11.5.09
Alemannengräber bei Bauarbeiten zerstört
(lkkn) Im neuen Hilzinger Baugebiet „Homboll III“ (Landkreis
Konstanz) wurden vor wenigen Tagen bei Bauarbeiten menschliche
Knochen entdeckt.
Kinder brachten aus einer Baugrube einzelne Skelettreste mit
nach Hause, die ein besorgter Vater am Abend der Kriminalpolizei
meldete. Die Beamten der Spurensicherung riefen noch in derselben
Nacht den Kreisarchäologen des Landratsamtes Konstanz, Dr.
Jürgen Hald, an den mutmaßlichen „Tatort“ in
die Hombollstraße.
Der Kreisarchäologe konnte rasch
bestätigen, dass es sich wohl um Gräber aus der Alamannenzeit
handelt. Die Untersuchung und Dokumentation der Baugrubenwände
am nächsten Tag zeigte dann, dass mindestens zehn Gräber
vom Bagger aus dem Untergrund gerissen wurden. Die noch in der
Baugrubenwand verbliebenen Knochen wurden vom Kreisarchäologen
und seinen Mitarbeitern in aller Eile dokumentiert und geborgen.
Der Fund einer eisernen Lanzenspitze sowie typischer Keramikscherben
belegen, dass die Gräber im 6./7. Jahrhundert n.Chr. angelegt
wurden und zu einer der alemannischen Siedlungen gehört
haben müssen, aus der sich Hilzingen entwickelte. Die Toten
wurden in West-Ost-ausgerichteten Gräbern bestattet. Nach
der Einschätzung von Dr. Jürgen Hald dürfte es
sich um das bereits 1921 entdeckte Reihengräberfeld handeln,
dessen exakte Lage aber nicht mehr bekannt war.
„
Leider wurde der Baubeginn trotz entsprechender Regelung im Bebauungsplan
nicht gemeldet“, beklagt der Kreisarchäologe. „Diese
für die Ortsgeschichte von Hilzingen wichtigen Funde hätten
wir ohne größere Probleme in kurzer Zeit bergen können.“
Die Baurechtsbehörden prüfen derzeit, ob ein Bußgeldverfahren
eingeleitet wird. Gleichzeitig werden die Besitzer der Nachbargrundstücke über
die Neufunde benachrichtigt. „Wenn wir frühzeitig
in die Terminplanung eingebunden werden, können wir schon
vor dem eigentlichen Baubeginn Grabungen durchführen, so
dass die Bauherren keine Verzögerungen befürchten müssen“,
erklärte Dr. Jürgen Hald, der alle künftigen Bauvorhaben
im Baugebiet überwachen wird. |