9.8.12
"Reiches Kloster. Reine Seele" -
Ausstellung zum klösterlichen Leben in Königsfelden
Nachlese: Ausstellung in Königsfelden (Aargau), bis
22. Juli 2012 (kag)
Das Kloster Königsfelden diente den Habsburgern einst als
Tor zum Paradies. 700 Jahre später wird dieses Tor wieder
aufgestossen. Der Höhepunkt des dreijährigen Klosterjubiläums
ist die Ausstellung "Reiches Kloster. Reine Seelen".
Im Fokus stehen die Klosterstiftung und das Alltagsleben hinter
den Klostermauern. Dramaturgie und Inszenierung ermöglichen
einem breiten Publikum den Zugang zu einer heute weniger vertrauten
Lebensform. Über den audiovisuellen Guide führt die Äbtissin
Guta von Bachenstein an sechs inszenierte Stationen im Innenraum
der Kirche und auf das Areal des ehemaligen Klosters, wo ein
Klostergarten nachgebaut wurde. Die Vernissage der Ausstellung
findet am 5. April um 18 Uhr in der Klosterkirche statt. Die
Ausstellung dauert bis 22. Juli 2012.
Der Mord an König Albrecht I. von Habsburg im Jahre 1308
veranlasste seine Witwe, Königin Elisabeth, ein Kloster
zur Rettung von Albrechts Seelenheil zu stiften. Es entstand
ein Doppelkloster von Klarissen und Franziskanern. In einer ersten
Urkunde 1309 und einer weiteren 1311 regelte die Königin
die Stiftung. Diese wurde von ihren Söhnen, den Herzögen
Friedrich, Leopold, Albrecht, Heinrich und Otto bezeugt. 1310
erhielten die Habsburger die päpstliche Erlaubnis zur Ansiedlung
der beiden Bettelorden. Soweit die Vorgeschichte bis 1312, als
die ersten Nonnen aus dem Klarissenkloster Söflingen bei
Ulm, in Königsfelden einzogen. Guta von Bachenstein, die
spätere zweite Äbtissin von Kloster Königsfelden,
war eine von ihnen.
Von der Klosterstiftung bis zur Kleidung der Nonnen
Die Klarissen
und Franziskaner wurden von der Stifterfamilie verpflichtet,
Fürbitte zu leisten und die Feiern der Jahrzeiten
für die verstorbenen Familienmitglieder durchzuführen.
Dies prägte das tägliche Leben, den Klosteralltag.
Eine Fülle von Klosterordnungen, die Königin Agnes
erlassen hat, geben heute Einblick in den Tagesablauf von Nonnen
und Mönchen. Sie zeigen die Beziehungen der Orden untereinander,
die Ämteraufteilung in den Konventen und den grossen Einfluss,
den die Königin während ihren fast 50 Jahren in Königsfelden
auf die innere Organisation der Konvente ausübte. Genaue
Angaben zu Lebensmitteln, Bekleidung und Tätigkeiten lassen
detailreich die spannende Welt des mittelalterlichen Klosterlebens
aufscheinen.
Die Besucherinnen und Besucher nehmen bereits beim Eintreten
in die Klosterkirche Schatteninszenierungen und Raumklänge
wahr. Für den Ausstellungsrundgang erhalten sie einen audiovisuellen
Guide. Die Äbtissin, Guta von Bachenstein führt im
Wechsel mit einem Franziskanermönch zu den Schauplätzen
im Innenraum der Kirche und auf dem Areal des ehemaligen Klosters.
Spektakuläre Sicht auf die Glasfenster vom Lettner
Insgesamt
sechs Schauplätze bilden das Herzstück der
Sonderausstellung. Die ersten vier befinden sich im Kircheninnern:
zwei im Langhaus, einer im Chor und einer auf dem Lettner, wo
sich eine neue und nähere Sicht auf die Glasmalereien der
Fenster eröffnet. An den Schauplätzen werden überlebensgrosse
Schatten auf die Wände projiziert. Pferde, bewaffnete Männer,
ein Altar, Nonnen und Mönche erscheinen auf den Kirchenwänden.
Sie vervollständigen die Erzählung auf dem Audioguide
und beleben das Kloster mit dem Vergangenen und Abwesenden im
flüchtigen Schattenspiel. Dabei bleibt den Besucherinnen
und Besuchern nicht verborgen, woher die Schatten kommen bzw.
wie sie entstehen. Auf grossen Platten befestigt, dreht sich
die jeweilige Szenerie um eine Lampe und erzeugt den Schattenwurf
auf den Mauern. Die Inszenierung ist für die Besucherinnen
und Besucher sichtbar.
Ein historisch nachgebauter Klostergarten
Im Anschluss an die
ersten vier Schauplätze werden die
Besucherinnen und Besucher vom Franziskanermönch vor der
Kirche empfangen und auf das Areal des ehemaligen Klosters geführt.
Der Garten zeigt die vier Arten mittelalterlicher Klostergärten:
Heilkräuter-, Nutz-, Obst- und Kreuzganggarten. Danach übernimmt
wieder Guta von Bachenstein die Führung im ehemaligen Kreuzgang
des Klarissenkonvents, wo sie die vielfältigen Aufgaben
der Nonnen erklärt.
Das Frauenjahr im Kloster Königsfelden
Das Museum Aargau
präsentiert ab April 2012 Frauengeschichte(n)
anhand von sechs eindrücklichen Frauenportraits. Unter dem
Titel „Frauen vor! Weibliche Lebenswelten im Schloss und
Kloster“ wird in den Schlössern Lenzburg, Hallwyl,
Wildegg, Habsburg, im Kloster Königsfelden und im Legionärspfad
Vindonissa erstmals ein standortübergreifendes Thema umgesetzt.
Im Kloster Königsfelden steht Guta von Bachenstein, die
Seelenretterin im Blickpunkt. Aus einer adeligen Familie stammend
war sie von 1318 bis 1324 die zweite Äbtissin im neu gegründeten
Kloster (Gründung über drei Jahre: 1310 – 1312).
Ihre Nachfolgerin war ihre Schwester Benigna von Bachenstein.
Die Schwestern gehörten beide zu den ersten sechs Nonnen,
die 1312 im Kloster eingeschlossen wurden und für das Heil
der verstorbenen Habsburger beteten. |