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12.9.13

Aufwertung des Naturschutzgebietes „Taubergießen“ durch die Deutsche Bahn AG

Ein Bauwerk zur Sanierung des Blauloch-Gießen wird als vorgezogenen Ersatzmaßnahme für das 3. und 4. Gleis der Rheintalbahn erstellt

(rpf) Der Freiburger Regierungsvizepräsident Klemens Ficht und Matthias Hudaff, Leiter des Großprojekts Karlsruhe – Basel, vollzogen in dieser Woche den Spatenstich für ein seit langem geplantes Bauwerk im Naturschutzgebiet „Taubergießen“. In den Hochwasserdamm auf Flächen der französischen Gemeinde Rhinau auf deutscher Seite wird ein ca. 580.000,- EUR teures Ingenieurbauwerk eingefügt, damit das Blauloch (ein Gießen) durchspült werden kann.

Diese Maßnahme resultiert aus dem Interreg-Projekt „Revitalisierung Taubergießen“, das in den Jahren 2006/2007 von den Taubergießen-Gemeinden Kappel-Grafenhausen, Rheinhausen, Rhinau und Rust und dem Regierungspräsidium Freiburg (RP) durchgeführt wurde. Der Finanzrahmen dieses EU-Projekts war damals auf 2 Mio. EUR beschränkt, so dass dieses teure Einzelbauwerk zwar mit geplant und auch planfestgestellt, aber noch nicht gebaut wurde. „Das war für uns damals eine Enttäuschung, da es als zentrales Bauwerk zur Revitalisierung der Gießen die Grundwasserschüttung aktiviert. Auch die Strömungsgeschwindigkeit in der blinden Elz sollte dadurch erhöht werden, um die Sohle dauerhaft von Schlammablagerungen zu befreien und den Kiesgrund sichtbar zu machen“, so Clemens Glunk, zuständiger Projektfachmann im Regierungspräsidium.

Danièle Meyer, die als Bürgermeisterin der französischen Nachbargemeinde Rhinau sowohl als private Grundstückseigentümerin als auch als Projektpartner eng mit der Maßnahme verbunden ist, meint: „Wir freuen uns aus zwei Gründen: einmal, weil wir durch die Bereitstellung des Grundstücks helfen konnten, und zum anderen, weil wir als Projektpartner des Interreg-Projektes ein großes Interesse an seiner Aufwertung haben.“

Auch Klemens Ficht ist froh, dass die Deutsche Bahn mit im Boot ist: „Wir haben das Glück, dass für den Ausbau der Rheintalbahn bereits jetzt möglichst Flächen schonende Ersatzmaßnahmen gesucht wurden. Dies war die Chance, das Durchlassbauwerk ins Gespräch zu bringen; die DB Projektbau GmbH war rasch von diesem naturschutzfachlich wertvollen Bauwerk überzeugt und hat es in die Planung aufgenommen. Nach dem vom Eisenbahnbundesamt Mittel für vorgezogenen Maßnahmen bereitgestellt wurden, können wir durch das Engagement der DB AG also unser 2 Mio.-Projekt voll in Wert setzen und nach 7 Jahren vollenden. Ohne die Bahnplaner wäre dieses Vorhaben nicht so rasch umzusetzen gewesen“, ist er überzeugt. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die Projektförderung und der Projektstandort unabhängig sind vom in der Raumschaft noch diskutierten Trassenverlauf für das 3. und 4. Gleis.

„Für die Bahn ist diese Ersatzmaßnahme eine Besonderheit, denn hier werden die Eingriffe für den viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn durch ein technisches Bauwerk kompensiert – und das sogar mitten im Naturschutzgebiet“, erläuterte Matthias Hudaff als Vertreter der Deutschen Bahn anlässlich des Baubeginns. „Hinzu kommt, dass wir mit dem Durchlass zugleich den letzten Baustein für die erfolgreiche Revitalisierung des Taubergießens liefern.“

Die Baumaßnahme soll bis März 2014 abgeschlossen sein. Ihre Ausführung in einem hochwertigen Naturschutzgebiet stellt besondere Anforderungen an die beauftragte Firma Max Früh. Daher wurde auch der Ranger des Naturschutzgebietes als ökologischer Baubegleiter und fachlich kompetente Ansprechperson in das Projekt einbezogen. Er sorgt mit dafür, das Bauwerk möglichst „geräuschlos“ in die Natur einzufügen.

Alle Beteiligten freuen sich schon jetzt darauf, wenn im nächsten Frühjahr erstmals Wasser durch diesen Teil der Aue strömt und Schlammablagerungen verfrachtet. Die Spülungen der Gießen erfolgen in Zukunft bei Hochwasserlagen, ohne Einfluss auf die Grundwasserstände in den Ortslagen.

„Lange bevor ein Zug über die neuen Gleise im Rheintal rollen wird sorgen wir dafür, dass es für die Natur in der Raumschaft gut läuft“, freut sich der Vertreter der DB AG beim Spatenstich.

Zum Projekt Taubergießen-Blauloch

Das Regierungspräsidium Freiburg ist als höhere Naturschutzbehörde gemäß § 73 Abs. 3 Naturschutzgesetz für den Erlass der Rechtsverordnungen für Naturschutzgebiete (§ 23 Bundesnaturschutzgesetz) zuständig. Die Verordnung zum NSG „Taubergießen“ stammt vom 08.04.1997.

Das Interreg-Projekt „Revitalisierung Taubergießen“ wurde mit Planfeststellungsbeschluss vom 27.10.2006 des Landratsamtes Ortenaukreis genehmigt. Diese Genehmigung umfasst auch das Durchlassbauwerk Blauloch .

Anlass des Projektes war, dass die Gewässer durch Nährstoffeinträge (insbesondere Falllaub) mehr und mehr verschlammten, dadurch an ökologischer Wertigkeit verloren und auch Bootsfahrten nicht mehr möglich waren.

Das RP hat nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, das Projekt entwickelt und mit französischen Projektpartnern einen Interreg-Antrag auf europäische Zuschüsse gestellt. Es gelang mit Hilfe des Landes, gemeinsam ca. 1 Mio. EUR Eigenanteil aufzubringen und hierdurch eine weitere Mio. an EU-Förderung zu erhalten.

Es wurden Durchlassbauwerk und Dammniederlegungen gebaut, um die Bereiche wieder an das Hochwasserregime des Rheins anzubinden, d.h. um mehr Wasser zur Verstärkung der Strömung in die Seitengewässer des Rheins zu leiten. Im Gebiet hat man Bauwerke beseitigt, die als Querriegel wirkten und eine rasche Durchströmung verhindert haben.

Gießen, also durch Grundwasseraustritt gespeiste Wasserläufe, waren in ihrer Ausschüttung durch Schlammschichten behindert; um diese Schüttung wieder zu verstärken, war auch dort eine bessere Wasserdurchspülung gewünscht. Da die Gießen durch die Kanalisierung des Rheins und die Dammbauwerke nicht mehr mit Hochwasser des Rheins in Verbindung standen, mussten neue technische Spülbauwerke in die Dämme oder Seitengewässer eingebaut werden. Das größte und teuerste Bauwerk des Projektes ist das Durchlassbauwerk Blauloch: Integriert in den Hochwasserdamm kann man es bei entsprechenden Hochwasserlagen öffnen und Wasser in die Seitenarme leiten, die in das Blauloch münden

 
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