30.6.10
Die ganze Welt ist Bühne
10 Jahre Haller Globe Theater – 85 Jahre Freilichtspiele
13. Juni bis 5. September 2010
2010 begehen die Freilichtspiele Schwäbisch Hall ein Doppeljubiläum:
10 Jahre Haller Globe Theater – 85 Jahre Freilichtspiele.
Das veranlasste das Hällisch-Fränkische Museum Schwäbisch
Hall, seine diesjährige Sommerausstellung den Haller Freilichtspielen
zu widmen. In Zusammenarbeit mit den Freilichtspielen Schwäbisch
Hall e. V., den Architekten der Arbeitsgemeinschaft Haller Globe
Theater und Jürgen Weller Fotografie entstand eine informative
und zugleich pfiffige Schau, die in die Geschichte der Freilichtbühne
einführt – übrigens die zweitälteste Deutschlands – und
das moderne, künstlerisch innovative Theater vorstellt,
zu dem sich die Festspiele in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt
haben.
Die monumentale Architektur der Freitreppe, die den Haller Marktplatz
mit der Stadtkirche St. Michael verbindet, inspirierte in den
1920er Jahren Robert Braun, Leiter des hiesigen Kurtheaters,
zum Spiel auf der Treppe. 1925 gelang es Braun trotz erheblicher
Widerstände seitens der Stadtverwaltung, seine Idee zu verwirklichen.
Er inszenierte mit über 250 Mitwirkenden Hugo von Hoffmannsthals
Mysterienspiel „Jedermann“ vor beziehungsweise auf
dieser grandiosen „Kulisse“. Seither bilden die 54
Stufen der 1511 vollendeten großen Freitreppe die einzigartige
Bühne für die Festspiele. Dem „aus sich selbst
redenden Schauplatz“ – der Kirchentreppe – entsprechend,
blieben für die Haller Freilichtspiele auch nach 1949, dem
Ende der kriegsbedingten Zwangspause, ernste Stücke verpflichtend,
bis 1974 der damalige künstlerische Leiter Achim Plato dieses
Tabu brach. Er brachte mit der „Weibervolksversammlung“ die
erste Komödie auf die Treppe. Seitdem hat sich das Repertoire
ständig erweitert und umfasst inzwischen alle Sparten des
Theaters bis hin zum Tanztheater und Musical.
Zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Freilichtspiele
im Jahr 2000 kam zu der Treppe eine zweite große Spielstätte
hinzu. Auf dem Unterwöhrd, einer Insel im Kocher, errichtete
die Stadt mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg
und im Zusammenwirken mit einer Gruppe Haller Architekten, engagierten
Bürgern und Firmen einen hölzernen Rundbau im Stil
des Londoner Shakespeare's Globe Theatre. Das unkonventionelle
24 Meter im Durchmesser messende, sechzehneckige Gebäude
mit überdachten Zuschauerrängen weckt bei den Besucherinnen
und Besuchern ein uriges „Theaterfeeling“. Erregte
das Globe Theater anfänglich noch den Unmut eines Teils
der Bürgerschaft, so ist es heute unumstritten und aus dem
Haller Theaterleben nicht mehr wegzudenken.
Die Sonderausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum
dokumentiert zum einen die 85-jährige Geschichte der Freilichtspiele
und zum anderen die Entstehung des Haller Globe Theaters von
der ersten Idee bis zur Fertigstellung. Darüber hinaus bringen
originelle Figurinen der für die Freilichtspiele arbeitenden
Kostüm- und Bühnenbildnerin Kathrin Busching, ein Bühnenbildmodell,
eine Inszenierung peppiger, von Kathrin Busching entworfener
Kostüme aus der Dreigroschenoper mit den entsprechenden
Fotos von Falk Wenzel und Szenenbilder des Fotografen Jürgen
Weller von Aufführungen im Globe Theater den Besucherinnen
und Besuchern die künstlerischen Möglichkeiten und
die eigenwillige Ästhetik der beiden so unterschiedlichen
Bühnen näher.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, dem 12. Juni
2010, um 16 Uhr im Hällisch-Fränkischen Museum sprechen
Bettina Wilhelm, Erste Bürgermeisterin der Stadt Schwäbisch
Hall, Christoph Biermeier, Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch
Hall, und Dr. Armin Panter, Museumsleiter.
Abbildung:
Kostüm aus der Inszenierung von Bert Brechts „Dreigroschenoper“ (Entwurf:
Kathrin Busching)
Foto: Falk Wenzel
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