich großes Interesse bei unseren
Besuchern“, berichtet der Leiter der Schlossverwaltung.
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