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Baugeschichte des Schlosses im Detail

Schloss Schwetzingen, Baugeschichte:  OstseiteSchloss Schwetzingen geht auf eine mittelalterliche Wasserburg zurück, die 1350 im Besitz der Schomberg erstmals erwähnt wird. Von dieser Anlage sind der südliche Turm und das nördlich anschließende Mauerstück bis zur Höhe des Obergeschosses erhalten und sichtbar. Ihre Gebäude lagen auf trapezförmigem Grundriss um einen kleinen Innenhof, der nach Osten zu durch eine Burgmauer abgeschlsosen war, ihr Umfang entspricht in etwa dem des Baus, den Kurfürst Ludwig V. dann errichten ließ. Um 1470 wird diesem Bau eine steinerne Kemenate in der Nordostecke des Innenhofs zugefügt, zu der der kleine spätgotische Eingang im Hof gehört.

Um 1525 beginnt Kurfürst Ludwig V. mit dem repräsentativen Ausbau der Burg, indem er das Erscheinungsbild nach Osten, zum Dorf Schwetzingen hin, durch Hinzufügen eines zweiten Standerkers vereinheitlicht und den Umfang der Burg durch Palas- und Ökonomiebau vervollständigt. Vermutlich wird zu seiner Zeit bereits die alte Mauer des Ostabschlusses niedergelegt und der Hof so geöffnet. Ein achteckiger Treppenturm vor dem Palasbau verstärkt zusätzlich den repräsentativen Charakter.

In dieser Gestalt überdauert das Gebäude die Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs. Kurfürst Karl Ludwig lässt nach 1655 den Treppenturm und die Reste eines hölzernen Arkadenvorbaus vor dem Palas (Ludwigsbau) abbrechen und durch ein geräumigeres Treppenhaus ersetzen. In das bis 1658 wiederhergestellte Schloss zieht seine morganatische Gemahlin Luise von Degenfeld ein und verbringt die meiste Zeit ihres Lebens hier. Auch seine Tochter Elisabeth Charlotte kommt oft hierher.

Erneute Zerstörungen im Neunjährigen Krieg (so genannter Pfälzischer Erbfolgekrieg oder Orléansscher Krieg) 1689 betreffen wieder nur das Innere, die Bausubstanz bleibt offenbar im wesentlichen intakt. 1698 gibt Kurfürst Johann Wilhelm den Befehl, den Bau im alten Umfang wieder aufzubauen, die Rohbauarbeiten unter dem Baumeister Adam Breunig ziehen sich jedoch bis 1701, die Innenausbauten bis 1706 oder 1707 hin.

1710 bereits fasst Johann Wilhelm den Entschluss, zeitweise in Schwetzingen seine Wohnung aufzuschlagen und ordnet den Ausbau des Gebäudes zur repräsentativen Schlossanlage nach barockem Muster an. Als erstes entstanden, wieder unter Adam Breunig, die Ehrenhofflügel links und rechts der Ostseite, die jedoch dem fürstlichen Raumprogramm einere Nebenresidenz nicht genügen konnten. Wohl noch vor ihrer Fertigstellung wurde daher 1715 unter Breunig und Sarto als Baumeistern mit dem Bau des Westflügels zum Garten hin begonnen, der auch die Unregelmäßigkeit im Grundriss des Hauptgebäudes korrigeieren sollte. Vollendet wurde der Westflügel erst unter Johann Wilhelms Nachfolger Karl Philipp 1716 oder 1717.

Bereits 1718 begann Alessandro Galli da Bibiena auf Befehl des Kurfürsten Karl Philipp mit dem Bau der Orangerie westlich des Schlosses. Sie lag etwa in der Mitte des heutigen Zirkels und öffnete sich halbkreisförmig zum Schloss hin. Ihr MItteltrakt wurde durch einen vorspringenden Risaliten, ihre Enden durch Pavillons betont. Ein gedeckter Gang, der Jagdtrophäen des Kurfürsten aufnahm, verband Schloss und Orangerie. Er ist heute noch in Teilen als Verbindungsgang ("Küchengang") zwischen Schloss und Zirkelsaal erhalten.

Erste Planungen unter Kurfürst Carl Theodor zum völligen Neubau des Schwetzinger Schlosses sehen 1748 ein quadratisches Schloss, einen sog. "Jagdstern", an der Stelle der heutigen Arionfontäne vor, das von vier viertelkreisförmigen Zirkelbauten umgeben werden sollte. Von diesen wird noch im selben Jahr durch Alessandro Galli da Bibiena, dessen Nachfolge Guillaume d'Hauberat antritt, als erstes ein Orangeriegebäude im Nordosten, der heutige nordöstliche Zirkelbau, begonnen.

Oben: Plan des Jagdsterns, der in der Mitte des neu anzulegenden Zirkelparterres zu liegen kommen sollte. Nicolas de Pigage, 1749

Links: Südlicher Zirkelbau

Nachdem Carl Theodor den Plan eines Jagdschlosses zugunsten einer repräsentativen Sommerresidenz aufgegeben hatte, legt der neue Bauleiter Nicolas de Pigage einen Plan vor, nach dem ein Neubau an der nördlichen Achse, nach der Hauptresidenz Mannheim zu, und zwischen dem bestehenden und einem neuen Zirkelbau im Nordwesten zu liegen kommen sollte. Der neue Zirkelbau scheint zumindest 1750 fundamentiert worden zu sein.

Als auch dieser Plan nicht weiter verfolgt wird, beginnt Pigage 1753 mit dem Bau des heutigen südöstlichen Zirkelbaus, was die Lages eines neu zu bauenden Schlosses auf die Stelle des alten festlegt. Dieses sollte abgerissen werden und Platz machen für einen repräsentativen Neubau.

Politische Umstände am Niederrhein, die Carl Theodor veranlassen, durch den Neubau von Schloss Benrath Präsenz gegenüber Brandenburg-Preußen zu zeigen, ziehen die erforderlichen Geldmittel an sich, so dass die Schlossbaupläne allesamt ad acta gelegt werden. Die in den 1750er Jahren ausgestatteten Zirkelsäle übernehmen daher wesentliche Funktionen fürstlicher Repräsentation, die im Altbau des Schlosses nicht zu verwirklichen waren.

In der Folgezeit entsteht, auch nach dem Weggang des Kurfürsten und der Verlegung der Residenz nach München, der Schlossgarten.

   
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